III, 183 – Geflüchtet

Die Uhrzeit kam schon hin, weil sonntags Oltre il Visibile schon um 18 Uhr projiziert. Das Pensum auch in etwa geschafft. Ging ich also tatsächlich mal wieder.
Ziemlich viel Menschen im Chiostro Boccarini, also unten. Von oben sah man’s dann besser. Riesige Wannen mit Nudelgerichten, Suppen, dazu Süßwaren, Leute vom Malteser Kreuz usw. Geldsammeln für Amatrice, hieß es, den neulich vom Erdbeben zerstörten Ort. Überall Plakate mit der Allegorie des Glaubens von Rubens, die im Museum zu sehen ist, das an den Kreuzgang angrenzt. Zum Film selbst kamen vielleicht zehn Leute. Darunter auch die eine, die sich bei FB so begeistert über das Gemälde geäußert. Ich sprach sie aber nicht darauf an. Machte nur eine kurze Bemerkung zu Di Dio, der in Erwartung des Films heute den Saal mit Dylan beschallte.
Also >>>>’Revolutionary Road’ (Zeiten des Aufruhrs). Das Thema paßt ja, hatte ich gedacht. Ehedrama. Und paßte dann tatsächlich so gut, daß ich es nach einer Stunde nicht mehr aushielt, und gehen mußte. Der Film verstörte mich immer mehr mit den ständig enttäuschten platten Illusionen. Vielleicht liegt seine Bravour darin, die Plattheiten eben nicht zu vertuschen. Da ist nichts Allegorisches mehr, wie ich es noch bei ‘Antichrist’ empfunden hatte, der mich gerade deshalb sehr viel stärker angezogen und mir Spielraum zum Identifizieren gelassen hatte. Hier war es nur noch wachsende Abwehr. – Ich ging, als er meinte, sie solle zu einem Psychologen gehen. Meine tat’s damals schon von selber und zog mich dann langsam in den ganzen Therapie-Wahn mit hinein. Also abermals die ganzen Mechanismen, was man so als Lebenslüge bezeichnen könnte.
Unten im Chiostro war’s noch voller geworden. Abgesehen davon, daß man während des Films eine Frauenstimme unten eine Rede schwingen hörte, wahrscheinlich die neue Bürgermeisterin. Höchstens zwei-drei Gesichter, die mir aber dennoch Unbekannte sind, was man so auf der Straße oder sonstwo zufällig sieht. Beim Hinaufstieg vor mir zwei Osteuropäer (vielleicht Rumänen, slawisch klang’s nicht, und rumänische Autokennzeichen sind nichts Seltenes), ständige Interjektion in ihrem Reden: “Cazzo!”.
Erholte mich dann beim >>>> ‘Traum der roten Kammer’.

templi passati
le criselefantine
statue dell’essere
roba da credenza
di salotti per bene
bonsai d’un nanismo
che le esse o esse
se li cerca sui libri
che parlano di ES
col brivido di forse
averne uno anche lui

(12.9.07)

Noch böser wär’s, hieße es am Ende “lei”. Und wahrscheinlich wird’s am Anfang auch so gewesen sein.

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