III, 205 – Ich regne : Körperlogik

Gestern abend dann noch aus Jux, nachdem der Schönwetterbauer noch kurz vorbeigeschaut auf ein Gläschen Wein, im Tractatus gelesen, den ich eh’ nicht versteh’, wenn er mit seinen Gleichungen anfängt. Plötzlich aber die Idee, statt ‘Logik’ ‘Körper’ zu lesen. Der Körper muß für sich selber sorgen. Und: Wir können uns, in gewissem Sinne, nicht im Körper irren. Somit ist die Logik die Negation der Medizin. Dacht’ ich. Scheinbar denk’ ich’s immer noch. Auf jeden Fall ein hübscher und wahrscheinlich unlogischer Leseschlüssel. Bei einem Intelligenztest der Süddeutschen bin ich mal sang- und klanglos durch die ganzen Logikprobleme gerauscht. Nichts! Werd’ mich also fortan an keine Intelligenztests mehr trauen.
Das Rauschhafte schon, ohne alle Etikettierung. Beim Auslesen des ‘Marmorbildes’ von Eichendorff ging’s mir so. Absolut psychedelisch. So wie es meinetwegen mal geschehen ist (und es mir dabei genauso ging), als ich über Kopfhörer mal die Beatles hörte und dabei ‘Minima Moralia’ las, oder mal gleichzeitig Jarrett und Bach hörte. Es geht. Nur das eine Mal, da wir zusammen waren und ich es fast schon mit Musik inszenieren wollte, da stieß ich auf heftigsten Widerstand. Das war dann dumm. Es ging an der Logik der Körper haarsträubend vorbei. Andererseits hatte ich sie lange nicht bei mir gehabt, und in der Abwesenheit ist Musik zuweilen ein mächtiges Vehikel. Alles wird zum Roy-Black-Schlager. Und wenn’s die Matthäus-Passion ist. Und sei’s auch das Heraufbeschwören der Vieltausendstimmen eines Marktplatzes, meinetwegen in Catania.
Ansonsten entzündet ein solches Vorgehen dann doch die Bretter vorm Kopf. Die Holzscheite im Ofen, die man nicht mehr sieht, weil mittlerweile die Glasscheibe vollgerußt. Zum Kontrollieren wäre die Klappe zu öffnen und Rauch einzuatmen. Die Entwindung der freien Luft. Immerhin noch ein kleiner gelber Fleck hinter der weniger eingerußten Stelle. Aus der Schwärze aber strahlt die Wärme nach wie vor.
Man erinnert sich vielleicht an den >>>>26jährigen, der vor ein paar Wochen hier war, ein Cousin des Schönwetterbauern, bei dem er, der Cousin, jetzt nach der katastrophalen Leipzig-Erfahrung wohne. Der schickte mir ein Präsentchen, eingewickelt in Zeitungspapier. Kurioserweise die Seiten mit den Kontaktanzeigen. Erinnerte mich an Tipp- und Zitty-Zeiten. “bin s. fantasiev., zeigef., tol.”. Darin eingewickelt zwei CDs. Eine NDW-Compilation mit dem Titel “99 Luftballons” (hatte ich ihm hier vorgespielt, ich geb’s zu, mit den Worten: “Ich mag den Duktus der Aussprache des Deutschen.” Stümpt auch jetzt noch.) und ‘Can’. Nett! Er hat sich an mich erinnert.
Ulpia wird wahrscheinlich nicht meine Hofnachbarin werden. Sah gestern die Wohnung oben. Wäre zwar interessiert, aber zuviel Arbeiten nachträglich, die unter anderem auch das Dach betreffen. Also horrende Spesen. Und am Samstag, wie sie mir schrieb, sind weitere Wohnungsbesichtigungen angesagt.

übersetzungen sind etwas feines, wenn man das original nicht versteht, und in meiner hybris macht mich das kirre, denn der englische text hat: „but the circular body of the universe no one has ever destroyed or changed“, also keiner habe je den kreisförmigen körper der welt zerstört oder verändert. es ist wohl eine gegenseitigkeit anzunehmen, in der das zusammenhängende sich nicht in subjekt und objekt scheidet, als wollte ich sagen: „ich regne“.

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