III, 240 – Zwischenheit

Es sei der beste Düsenjäger auch bloß ein Bakterienträger, sagt er und quasselt mir, während ich dieses schreibe, mit einem “Du, die quasseln da draußen schon wieder” dazwischen.
Denn wer einen Satz liest oder aus der lamäng erfindet, der brennt (d.h. der Satz), hat immer die Neigung, sich wie ein Wasenmeister zu verhalten, der bei einem Bauernhofbrand (Feuersbrunst) sich beeilt, die Nachricht davon wie einen Brand weiterzubreiten, wobei ein solcher Mensch bei Bernhard als “Sensationsfrohnatur” charakterisiert wird. Um sich dann eigener Situationen zu erinnern und diese wiederzugeben, weil es nicht angeht, bloß mit offenem Maul dazustehen und mit einem “Aha!” zu antworten, wie in der nächtlichen Eisenbahnreise, die ich vorgestern abend vorgelesen aus ‘Die Frauen von Messina’ von Elio Vittorini, wo es tatsächlich äußerst wichtig war, überhaupt erst einmal ein “Aha!” zu produzieren.
Denn in den “Ahas!” wohnen die Geschichten, sie sind die ersten Stücke der Eierschale, die man abpellt, um dann irgendwann ans Gelbe zu kommen.
Als er, eine Stunde vor der Eingangspassage, aus einer Art Entrücktheit heraus und von dieser wie zu Tränen gerührt wieder auftauchte (möglicherweise, weil er der Epopöe eines Zaunkönigs aufgesessen), brauchte ich ihn nur zu den Weinschläuchen zu führen, die Ninno in der Zwischenzeit seiner Zwischenheit gebracht:

Gierige Hände pressen meine prallen
Flanken (die ausgedörrten Augen schlemmen
noch vor den Lippen); Hände heben, stemmen
mich zu Gesichtern, staubig und verfallen.

>>>> D’Annunzio, Alcyone, dt. von Ernst-Jürgen Dreyer
.
Als ihm dann irgendwann plötzlich danach war, die Fensterläden in die Dunkelheit hinein zu öffnen, erschrak er, als sähe er in die Bewußtlosigkeit der Dunkelheit (Bernhard, Frost) hinein, ohne daß ihm wie im Kontext des Zitats ein Schneien in dicken Flocken, vermischt mit Feuerfunken, drohte, und machte die Fensterläden gleich wieder zu.
Um den Kopf, als ich Holz für den Ofen hereinholte, herrschte Brandkälte, verursacht durch die heftige Bewegung des feuchten Windes, der die Pflastersteine in der letzten Nacht, in der ich eingetaucht gewesen, als gäbe es das alles nicht, mit Nässe überzog. Und als ich aufwachte, mußte ich erst darauf aufmerksam gemacht werden.
So hockt hervor, nicht wirklich glaubend, in den Tag, wes Aug’ ihm nur verstohlen mag vertrauen.
Und unterm stillen Sichelmond zeigt keck die Venus, wo sie wohnt…

III,239 <<<<

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