III, 260 – Ins Dunkle sich erhellend

Aufwachen mit sich selbst, mitten in die Nacht hinein. Und denken: Hi, bro! Ich weigerte mich, auf die Uhr zu schauen. Es hätte einer störenden Verrenkung und Verengerung des Engerlinggefühls bedurft. Und doch auch kein Vegetieren, ein Wort, in dem sich Pflanzen- und Tierwelt zusammenfinden. Neinnein, ich formulierte Lyrisches, wovon ich aber nichts mehr weiß. In die Nacht hinein gesprochen. Der Platz noch im Lampendunkel. Der Himmel absentminded. Auch kein Regengeprassel.
Ich glaube nicht, daß Ich dahinter steckt. Denn das, wie die Gesetze schlafen (Montaigne), schlief. Es war zu müde geworden gestern abend unter der Last des Über-Ichs, heißt der Arbeit. “God kann sich nicht selbst löschen”, war so ein Satz in der Arbeit. Aber es ging um eine ellenlange Liste von all dem, was einem am PC angezeigt wird.
Heißt mithin: Gott ist nicht selbstmordfähig. Und ödipal gesehen, geht nur die Richtung: Sohn erliegt seines Vaters wegen, der ihm die Mutter untergeschoben. Beim Fürsten Saurau war alles ganz anders. Aber Bernhard ist nun mal ein Selbstmordträchtiger, den ich mir antue, scheint’s. Man soll seinem eigenen (nicht Bernhards) Wollen nicht widersprechen. Sonst fällt das Gerüst vor der eigenen Fassade in sich zusammen. Die armen Bauarbeiter! Obwohl, auf dem Gerüst vor der Fassade der Kirche Sant’Agostino sah ich schon lange keine mehr.
Es ging gestern abend sogar so weit mit der Arbeit, daß ich es nicht mehr schaffte, nicht mehr die Lust hatte, es zu schaffen, die eingeweichten Steinpilze zu verarbeiten, so daß ich mir eine Packung bereits vorgekochter Bohnen aufriß, Ketchup dazugab und Brot dazu aß. War eine ferne Reminiszenz zu meiner England-Reise. Da gab’s mal Ähnliches.
Auf die Reise wiederum kam ich über Deep Purple. Jemand hatte etwas eingestellt. Mußt’ ich mir natürlich anhören. Und der Freund, mit dem ich damals nach England ‘trampte’, der hatte alle Platten von denen und noch manch anderen Gruppen. Die besorgte er sich nämlich bei Woolworth in Wolfsburg, indem er die Sonderpreisschilder von den Platten ablöste, die ihn nicht interessierten, und sie auf die Platten klebte, die ihn interessierten. Oft stand ich dabei Schmiere.
Nur in London klappte das nicht. Bei den Zeitungsauslagen, die freiwilliges Bezahlen heischten, bezahlte er einmal nicht. Ein älterer Engländer sah’s und hielt ihm zurecht eine Strafpredigt. Mir war’s peinlich.
Die andere Geschichte, die dabei aufwaberte, bleibt mir nach wie vor und weiterhin so präsent und entfernt wie das Wachen in der letzten Nacht. Über etliche Kilometer auf wenig befahrenen Straßen war ich quer durch den Landkreis nach Wesendorf gelangt (Daumen raus). Dort gab es eine Diskothek. Hieß “Wiesengrund”. Aber noch bevor ich sie betrat, muß mir jemand etwas zu rauchen gegeben haben, so daß ich in der Hinsicht tatsächlich einen Filmriß habe. Wie ich wieder in mein Dorf kam, und was da sonst passiert ist: schleierhaft.
Ich denke tatsächlich immer noch: wäre ich in einer größeren Stadt aufgewachsen, ich fürchte, die Drogen hätten mich recht in die Kralle genommen. Besonders in den Jahren zwischen Pubertät und “Halbstarksein”. Eine sehr labile Zeit.
Im Endeffekt war dann Arno Schmidt der Seelsorger nach Irrungen und Wirrungen (heißt “Transzendentale Meditation” und “Kommunistischer Bund Westdeutschlands”). Ihm sei Dank!

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