Das Arbeitsjournal des Sonntags, den 18. Juni 2023. Mit dem Berliner Bücherfest nachher, vorher in der Lindenoper und einiger Unruhe, da ich nicht weiß..

[Arbeitswohnung
Eötvös, Zweites Violinkonzert (2012)]
Freundin, ich arbeite langsam, sehr langsam zur Zeit – etwas, das mit einigen Ungewißheiten zusammenhängt, die ich aufzulösen nicht oder noch nicht vermag; etwa bekomme ich trotz Nachfragens keine Rückmeldung wegen der nun abgegebenen ersten Fassung meiner nächsten Hochzeitsrede — liege/lag ich so sehr daneben? … aber dann  müßte ich doch ändern, müßte wissen, wo und warum ..! — nichts. Es ist, als würd ich geghostet. Dazu eine, ich schreibe mal, gesundheitliche Unruhe, derethalber ich ständig übers Sterben nachdenke, nein, nicht besorgt, schon gar nicht in Panik, sondern so pragmatisch wie bilanzierend. Anlaß waren einige ausgesprochen harte Hustenanfälle nachts mit in der Luft- oder Speiseröhre hartnäckig nachätzenden Auswürfen; also stellte ich meine Tabakpfeifen endlich weg und habe jetzt überdies mit dem Entzug zu tun. Was wiederum zu Ermüdungserscheinungen führt, die ich so nicht gewöhnt bin; jedenfalls lege ich mich alle zweidrei Stunden für eine halbe Stunde hin, stehe dann erfrischt wieder auf. Tatsächlich war ich am Tag nach dem heftigsten Nachtanfall ziemlich verfiebert; brauchte auch nur einen Tag, dann ging es wieder. Und dennoch. Meine Laborwerte allerdings, die diese Woche kamen, sind alle gut; Tumormarker gibt es keine. Seit drei Tagen geht die – vor allem nächtliche – Husterei auch deutlich zurück, mein Unbehagen aber nicht.
Das ich, wenn auch ein anderes, schon bei der Uraufführung von Peter Eötvös’ens → “Balladen-Oper” Sleepness nach Jon Fosse hatte, November 2012. Aus Achtung vor dem Komponisten indes, auch wohl vor seinem Alter, in das ich keinen Unrat werfen wollte, und vor allem aus Liebe zu seinem Zweiten Violinkonzert hatte ich mich seinerzeit entschlossen, das Stück nicht zu besprechen; ich hätte es verreißen müssen. Und vergaß es so sehr, daß ich mir jetzt abermals eine Pressekarte erbat, sie auch bekam, und erst, als der Vorhang sich hob, begriff, das Stück schon einmal gesehen zu haben — sowie mich an alles, alles erinnerte. Leider war es nicht besser geworden, kam mir sogar noch schlimmer als in  meiner Erinnerung vor. Und konnte und kann mich nun nicht mehr drücken. Meinen Text habe ich vorhin an Faustkultur geschickt; ihn zu schreiben, war nach wie vor nicht leicht: nahezu drei Tage habe ich gebraucht. Wird er erschienen sein, werde ich ihn Ihnen verlinken. [NACHTRAG, 26.6.: Hier → ist er.]
Übrigens können sie sich heute abend selbst ein Bild machen, und Ohr; es gibt noch → Karten.

Weiter an den frühen Gedichten gearbeitet, an einem nächsten. Noch aber gefällt das Ergebnis mir nicht. Die Behrens, also → ihr Debut, zuende gelesen, dessen letzten vierzig Seiten einfach nur hinreißend sind. Dazu mehr ein  andermal. Scotts → Chrystal Croftangry angefangen, bin mir aber unsicher, ob ich da weiterlese; mir eigentlich zu weit von mir weg, meiner Zeit. Dafür erreicht mich eine Büchersendung Ulrike Schrimpfs: Pariser Skizzen / Je te flingue. Die ersten sieben Gedichte las ich bereits, und tatsächlich, sie gefallen mir gut. Anders als → das Ghostbuch treffen sie mich. Möglicherweise werde ich auch hierüber schreiben — aber dafür brauche ich, allein schon fürs Lesen, Zeit. Ein Gedicht “einfach” hinterm andern “geht nicht”, nicht für mich. Aber lesen (hören!) Sie selbst:

sind alle eins ohne ein angesicht
unter den achseln vergraben sich
die gestalten mit eistüten in der
hand wenn ein mädchen schreit lippen
auseinandergezpgen drehen beine
scheiben tout passe schwere scheiben
tout casse drehen weiter tout basse
und eine ungeheure welt erhebt den
schädel mit mähne
(welt mit mähne / coup de théâtre)

Ja, hiermit werde ich noch zu tun haben. Mich aber gleich mal zum → Berliner Bücherfest aufmachen, schon um meinen Elfenbeinverleger zu sehen, der zwar nicht wirklich, wie er gestern schrieb, Zeit haben werde, aber doch einen Kaffee mit mir trinken wolle. Und mal schauen, wen ich sonst noch so treffe. Vielleicht stelle ich hernach hier noch ein paar Fotos hier ein. Es kann dafür aber Abend werden,

Ihr ANH

*

[Mittags, Bebelplatz:)

 

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2 thoughts on “Das Arbeitsjournal des Sonntags, den 18. Juni 2023. Mit dem Berliner Bücherfest nachher, vorher in der Lindenoper und einiger Unruhe, da ich nicht weiß..

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