Freitod, paradoxal.

Man ist für den Selbstmord bereit, wenn die Angst vor dem Schmerz keine Rolle mehr spielt. Dann allerdings hat dieser Akt eigentlich keine Funktion mehr.

(CCCLV ).

[Logisch betrachtet, gehen hier zwei Begriffe von Schmerz unerlaubt durcheinander: der seelische und der körperliche, der durch den Akt zu erwarten ist. Da er eine neue Art Schmerz ist, eine ungewohnte, erwartet man zugleich von ihm die Erlösung: er deckt sich über den vertrauten Schmerz, deckt ihn zu; momentlang, danach ist – hoffen wir – sowieso Ruhe. Andererseits ist es ja die Angst vor dem Schmerz, die wir haben und die uns vor dem Akt noch bewahrt, wobei wir ihn insgesamt nur erwägen, nicht weil wir leiden – das ist stets schon, wie alle Gegenwart, vorbei -, sondern weil wir Angst vor weiterem Leiden, vorm Weiterleiden haben. In genau dieser Angst gehen der körperliche und seelische Schmerz nun eben d o c h zusammen. So daß das Paralipomenon recht hat.]

2 thoughts on “Freitod, paradoxal.

  1. >Hindurchatmen< Zwei Säulen der Angst - statt des Schmerzes - meine ich noch unentdeckt gesehen, hier gelesen zu haben:
    Madáme ‘Nichtsättigung’ (besser bekannt als D i e N e u g i e r), denn stets hat ein punktuelles Ende eine Rückwirkung auf die noch ‘im’ Leben befindliche Vorstellungskraft hinsichtlich dem noch zu Verseumenden, dem zukünftig noch zu Erwartenden. Dies – sofern noch gegenwärtig – schmerzt, und läst daher neue A n g s t aufkeimen, obwohl bereits jedwede Ausprägung von ‘Angst’ längst aus dem Geist und dem Körper gebannt schien. Doch nur zunächst.
    Dann wäre da noch Madáme G e w i s s e n (besser bekannt i.V. mit dem Vorhängsel: ‘schlechtes’). Sollte tatsächlich kein einzig in Erwägung zu ziehender Aspekt der Gewissenspenetration vorhanden sein, bliebe auch der quälende und schmerzliche ‘Notstrom’ – generiert aus dem Rohstoff ‘Gewissen’ – erspart. Dann freilich könnte der Weg frei sein. Schmerz, respektive Angst, wird dem Zustand, in welchem die ‘Entscheidung’ zu treffen ist – behaupte ich -, zu viel Bedeutung beigemessen. Es laufen parellel – in unterschiedlicher Ausprägung – unvorstellbare, tiefenneurale Vorstellungsstränge neben- sowie nacheinander her/ ab, in deren Kosmos allein der ‘Schmerz’ als solcher kaum noch wahrgenommen wird. Es lebt sich nicht mehr klar, Eindrücke verwässern sich gegenseitig. Nur die nach Realität greifenden Instinkte verhindern ein völliges Abgleiten in die berauschte ‘Leere’. Durchatmen.

    GsP

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