Denken Sie an die Seele. An Diotima.

(…) Ich bin überzeugt davon, daß wir keine haben. Ich bin aber überzeugt, daß sie dann w i r d, wenn wir an sie glauben. Und wir können an sie sogar dann glauben, wenn wir zugleich überzeugt davon sind, daß es keine gibt.
H i e r liegt das Geheimnis. Jemanden um seiner selbst willen zu lieben, geht gar nicht, weil niemand motivlos lieben kann, so wenig, wie er sich auch sonst motivlos verhält. (…)

9 thoughts on “Denken Sie an die Seele. An Diotima.

  1. durch “glauben” wird erfunden. durch glauben gibt es einen gott, durch glauben gibt es die physikalischen gesetze, durch glauben gibt es die ein oder andere ansicht. glauben heißt “er-finden”. glauben wiederum entsteht durch “überzeugung”, wird er-zeugt. ich glaube nicht, daß hier ein geheimnis vorliegt. ein geheimnis geht davon aus, daß etwas noch nicht gewußt wird, aber gewußt werden kann.
    verzeihen sie. sie sprachen einmal von “nullsätzen”. die finde ich bei ihnen nun auch.
    mit der “motivation” gehts nachgerade weiter. machtmotivation ist ja nun wirklich kein geheimnis, daß sich erzeugen, erfinden, oder eben: glauben läßt. es liegt offen da.

  2. nullsatz mit substanz letzten endes basiert alles nur auf glauben, denn wir sind gefangene unserer eigenen vorstellungskraft; schließlich kennen wir niemanden, der uns von einer anderen wirklichkeit erzählen könnte. Wir leben in einer geschlossenen welt, und ob wir diese mit unseren beschränkten sinnesorganen wahrhaftig wahrnehmen oder nicht, kann höchstens ein aussenstehender beurteilen, aber niemals wir selbst. – Dies führt uns direkt zu der frage, ob der mensch tatsächlich einen freien willen hat, oder nicht. Ich persönlich tendiere eher zu der meinung, dass dies gar nicht möglich ist, weil der mensch ein vorprogrammiertes herdentier ist, und selbst wenn er ein einzelgänger mit eigenen schaltkreisen wäre, würde er immer noch so stark von seiner umwelt beeinflusst, dass er nicht ganz willensfrei wäre, sondern sich stets gewissen umständen oder situationen anpassen müsste, wodurch sein sogenannter freier wille wiederum beeinflusst würde, und somit kein völlig autaker wille mehr wäre. davon abgesehen wurde sein freier wille bereits bei der geburt genetisch determiniert; ich denke, dies wird am ehesten deutlich, wenn man beispielsweise das werk eines berühmten schriftstellers oder wissenschaftlers in relation mit der zeitgeschichte, seiner herkunft, bildung und den kulturellen ereignissen seiner epoche setzt. überdies ist der glaube tief im menschlichen gnom verwurzelt, und der grund dafür ist, dass nichts sicher ist und beinahe fast alles wiederlegt werden kann, der mensch sich aber seit seiner geburt gerne in sicherheit wiegen möchte. nicht umsonst wird er während der pupertätsphase zum erstenmal unsicher, wenn er sich abzunabeln versucht. außer dem drang nach sicherheit dient der glaube natürlich auch als ersatzbefriedigung, wenn z.b. mein leben ansonsten völlig leer erscheint, dann wende ich mich an einen religiösen glauben, der die leere in mir ausfüllt; ob er dies aber wirklich imstande ist, bleibt eine reine glaubensfrage. und letztendlich wurde der glaube auch zu allen zeiten von verschiedenen organisationen mißbraucht, und wird es auch heute noch. Nur ein beispiel, z.b. die werbung, die uns glauben macht. Und die frage, ob der mensch eine seele hat, führt direkt zu der frage, ob tiere nicht ebenso eine haben können oder dürfen. Und dies führt uns wiederrum zur gehirnforschung, die aktuell als ebenso umstritten gilt, wie die frage nach einer seele. wir machen uns glauben, damit wir glauben, dass wir glauben können.

    1. sehen sie, ich frage mich oft, WAS hier eigentlich gesagt wird. und ich hätte sicher nicht geantwortet, wenn ich mir nicht gedanken darüber gemacht hätte, was herr herbst wohl damit im sinn hatte, gerade diesen auszug einer korrespondenz hier einzustellen. der eigentliche grund meiner antwort (und ich vermeide antworten hier, weil die dschungel eine schmierige angelegenheit sind, denn entweder greift man herbst völlig blöde an, oder man leckt genauso blöde seine scheiße vom boden weg – in beiden fällen denkt man aber nicht, sondern schwatzt nur) war eben dieses gewunderbare. mich würde mal interessieren, was das hier alles für leute sind, wahrlich. mich beschäftigen schon seit den HEIDELBERGER VORLESUNGEN einige dinge, die da einfach so im raum stehen, sätze, die mich einfach verückt machen, nicht weil sie so gesagt wurden, sondern weil keiner eigentlich fragt, was das ganze zu bedeuten hat.

    2. also der freie wille drückt sich sicherlich schon mal durch eine dezidierte verneinung aus : ich will dies oder das nicht tun / essen / lieben usw.
      sicherlich könnte ich sagen ich wäre determiniert und den ganzen tag gummibärchen
      oder chips fressen bis der arzt kommt.
      dann verdrängte ich aber dass es noch 5000 andere nahrungsquellen gibt.
      und darauf könnte ich immer noch sagen ich wäre determiniert.
      sicherlich.
      und so kann ich durch die welt gehen :
      schau mal der kölner dom wie herrlich der mich jetzt wieder determiniert, aber jetzt
      werde ich gerade von einem ungeheuren verlangen nach mandeleis determiniert.
      eine weitere hirnphysiologeische determinierung quatscht da aber rein sie will mangoeis !
      es gibt aber denkakte, es gibt entscheidungsakte, es gibt willensakte
      die sich aus einem reservoir an erfahrungen jeweils herauskristallisieren
      dieses reservoir bietet uns z.b. handlungs/ denk/entscheidungs/alternativen an
      der willensakt erzwingt sie, was man in der regel (selbst)disziplinierung nennt.
      angenommen man wäre robinson c., so entsteht diese disziplinierung direkt aus
      der umwelt ( natur ) im verhältnis zur physis und nicht aus einem gesellschaftlichen
      kontext.
      wenn man dann noch ganz spitzfindig ist, sagt man dass man halt aus der materiellen
      welt nicht herauskommt solange man selbst teil der materie ist und dass es demzufolge keine freiheit gibt.
      der freie wille wäre letztlich die freiheit zwischen unfreiheiten zu wählen.
      naja, eine frage der betonung ( z.b. ) für mich.

    3. unsere freiheit geht zumindest so weit, daß wir uns für denkfiguren entscheiden können. alles ist so, wie wir es sagen. sagen wir, wir sind determiniert, dann ist das in ordnung; sagen wir, wir haben einen freien willen, dann ist das nicht minder richtig. wir dürfen nur nie davon ausgehen, daß es eine wahrheit gäbe. selbst wenn wir die logik bemühen, müssen wir uns fragen: für welche logik entscheiden wir uns? bleiben wir bei aristoteles, der eine selbstreferenzialität verbietet oder entscheiden wir uns für die autologik eines lars löfgren. wichtig erscheint mir, daß alles, was wir denken, jederzeit auch wiederum von uns bezweifelt werden sollte.

    4. kommt drauf an als was wir uns sehen …
      sehen wir uns als künstler so haben wir weitaus mehr freiheiten mit z.b.
      sprache usw. umzugehen als jemand der gesetzestexte schreibt.
      und das finde ich aber auch unglaublich wichtig.
      sicherlich lässt sich immer alles anzweifeln aber wie karawane sagte es wird eigentlich
      angezweifelt qua gesellschaft.
      wären wir robinson c., wir würden funktionalität anzweifeln, nicht ästhetik – früher
      oder später -irgendwann würden wir wohl auf die komischsten sachen abfahren.
      deshalb scheint der “freie” wille auch eher zu verneinen : zweifel.
      diese verneinung wird aber recht schnell zur einer affirmation, es sei denn man ver-
      neinte alles – am ende incl. ein etwaiges absolutes “nichts” dazu.
      ( letztlich eine hochindividuelle, subjektive “geschichte” … )

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