Bureaucratie. 22.01. 2009. Paul Reichenbach schwärzt einen Ausdruck an.

Zwischen Obamas Inthronisierung, 24 Stunden Blutdruckmessung und Besuchen im Krankenhaus Gedanken über Bürokratie. Anlass ist der Schilderwald, der sich vom Bürgerhospital zum Marienkrankenhaus entlang zieht. Jeder Besuch bei meiner Mutter, deren Adern auf Durchlässigkeit im Bürgerhospital geprüft werden, gerät, wegen der Parkplatzsuche, zum Stress. Meist stelle ich, den Warnblinker eingeschaltet, das Auto in die zweite Reihe und hoffe dann inständig, dass niemand meinen Skoda anfährt. Bis jetzt ist noch nichts passiert. Die städtische Knöllchenbürokratie, hat mich bisher mit ihrer „Zettelökonomie“ verschont. Was sicher daran liegt, dass gegen Abend die Mehrheit kommunaler „Ordnungsschaffner“ bereits ihr Tagwerk hinter sich hat. Auch die Bürokratie braucht Entspannung und Schlaf. Das Wort Bürokratie, schon beim Schreiben fallen mir nur negative Zuordnungen ein, hat einen, abgesehen von der angedeuteten franz. Herkunft, diffusen Ursprung. Die erste Hälfte des Wortes kann auf das lateinische Wort burrus zurückgeführt werden. Burrus bezeichnet eine dunkle und düstere Farbe, die einen feierlichen Eindruck macht und möglicherweise zur Verhüllung „böser“ Taten passt. Im Altfranzösischen gab es ein verwandtes Wort, la bure, was soviel wie eine Art Tuch bedeutete, mit dem man vor allem an Orten, wo öffentliche Instanzen ihre Tätigkeit ausübten, die Tische bedeckte. Offenbar hielten sich schon in lang vergangenen Zeiten die Beamten für zu gut, um ihre Arme auf einen ehrlichen Tisch zu stützen. Vom Tischtuch ist das Wort dann auf den Tisch selbst übertragen worden, der den Namen bureau erhielt; als nächstes wurde es auf das Amtszimmer übertragen. Ein franz. Handelsminister, ein Westerwelle aus dem 18. Jahrhundert, ein gewisser >>>>Vincent de Gournay soll sich als erster die faktische Regierung vergegenwärtigt haben, die sich hinter dem Begriff bureaucratie verbarg. Das neue Wort, eine scheußliche Kopplung von französisch und griechisch schien nicht dazu bestimmt, und das gilt bis zum heutigen Tag, dem Beamtentum Freunde zu schaffen. Und doch setzte es sich allmählich, infolge seiner schneidenden agitatorischen Schärfe, im allgemeinen Sprachgebrauch durch und tauchte dann auch in anderen Ländern Europas auf. In Deutschland kam es im 19. Jahrhundert in Mode, wo sich ein hoch entwickeltes, aber dem Geist der Autorität unterworfenes Beamtentum, dem Einbruch liberaler Ideen ausgesetzt sah. Es dauerte nicht lange bis unsere Vorfahren, dem Wort „teutonische“ Zöpfe geflochten hatten und es Bürokratie buchstabierten.

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