Paul Reichenbachs, Freitag der 25.August 2006. Ins Joch gespannt.

Ins Joch gespannt, es scheuert im Nacken, zieh ich den Karren , weiß nit wohin. Am Wegesrand winken sechs Narren, wovon ich einer bin.

3 volle Körbe mit Pilzen fand die Sippe heute, ich trabte mit. Meine Gleitsichtbrille fand nichts, während die Unbebrillten durch den Wald brüllten. „Hach, eine Braunkuppe, Huh ein Steinpilz, Oh, da ist eine Ziegenlippe und eine Krause Glucke!” Meine Frau war happy. Jetzt sitzen sie in unsrer guten Stube putzen die Beute und hecheln, hecheln und hecheln. Die ganze Affenbande brüllt: Möbelhändlers bleiben bis Sonntag!! Sloterdijks Weltinnenraum ist bis Sonntag geschlossen. Und von IHR, unsrem Schatten, meine Sucht, immer noch keine Mail.

18 thoughts on “Paul Reichenbachs, Freitag der 25.August 2006. Ins Joch gespannt.

    1. naja. was soll ich sagen. also ich finde das – merkwürdig. wozu denn? man liest ihr blog, weil man an ihren beiträgen interessiert ist, und nicht an den tagebucheinträgen anderer, die möglicherweise fiktionale figuren sein könnten etc — natürlich sei es ihnen unbenommen; ich finde das aber einen schritt in die falsche richtung. (die gedanken anderer können ja weitgehend in den postings dieser personen leben.) das nur meine kleine provinzielle meinung. 🙂

    2. Und der angestrebten Ästhetik Der Dschungel, ferromonte, wäre es lieb. Würden es noch sehr viel mehr Tagebuchschreiber, die auch geschlechtlich andere wären, vielleicht auch eines Tages in ihren Sprachen. Aber immer ginge es um persönliche Aufzeichnungen, um wirkliches Tagebuch. Und es bleibt auf das Tagebuch beschränkt, interagierte aber selbstverständlich mit den übrigen Rubriken.

    3. Gut, ferromonte, sehr gut. Denn die hier im Tagebuch schreiben werden, l i e b e n die Ästhetik Der Dschungel. Nicht mich, nein, gewiß nicht, aber das Utopische, das hier begonnen wurde. Das, für das ANH steht. Und das ist ein anderes als das, wofür der Ribbentrop steht, der ich bin und mittlerweile gerne bin – als Vater eines Ribbentrops, eines kleinen. Das ist mein persönliches Problem, deshalb stellte ich das Tagebuch, aus persönlichen Gründen, für mich ein. Lassen Sie uns sagen, es sei Schwäche, aus Liebe, aber Schwäche. Nur: Was ich begann, das wird fortgesetzt. Und je mehr daran mitwirken, desto wundervoller finde ich es. Auch dann, wenn das, was dann in den Tagebucheinträgen steht, mir, dem Ribbentrop, persönlich gar nicht so gefällt. D a s ist das Ding, das ich, durch Literatur, im Netz begann. Das ich, weil ich sehr liebe, nicht fortsetzen kann, das aber andere fortsetzen können. Die vielleicht auch irgendwann aufhören werden. Aber es wird – vielleicht – wieder-neue geben, die dann weitermachen.
      Ich kann es auch weniger pathetisch ausdrücken: Der Ansatz meiner Literatur braucht seine Leser – und zwar so, daß sie selbst tätig werden. Das hat momentan begonnen, zaghaft, ja, aber es steht schon da. (Ein Freund hat es vor ein paar Wochen s o ausgedrückt: “Du bist verdammt elitär, aber ich kenne keinen, der so sehr für Familie kämpft.” Damit erwischte er mich. Es ist wie mit dem Glauben. Man ist denen, die keinen haben, fremder als denen, die einen ganz anderen haben. Die einen ganz anderen haben, möchte ich gerne in Der Dschungel sehen. So einfach ist das. Und so voltaire’sch. Nur der sich selbst gefälligen Dummheit – die nicht dumm, sondern affirmativ pfiffig ist -, der werde ich immer und immer wieder die Tür weisen. Und wenn es sein muß: mit Arschtritt. Egal, welche Folgen das für mich haben wird.)

    4. jetzt versteh ich die idee dahinter besser. gleichzeitig kommt mir die idee des “chorischen tagebuches” aber so unmöglich vor, als würden sie mit mehreren autoren zusammen ein buch schreiben wollen – das dann nicht mehr ihres sein kann: zu stark individuell ausgeprägt und radikal sind ihre ästhetischen ansätze, kein anderer wird das “bringen”. denk ich mir. (das wird dann nach einem brei aussehen, bei dem man sich fragt: was soll denn das? so gings mir jedenfalls, als ich diese “zaghaften” tagebucheinträge entdeckte. programmatik war mir bisher fremd bei ihnen, insofern, daß ich keine seitenweisen erklärungen brauchte um grundsätzlich mitzukriegen, was abgeht. –> paul reichenbach klingt sehr nach ANH, erinnert insgesamt an ein versteckenspiel oder ein spiel mit identitäten, wie sie es ja schon immer oder sehr lange spielen. da fänd ich es besser, sie schrieben wieder wie früher direkt am tagebuch; um eine eventuelle erklärung werden sie nicht verlegen sein.)

    5. Dennoch ist Reichenbach tatsächlich jemand völlig anderes. Sogar mit einer ganz anderen Sozialisation, wie seinen Beiträgen leicht zu entnehmen ist. Überdies gehört er, soweit ich das einschätzen kann, zu einer anderen Generation. Interessant aber ist, wie offenbar und eben nicht nur Sie Nähen auszumachen scheinen, die in der Rezeption dann so weit führen, Reichenbach für eine meiner Figuren zu halten. Wenn Die Dschungel so etwas a u c h bewirken, ist das nur ein weiterer Grund, das Chorische Tagebuch voranzutreiben: nicht, weil mir das etwas zugute hielte, sondern weil sich belegt, wie nahe wir eigentlich einander alle sind.

    6. @ferromonte : Diese watteweichen Gedankenmatten – und das nur, um ANH aus der Reserve zu locken? Das haben wir Leser nicht nötig. Die Dschungel sind ein großes Haus, durch dessen Fenster die Neugierigen/Besucher in wunderbar abwechslungsreich eingerichtete Zimmer schauen können, manchmal sogar darin Platz nehmen und vielleicht ein wenig umräumen(?). Oft kommt der Hausherr vorbei, sorgt für weitere Orientierung und dafür, dass sich alle gut unterhalten. Es gilt noch nicht einmal.: der Letzte macht das Licht aus. Ich im Übrigen schleiche ich mich regelmäßig ums Haus rum und bin dann und wann erstaunt, wie fest manche Zimmerwände sind, sie strotzen vor Überheblichkeit. Vielleicht sollte man dann und wann einen Durchbruch andenken mit einem transparenten, “wehenden” Vorhang darin.

    7. “diese ‘zaghaften’ Tagebucheinträge” Diese Worte schrieb ferromonte, und ich mußte öfter an dieses “zaghaft” denken. Ich weiß nicht, ob “zaghaft” das richtige Worte ist. Ein Zögern ist vielleicht noch da am Anfang, aber ist man einmal in einem Erzählstrang, kann man diesen nur weiterführen, das ist der Strang, an dem ich hänge. Von Digressionen einmal abgesehen. Dieses “zaghaft” hätte jedoch durch eine Begründung, die aber ganz woanders liegt, als ferromonte vielleicht annimmt. Bruno Lampe ist ein Pseudonym. Ich führe noch ein anderes Weblog (nein, eigentlich sind es sogar 3). Das ist ein Dilemma für mich, wie ich schon jetzt merke. Ich muß nämlich mit Informationen hinterm Berg halten, die meine Identität verraten könnten. Andererseits überlege ich seit gestern, ob ich nicht preisgeben sollte, wer hinter Bruno Lampe steckt, weil sogar die Beschreibung, woher meinetwegen ein Geräusch kommt, schon Vorsicht gebietet. Man kann das ja einmal sagen, und dann ist gut. Wer’s weiß, der weiß es, den, der nur hier rein schaut, wird’s weniger interessieren.
      Ich hoffe jedenfalls nicht, daß mit “zaghaft” gemeint ist, man sei nicht so kompormißlos wie ANH in seinem tagebuch. Das sehe ich für mich weniger. Ansonsten gilt: ein jeder führt SEIN Leben.

    8. ” Das ist ein Dilemma für mich, wie ich schon jetzt merke. Ich muß nämlich mit Informationen hinterm Berg halten, die meine Identität verraten könnten.” mir geht es ähnlich. Allerdings überlege ich nicht, ob ich sie preisgebe. Die Variante, dass aus Paul ein virtueller Zwilling mit eigener Identität wird , ist auch denkbar. Aber noch sind nicht alle Möglichkeiten des auth. Paul Reichenbach ausgeschöpft.

    9. ok, also das “zaghaft” ist von herbst übernommen, er schreibt es hier oben (um 00:59, zweiter absatz) selbst: “Das hat momentan begonnen, zaghaft, ja, aber es steht schon da.”
      ebenfalls von herbst selbst stammt der satz: “Allerdings könnte kein Leser sich je sicher sein, ob darunter nicht auch literarische Figuren sind, die von uns, den Tagebuchschreibern, erfunden und vor den Augen der Leser entwickelt werden.” – insofern ist es durchaus möglich (nicht zuletzt auch wegen der beim namen reichenbachs verlinkten gmx-adresse, die sich dem flair des gestellten (warum keine website oder kein blog verlinken?) nicht ganz entziehen kann – egal), daß reichenbach oder lampe durchaus fiktive figuren sein sein könnten, jedenfalls ist das im bereich des möglichen; die “andere sozialisation” und mögliche “andere generation” darf ich einem schriftsteller wie ANH ja doch zutrauen, schreibend hinzukriegen. das von reichenbach eingefügte pic etwa ist >>>topographisch so plaziert, wie auch herbst es zu tun pflegt usw.; mittlerweile hab ich einiges zurückgelesen und sehe, daß ich nicht der einzige bin, der damit nicht auf anhieb klar kommt/kam. (und, daß bilder auch ganz anders eingefügt werden, wie >>hier etwa.:-)) im grunde spielt das ja auch keine rolle.
      ich komme damit jedenfalls nicht wirklich klar; die theoretischen überlegungen ANHs, wie er sie bisher über sein projekt “chorisches tagebuch” angestellt hat, sind mir nachvollziehbar, die praktische umsetzung hingegen ist – gaga. verzeihen sie, reichenbach und lampe. aber das kann nicht funktionieren. sie müssten kongenial mit herbst sein, was sehr schwierig ist, eben auf grund der hochkomplexen individualität und persönlichkeit desselben – ihre tagebucheinträge wirken banal und bemüht, gemessen an herbst. damit will ich keineswegs, wie virylant vielleicht meinen könnte, ANH in den arsch kriechen, auch keine wertung von herbsts literarischer qualität einflechten, sondern lediglich die in meiner wahrnehmung unpassenden relationen antippen. auch fehlt ihnen, liebe tagebuchschreiber, jegliche spur von jenem wahnsinn, die herbst durchaus interessant macht.
      wie gesagt – nichts für ungut. (von ihren identitätsproblemen rede ich gar nicht, wiewohl ich sie verstehe, sofern sie wirklich existieren. aber das ist nun wirklich ihre eigene sache.)

    10. nein, nicht weil ich nicht damit klarkomme, herr lampe; weil es einfach nicht interferiert. hängen sie sich nicht an einem wort auf und behalten sie humor. meine meinung hat wirklich kein großes gewicht. das mit dem wahnsinn haben sie auch nicht verstanden, weil sie beleidigt sind – gibt aber keinen grund, wirklich. den kurs können sie schmeissen, sowas muß man im blut haben oder schicksalhaft wollen, das kann man nicht lernen.
      und herbst wird sicher ein salomonisches synthesewort streuen. 🙂

    11. Salomo drückt es für ferromonte und lampe mal s o aus: 1) Das Tagebuch Der Dschungel m u ß ja nicht gelesen werden, und zwar eigentlich ohne sonderliche Einbuße nicht, da “mein Haus” 1000 Wohnungen hat. Jedenfalls momentan 42 Rubriken, ohne daß hier tatsächlich auf Adams’ Sinn des Lebens angespielt werden soll. Der läuft nebenbei nur so mit, also nicht Adams, weil der schon tot ist, leider. Sondern der Sinn.
      2) Ich bin, wie ich schon einmal schrieb, überzeugt davon, daß sämtliche Tagebuchschreiber das Zaghafte verlieren werden nach und nach. Und wenn nicht, wird auch das nicht schlimm sein, sofern mehr und mehr andere Tagebuchschreiber hinzukommen sollten. Das Chorische Tagebuch ist ein Experiment und ihm wie jedem eigen, daß niemand von vornherein weiß, was dabei herauskommen wird. Es hat ja bereits auch Kommentatoren gegeben, denen die neue Form g e f ä l l t.

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