Paul Reichenbachs Dienstag, der 26.September 2006. Alles Phantasien.

Die Pique-Dame bedeutet versteckte Feindseligkeit.
(Neuestes Wahrsagebuch)

Eine unvollkommene Leere beherrscht mich, seit dem ich von unserem alljährlichen Clique –Treffen, das dieses Jahr im Fichtelgebirge stattfand, zurückkam. Drei Tage in einer Gruppe, schon als Kind war ich danach immer so geschafft, dass ich für Wochen mich von aller Kommunikation zurückzog. Sich sammeln, sich wieder konzentrieren, nach all dem fremden Gedränge in den eigenen Hirn- und Herzenswindungen innere Ruhe wieder zu gewinnen, schien dann kaum möglich. Gestern hatten wir zudem noch die Wiederkehr unserer Hochzeit, die sich zum 31.Mal jährte. Ich hatte eine paar Blumen aus dem Garten geholt und zu einem kleinen Bukett arrangiert, das ihr auf ihrem Schreibtisch herbstlich entgegenleuchtete Sie hat sich sehr gefreut. Unsere Hochzeit war seltsam verlaufen. Ich war an diesem Tag arbeiten. Frühschicht. Sie hielt in L. noch einen Vortrag über die Gewinnung von Hefen bei der Zellstoffherstellung. Nach Ende der Schicht holte ich sie vom Bahnhof ab und wir gingen, ohne Anhang und in normaler Alltagskleidung zum Standesamt. Die Standesbeamtin, peinlich berührt von der mageren Ausstattung des Brautpaares, leierte schnell ihre Formeln herunter und nachdem wir pflichtgemäß Ja gemurmelt hatten, flohen wir in Richtung Eisenbahn, die Koffer hatte ich schon in der Gepäckaufbewahrung deponiert, um nach Prag zu reisen, wo unsre Freunde auf uns warteten. Es sollte eine wunderschöne Feier werden, die unsre böhmischen Mitstreiter organisiert hatten. Ca. 200 Gäste, die meisten kannten wir nicht, sangen, tranken und aßen. Eine heitere Gelassenheit entfaltete sich und spottete, der unerbetenen Anwesenheit des tschechischen Staatsicherheitsdienstes. Einen Tag später, bevor wir in die Hohe Tatra zum Wandern aufbrachen, fand die Hochzeit ihre Krönung in der Prager Oper. Gegeben wurde “PIQUE DAME”. Vaclav Neumann dirigierte. Und lang, bis zum heutigen Tag, hallt in mein Leben Hermanns Feststellung: „Was ist das Leben? Ein Spiel! Ob gut oder böse: alles Phantasien!”

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