Arbeitsjournal. Sonnabend, der 13. 10. 2007.

5.23 Uhr:
[Arbeitswohnung. Mozart, Idomeneo.]
Schlafmangel, klar, wenn ich abends auch immer erst so spät ins Bett geh. Hab freilich, als die Familie schlief, nur rumgelungert und mir eine DCD besorgt („Zodiac“), die ebenfalls nur so la la war, also der Film. Blöde. Eigentlich hatte ich U. und den Profi treffen wollen, aber um 22 Uhr abgesagt, eben, weil ich so müde war. Hätt ich nicht gleich ins Bett gehen können? Egal.
Ran an die Vorlesung, die jetzt, hab ich den Eindruck, wirklich gut wird; nur werde ich einige Aussagen, die allzu normativ daherkommen, auf dem Weg von EF zu ZF moderieren oder umschreiben müssen. Das hat aber noch etwas Zeit.
UF’s tragbarer DAT-Recorder ist angekommen, mir zur Verfügung gestellt, damit ich meine Aufnahmen wieder in der alten Qualität fertigen kann. Wenn übermorgen die Gerichtsvollzieherin kommt, werd ich ihr das allerdings ggbf. deutlich klarmachen müssen, wem das Ding gehört; andererseits gehört das ja zu meinen direkten Arbeitsmitteln, da wird man wohl nicht pfändend darangehen sollen.
Ich werd bis etwa 10 Uhr durcharbeiten, dann zur Familie, und mittags geht’s zur Deutschen Oper wegen der >>>> Sciarrino-Premiere und der >>>> Pathos-Konferenz; über beide Veranstaltungen will ich schreiben. „Pathos“ geht als Thema selbstverständlich auch in meine Heidelberger Vorlesungen ein.
Am Abend werd ich auf einem Fest >>>> Barbara Bongartz‘ sein, mit der ich im >>>> Schreibheft 58 die ersten Grundlagen einer Poetologie des Perversen gelegt habe; der Profi wird mitkommen.

8.31 Uhr:
Fast fertig mit dem ersten Vorlesungstext. Nun „nur“ noch das Ende.

Selbstverständlich kommen >>>> deswegen bereits die ersten Interviewanfragen. Eigentlich schwiege ich lieber, zumal die Angelegenheit in meiner eigenen Sache, wegen >>>> MEERE, eine mehr als zufriedenstellende Einigung gefunden hat. Doch der Tenor dieses Urteils – völlig zu recht von dreien der acht Richter scharf kritisiert – läßt mich nicht umhinkommen, ebenfalls einiges dazu zu sagen. Daß ich für MEERE eine Lösung fand, ist ja eine eher persönliche Angelegenheit, nicht etwa eine, die den Streit-an-sich löst. Nun muß ich mich, bei allen Vorbehalten, die ich poetologisch hatte, vollständig auf Maxim Billers Seite schlagen. Denn das Urteil ist verräterisch: es will tabuisieren. (Wobei ich mir, das schrieb ich ja eben >>>> dort, darüber im klaren bin, daß Tabuisierung etwas ist, das der Literatur, indem sie gegen sie angeht, ihre Kraft garantiert. Nichts ist tödlicher als anything goes. Das Risiko verpflichtet den Künstler darauf, es ernst mit seiner Kunst zu meinen. Angesichts eines Risikos überlegt man sich nämlich sehr genau, ob und weshalb man es eingeht. Daß der Tabubruch – auch metaphorisch – Verbannung oder eine andere Form der existentiellen Gefährdung zur Folge haben kann, unterstreicht die Bedeutung von Kunst.)
Hübsch übrigens, daß die Verfassungsrichter ihre Verkündigung auf den Haupttag der Frankfurter Buchmesse terminiert haben: Wir bestimmen entscheidend darüber mit, was ihr tun dürft.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .