Arbeitsjournal. Sonnabend, der 10. Mai 2008.

5.16 Uhr:
[Arbeitswohnung. Wolf-Ferrari, Violinkonzert (ff. von gestern früh).]
Die Abschlußbemerkungen zu UND ALSO ES GESCHAH, meinem Hörstück über Marianne Fritzens Dichtung, >>>> hier. Wir waren in >>>> Meinetsbergers Hörspiel 2 in der Nalepastraße gegen Mittag imgrunde fertig; dann mußte die Mischung gefahren, dann mußte die Sende-CD gebrannt und noch einmal abgehört, dann mußten die CDs für die Redaktion und je eine für die Regieassistentin und mich gebrannt werden; dann mußte die GEMA-Meldung auf Minute und Sekunde erstellt, mußten Formulare ausgefüllt und alles für die Postsendung nach Köln fertiggemacht werden; zu den letzten Akten war ich selbst dann nicht mehr zugegen; am späten Mittag telefonierte ich mit der immer noch etwas besorgt wirkenden Redakteurin, die unsere Arbeit am Dienstag abhören wird (vorher sind ja Feiertage); ich bin mir mehr als nur sicher, daß sie zufrieden sein wird, v i e l mehr als das. Schön wäre es, sie könnte sich entschließen und die WDR-Gewaltigen davon überzeugen, daß man aus der Arbeit eine WDR-CD machen sollte, die dann auch in den Verkauf geht. Ob das etwas werden wird, steht in den Sternen, zumal da Eifersüchteleien und vor allem Platzgehirsche eine Rolle spielt; daß ich überhaupt die Regie bekam, ist für den WDR ja sehr ungewöhnlich, der sich, schon um seine Verträge zu erfüllen, lieber auf die Hausregisseure verläßt; Autoren an so etwas heranzulassen, widerstrebt dem Sender, und wenn nun eine Sendung wider diese Haltung ganz besonders gelingt, kann das eher ein Grund sein, sie schnell wieder verschwinden zu lassen, wie man ja überhaupt die Tendenz hat, Eingefahrenes eingefahren zu l a s s e n; das liegt auch an dem ganzen schwerfälligen Apparat.
Wie nun auch immer, ich habe immerhin schon mal ein paar Schritte eingeleitet, daß andere Sender diese Produktion vielleicht übernehmen. Und >>>> FRITZPUNKT, für Österreich, >>>> kontaktiert. Jetzt muß ich hier „aufräumen“ und will mich erst einmal von der Ustvolskaja, aber dankbar, verabschieden. Die nächsten Projekte warten, unerledigte und noch nicht begonnene, allen voran die BAMBERGER ELEGIEN. Dennoch werd ich ab nächste Woche etwas herumtelefonieren, um mir vielleicht ein oder zwei neue Funkaufträge zu holen; immer noch möchte ich, nach meiner AEOLIA-Dichtung, ein Hörstück über Stromboli schreiben und inszenieren; ich hab ja genügend O-Töne >>>> von meinem Aufenthalt dort hier liegen. Und ich ginge gerne und endlich meine Idee einer Funkarbeit über >>>> Julio Cortázar an. Und wenn nun Arndt schon zur Zeit in Afghanistan ist und auch Kerstin Thomiak dort bei der NATO ist, was spräche dagegen, mich für zwei Wochen ebenfalls an den Kaiber-Paß zu begeben, um von dort O-Töne aufzunehmen und zu einer diesmal g a n z anderen Arbeit zusammenzumischen? Mal sehen, ob ich jemanden davon begeistern kann; hierfür würden allerdings Reisekosten anfallen, die der Funk tragen müßte. Es hätte ja Witz, könnte ich neben Arndt den Kara ben Nemsi spielen, vor allem, wenn man von unseren >>>> Begegnungen und Gesprächen im Frankfurter Café Rendezvous weiß.

Heut früh also erstmal Ordnung, den Schreibtisch wiederherstellen, saubere Arbeitsplatte machen, um das mal s o zu sagen; dann von UND ALSO ES GESCHAH weitere CDs brennen, für die Sprecher, denen auch noch ein Dankbrief zu schreiben ist. Ich darf die CDs allerdings erst nach der Sendung, die >>>> am 22.5. um 22 Uhr sein wird, hinausschicken; das ist eine Vorschrift, an die mich zu halten mir ausnahmsweise einmal n i c h t schwerfällt.

Guten Morgen. Ich war gestern abend noch, zusammen mit meinem Jungen, bei der anläßlich des 9. Mais im Berliner Holocaust-Denkmal stattgefundenen Uraufführung von Harald Weiss’ „Vor dem Verstummen“; darüber schreibe ich nachher noch. Aber ich bin froh, daß mir Eleonora Büning, die neue Musikredakteurin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, auf meine Anfrage, ob ich darüber berichten könne, eine Absage erteilt hat – „aus formalen (Platz) sowie inhaltlichen Gründen“, die sie in ihrer Mail allerdings nicht weiter ausführte, so daß ich nachfragte, aber bislang ohne Antwort geblieben bin. Überhaupt bin ich unsicher, ob ich werde für die Sonntagszeitung weiterschreiben können, nachdem dort diese Umbesetzung stattgefunden hat; ich bin zu eigenwillig, um Leuten zu gefallen, die neue Positionen besetzen, ich bin auch zu unbequem. Mal sehen. Ich werde die Büning in der nächsten Woche ebenfalls anrufen, um mich vielleicht mal mit ihr auf einen Kaffee zu treffen. Hat man sich einmal gesehen, weiß man wechselseitig immer besser, was von einander zu halten ist und ob eine Zusammenarbeit klappen kann; ich verlaß mich da gerne auf meinen Instinkt. Damit der aber feuern kann, muß ich gerochen haben.

In der vergangenen Produktionswoche sind ein paar Rechnungen angekommen, die ich mal wieder nicht geöffnet habe, weil ich eh nicht weiß, wie ich sie bezahlen kann. Es ist aber Wichtiges dabei; auch darum ist sich in der kommenden Woche zu kümmern.

Schreibtisch bis acht Uhr, dann Cello üben, dann – gegen zehn – rüberradeln zur Familie zum Frühstück; dann Mittagsschlaf, dann, wahrscheinlich, noch einmal hierher. Oder ich nehme die BAMBERGER ELEGIEN mit rüber und arbeite drüben etwas dran. Mal sehen.

[Tschaikowski, 7. Sinfonie Es-Dur.]

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