Arbeitsjournal. Dienstag, der 15. Juli 2008.

5.13 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
So, bis neun Uhr jetzt noch mal hier an die Gedichte gehen, dann werd ich für zweieinhalb Tage allein mit den kleinen Zwillingen und meinem Jungen und also nur drüben Am Terrarium sein, „alleinerziehender“ Vater sozusagen, nur daß sich heute zwischen zwölf und 17 Uhr der genetische Vater seine beiden Kinder holen wird, da ist dann noch mal etwas Spielraum. Andererseits hat der Junge heute seinen letzten Schultag vor den großen Ferien und wird sicher schon sowas ab halb zwölf daheim sein. Vielleicht fahr ich mit ihm, je nach Zeugnislage und zum Abschluß dieser seiner nunmehr dritten Klasse irgendwo hin, vielleicht ins Technikmuseum, mal sehen, nur er und ich, Vater & Sohn. Ab Freitag wird’s dann wieder „normal“ laufen. Lange mit dem Profi gestern abend in der Bar gesprochen, imgrunde muß sich auch an der Normalität etwas entscheidend ändern. Das wirkt alles direkt in meine Abeitshaltung hinein, deshalb steht’s jetzt auch hier. Bin ausgesprochen fahrig und unkonzentriert; immerhin hilft das Cello. Komisches Gefühl, es jetzt nicht mit hierhergenommen, sondern Am Terrarrium gelassen zu haben, wo ich dann nachher üben will.
Findeiss kam nachts an die Bar, und Manuela Reichert, der ich einen weiteren Rezensionsauftrag verdanke. Ich nehme im Augenblick alles an, was kommt, weil mal wieder überhaupt kein Geld da ist. Für die Sonntagszeitung gab mir E. Büning den Zuschlag für eine Rezension des >>>> Etta-Scollo-Konzertes am nächsten Donnerstag. Darauf freu ich mich schon aus sizilischer Liebe. An >>>> dem da hab ich gestern über den ganzen Tag hin herumgeprokelt; schließlich stimmte „nur“ noch eine Zeile nicht, die stimmt auch immer noch nicht, ist zu explizit, zu schlagworthaft, auch zu banal-abstrakt. Hier hilft kein Versmaß, auch nicht der Reim, man braucht einfach einen Einfall.
Ah ja, und Eisenhauer hat einen Kontakt zu einem Toningenieur gemacht, mit dem er befreundet ist und der ein eigenes Studio betreibt und der eventuell Lust hat, mit mir meine Arbeiten, vor allem erst einmal >>>> die Borges-Fantasie, vorzuproduzieren, um sie danach dem Funk fertig anzubieten. Er rief gestern an. Da muß ich heute zwei meiner Stücke auf CD kopieren und sie mit dem Typoskript hinsenden, damit er einen Eindruck von meiner Arbeitsweise und dieser Hörstück-Ästhetik bekommt. Wüßte ich nicht, wie man >>>> auf so etwas sitzenbleibt, auch wenn die CDs fertig daliegt, ich würde eine eigene Hörstück-CD-Produktion anfangen. Aber so? (Es gab auch die Überlegung, die wichtigsten meiner Hörstücke noch einmal ganz neu zu produzieren, weil die Rechte an den Produktionen ja bei den Rundfunkanstalten liegen, nicht aber die an den Typoskripten, aber: Mal sehn.) Für die Borges-Fantasie hab ich die Idee, die drei großen Alten Männer des Berliner Schauspiels zusammenzubringen: Otto Mellies, Otto Sander, Dieter Mann. Für die Partie der jungen Frau denke ich wieder an Antje von der Ahe.
Guten Morgen, tutti insieme.

13.57 Uhr:
[Wieder Arbeitswohnung. Dallapiccola, Quatro liriche di Antonio Machado.]
Nachricht von der VG Wort: Das erste Mal, meines Wissens, daß einer meiner Texte in ein Schulbuch aufgenommen worden ist; witzigerweise jener, den ich 1999 für MERIAN über Sizilien geschrieben habe. Da hab ich doch mal lächeln müssen. Im übrigen arbeite ich so langsam an den Gedichten vor mich hin. Cello hab ich drüben geübt und werde ich nachher wieder drüben üben. Reimt sich sogar.

Die Postsendung an den Toningenieur ist hinaus.

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