die tage werden vom warten begleitet…

… warten auf den 15.. ich will das endlich hinter mir haben, wenn ich abends aus dem büro komme, will ich nur noch ins bett und schlafen, die tabletten fressen mich auf. gestern drohte ich meinem chef den tritt vor’s schienbein mit stahlschuhen an. er setzte sich dann endlich hin, und tat das, worauf ein anderer seit 2 1/2 monaten wartete. ich stellte sein telefon auf meines: “sie machen das jetzt.” “sie wissen, sie müssen mich treten.” “wissen sie eigentlich wieviel kapazität dieses ständige treten braucht?” es kam ein anruf, ich stellte nicht durch. “wer war das?” “herr ****, er ruft später noch einmal an.” “ich warte auf diesen rückruf.” “ich weiß, aber sie werden das jetzt endlich ausfüllen, sie brauchen nur anzukreuzen, den rest macht die personalabteilung.” er schloß die tür. nach einer halben stunde brüllte er durch die verschlossene tür: “sie können jetzt reinkommen.” ich ging zu ihm, er sah mich an, grinste: “es ist fertig, und es hat überhaupt nicht weh getan.” “ich nahm die unterlagen, rief die personalabteilung an: “sie können es abholen.”
seit einigen tagen stelle ich mir die frage, was… und wenn ja, mir meine eltern mit auf meinen weg gaben. anlaß ist ein buch, welches ich letzte woche las. “schloss aus glas” von jeanette walls (ich verlinke das später). ich wäre nie auf die idee gekommen, mir dieses buch zu kaufen, meine freundin holte es für mich aus der stadtbücherei: “du solltest das mal lesen.” ich setzte mich hin, dachte: “na ja… schaun wir mal”, dann aber las ich es fast in einem rutsch durch. immer wieder an meine eigene kindheit denkend, konnte ich kaum glauben, daß die autorin so objektiv über diese kindheit schrieb. vater und mutter haben ihre eigene auffassung von “konsum”, verweigern sich diesem rigoros, unterrichten die ersten jahre die kinder selbst. mit fünf jahren liest die älteste bücher, die eigentlich für erwachsene geschrieben wurden. der vater hat unterschiedliche phasen, in denen sich die nicht alkoholisierten von den alkoholisierten unterscheiden. in den lichten momenten lehrt er seine kinder mathematik, physik, chemie, erklärt nachts in der wüste den himmel und holt die sterne runter. die mutter, künstlerin, lehrt die kinder das lesen, die kunst… und den eigenen anspruch auf beides. sie ziehen immer wieder von ort zu ort, meistens dann, wenn der schuldensaldo hochgelaufen war, in nacht- und nebelaktionen müssen sie immer ganz schnell den ort verlassen, an dem sie gerade angekommen waren. es gibt nächte, in denen in pappkartons geschlafen wird, abende an denen es magarine mit zucker zum abendbrot gibt, weil mal wieder nichts zu essen da ist. die kinder schaffen es, sich nach und nach zu lösen, die älteren ziehen bis auf den bruder in eine stadt, holen dann die jeweils jüngeren geschwister bei eintreten des entsprechenden alters nach, sorgen dafür, daß sie auf die schulen gehen und ihre abschlüsse nachholen können, finanzieren das gemeinsam. als die älteste sich in ihrem letzten studienjahr fragt, wie sie die gebühren dafür bezahlen soll, kratzt der vater, der mit der mutter inzwischen als obdachloser durch die straßen streift, seine erbettelten kröten zusammen, schüttet die ganzen gesammelten eindollar-noten aus einer ramponierten plastiktüte der tochter auf den tisch. später ziehen vater und mutter in ein altes abbruchfälliges haus, die familie ist schon lange auseinandergebrochen, der vater stirbt, die mutter zieht weiterhin durch die straßen, während die älteste inzwischen in der park avenue lebt. die tochter bietet der mutter immer wieder hilfe an, diese verneint jedes mal: “ich brauche deine hilfe nicht, laß uns lieber über filme reden.” in einer der letzten szenen dieses buches, trifft sich die familie anläßlich einer feierlichkeit bei der ältesten tochter, die der mutter stolz ein auf einem antikmarkt gekauftes sofa zeigt. die mutter nickt zustimmend: “in jeder wohnung muß es ein möbelstück geben, das so richtig geschmacklos ist.”