Arbeitsjournal. Karfreitag, der 10. April 2009.

10 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Ausgeschlafen, erst kurz vor neun hoch. >>>> Cortázars Fantômas annonciert und den >>>> Septime Verlag http://www.septime-verlag.at in die Literaturlinks hineingenommen; der Verleger bat darum. Ich bin mit dergleichen an sich vorsichtig, weil die Site nicht zu einer Linksammlung verkommen soll und ich meine Zugriffe nicht einem Netzwerk freundlicher Gegenseitigkeiten verdanken will; überhaupt schätze ich >>>> die Unfreundlichkeiten mehr: sie wischen nicht über die Dschungelkämpfe harmonisierend hinweg, sondern zeigen, wie sehr es auch im Sozialen ums Fressen oder Gefressenwerden geht… um es lieb zu sagen: um den Stoffwechsel.
Wahnsinnig schönes Wetter draußen, man müßte hinausgehen; ich aber muß in die Steuer gehen. Obwohl ich Lust auf Prosa habe. Und zwei Gedichte arbeiten in mir, das eine ist schon skizziert, das andere ist zu düster, um es heute zu skizzieren. Am Abend >>>> Konzert in der Gethsemanekirche: Christus-Fragment – nennt man nicht christliche Fragmente Reliquien? Ich werde >>>> Filips da treffen, er bat mich mitzuschneiden; es ist der Dramaturg der Sing-Akademie. An der Komischen Oper läuft wieder >>>> Bieitos Armida-Gluck. Mir hat vom Cellospiel geträumt.

14.48 Uhr:
Komisch, ich arbeite hier vor mich hin, jetzt an den Bankauszügen (2006 hatte ich noch ein Bankkonto), arbeite wie sediert und höre keine Musik; die Art von Stille hier drinnen, die auch darin besteht, daß von draußen immer mal wieder was zu hören ist, ein Flugzeug, paar Stimmen, auch Vogelgesang… diese Art von Stille verursacht in mir das Gefühl, den herrlichen Aprilsommertag mitzugenießen, obwohl ich ja nur am Schreibtisch sitze. Der Profi rief an, ob ich mit ihm bis Montag an den Döllnsee fahren möchte, wo er ein Wochenendhaus hat. Das tät ich irre gerne, aber ich muß dieses Steuerzeug fertigkriegen. „Nimm doch die Unterlagen einfach mit.“ Ich weiß aber, daß ich dann letztlich nicht dazu komme, weil ich eh jede Möglichkeit nutze, mich von dem Steuerkram ablenken zu lassen. Und dann ist einfach keine Zeit, wenn ich nächste Woche mit meinem Buben nach Bamberg fahre. Übernächste Woche muß ich mich aber auf das Hörstück konzentrieren. „Wir könnten in die Sauna gehen“. Die direkt überm See gebaut ist auf einem Holzponton. Scheiße, ich würde ja so gerne! Aber es geht geht geht geht geht nicht. Für Dienstag abend mußte ich wegen einer s e h r kurzfristigen Anfrage absagen, ob ich für 150 Euronen einen kleinen Vortrag zu Händel halten wolle; hätte ich ebenfalls sehr sehr sehr gern angenommen (finanziellerseits auch annehmen m ü s s e n), aber stehe bei meinem Buben im Bamberg-Wort. Erst am Mittwoch zu fahren, geht nicht, weil ich am Mittwoch von Bamberg aus zum ersten Heidelberger Seminartreffen des Sommersemesters fahren muß. Au Mann! Manchmal denk ich, wenn ich etwas mehr Pop-Freude hätte, verkauften sich auch meine Bücher so, daß ich wenigstens den Buchhaltungskram restlos abgeben könnte und dann nicht diese hohlen Depressionen hätte.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .