Arbeitsjournal. Dienstag, der 5. Mai 2009.

9.07 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Abermals viel zu spät aufgestanden, erst kurz nach sieben. Meine ganze Arbeitzsroutine ist hin, ich komme auch, wenn ich alleinbin, selten vor zwei Uhr nachts ins Bett, gucke Filme, lenke mich ab, bin fahrig. Mieser, ungerichteter Zustand, ziellos, wie eine rausgerissene Topfpflanze auf dem Meer. Testosteronschübe überdies, heftig, also spiel ich mal wieder auf den einschlägigen Sites herum. Nicht mal ans Cello mochte ich gestern. Nichts zieht, nichts treibt an. Dafür eben eine halbe Stunde vorgeübt: um kurz vor halb zehn breche ich zur Cellolehrerin auf.
K e i n guter Zustand, insgesamt.

Ich habe gestern aus >>>> dieser Diskussion ein paar Sachen gelöscht; eigentlich sollte es nur gemiks treffen, der mir, mies wie er ist, permanent wieder Hitlersachen unterschieben will; sollte ich je rauskriegen, wer er ist, schlag ich ihm eins in die Fresse. Er wird sich aber nicht trauen, Gesicht zu zeigen. Egal. Es tut mir jedenfalls leid, daß bei der Löschaktion andere Kommentare mitgelöscht wurden; sie hingen an den Gemiks-Kommentaren einfach mit dran.

Muß los.

13.08 Uhr:
Zurück. Ich mache offenbar Fortschritte, aber mein rechter Daumen ist immer noch zu fest, hängt sich zu stark, zu wenig flexibel unter dem Griffbrett auf; deshalb fällt mir die gestreckte Lage nach unten hin sehr schwer. Ich bekomme auch in die einzelnen Töne keinen Gesang, alles klingt schroff, manchmal abgehackt, als spielte ich ausschließlich punktierte Noten. Üben, üben, üben. Dennoch Fortschritt, der nahm mir dann die schlechte Laune von heut früh, dies Depressivige. Überhaupt tendiere ich momentan zu heftigsten Stimmungschwankungen, morgens kann ich niedergeschlagen sein, und mittags packt mich ein Glück. In meinen niedergeschlagenen Momenten tauchen dann immer solche Typen wie Gemiks auf, von denen ich doch längst w e i ß, was sie sind; dennoch wirken sie auf mich, machen mich aggressiv usw. Sie haben so eine Art, genau da hineinzupieken, wo es mir tief persönlich wehtut. Andererseits merke ich doch, von welcher Mißgunst sie zerfressen sind, und weiß, daß auch sie nichts dafür können: es sind i h r e Prägungen, i h r e Schicksale, die sie haben so werden lassen. Doch sind meine Stimmungen keine rationalen Ereignisse, deshalb nutzt mir die Ratio da auch nix.
Jetzt >>>> kam die Erinnerung an Lothar F. dazu. Ich wußte seit vorgestern, daß beim Elbenkönig noch etwas fehlt. Das Dingerl ist natürlich immer noch nicht rund, aber als Entwurf mag es angehn und drinstehn.
Auf dem Rad beschlossen, nunmehr mit ARGO wieder anzufangen. Erster Arbeitsgang: >>>> THETIS und >>>> BUENOS AIRES noch einmal lesen, zur Vergegenwärtigung, dann gleich das ARGO-Typoskript weiterlesen und durchkorrigieren. Sehr wahrscheinlich stelle ich nun tatsächlich, unabhängig von späterer Bearbeitung im Lektorat, Kapitel für Kapitel in Die Dschungel ein. Ich weiß nur noch nicht, ob, wegen des VG Wort-Tickers, als pdf oder so, wie Sie es hier gewöhnt sind. Eine pdf erlaubte mir, auf einfachere Weise mit den Formatierungen zu spielen – so, wie ich es mir auch fürs Buch vorstelle.

Mittagsschlaf.

20.35 Uhr:
Schöner Dialog mit diadorim, in „falscher“ Reihenfolge jetzt, wegen einer Löschung. Richtig rum geht’s so: >>>> 1, dann >>> 2. Solche Argumentations-Beiträge helfen mir insgesamt immer sehr, wieder klarzubekommen, was ich hier eigentlich tue. Nebenbei gleich noch ein bißchen Bildung mitbekommen.

Im virtuellen Seminar >>>> wieder lektoriert, immerhin drei oder vier Texte. Mit ziemlicher Freude hab ich dabei gelesen, wie die Diskussionen jetzt auch unter den Studenten läuft. So in etwa hab ich mir das vorgestellt, als ich auf die Idee kam. Für die „Allgemeinen Texte“ kann ich nun schon ein drittes Kapitel neu eröffnen, einfach der Übersicht halber.

Ansonsten Briefe gewechselt; einer wegen meiner „schwarzen“ Mitschneiderei; ich warte auf die Einwilligung, den kleinen Briefwechsel in Die Dschungel stellen zu dürfen; er paßt gut in >>>> diese Diskussion.

Dann kam mein Junge, etwas spät heute, aber er hat morgen aus schulinternen Gründen frei, darf also eh länger aufblieben. Die Deutscharbeit hast Du tüchtig verhauen, und ich hab keine Ahnung, weshalb Du selbst mein dreißigsten Mal, daß Du korrigiert wurdest, „gibst“ mit „ie“ schreibst; stell ich das richtig, schreibst Du es beim ersten Mal richtig, dann aber geradezu sofort wieder falsch. Zum Ausgleich kastrierst Du immer das „schließlich“ ums „e“. Grrrr. Okay, Berichtigung geschrieben, dann Cello geübt mit Dir, nun bist Du zur Mama losgeschossen. Morgen willst Du um fünf herkommen und dann auch hier übernachten.
Ein wunderbares Kind, das ich da habe. Alles in allem. Und sowieso.

Gleich geht es ab >>>> in die Bar. Mit dem Profi kungeln.

0.21 Uhr:
[Gnecchi, Cassandra. Im Kopfhörer, mp3-formatiert.]
Zurück aus der Bar; neben den „Künstlerbieren“ eine klassische Margarita getrunken: wunderbar mit dem Salzrand; zum ersten Mal;; das ist jetzt eine wahre Alternative zu meinen Champagner-Lieblingen Williams Favorite und Prince of Wales. Gutes Gespräch mit dem Profi zum Pop (Pop als Heimat: das ist einen eigenen Artikel wert), zum Islam, zu Mäzenen („eigentlich würde ein Scheich zu Dir passen“; ich: „dafür würde ich sofort zum Islam konvertieren – wie Mahler, der Katholik wurde, damit er die Hofoper übernehmen konnte; der Islam interessiert mich ja eh“; „eben“), und zu >>>> Meese. Knapp zwei Stunden plauderten wir; >>>> Findeiss war auch da, aber wir grüßen uns >>>> in der Bar ja immer nur nebenbei. Der Profi: „Soso, Testosteron…“ „É?“ – „Hab dein Arbeitsjournal gelesen.“ Eine irre schöne Frau war in der Bar, der Profi sah sie zuerst, ich guck im Augenblick Frauen nicht so nach. Auf Anstoß aber schon: vielleicht 1,60, sehr schlank, grazil, das schwarze schwere Haar aller meiner Träume, Mulattinnenhaut, ein ausgeprägtes, scharf konturiertes Gesicht mit Augen, von denen einem schwindlig wird vor Glück, einfach nur in sie hineinzusehen. Hand in Hand, ein ganz inniges Bild, ging sie davon mit ihrem Freund. Ging nicht, nein: schwebte. Ich radelte mit Gnecchi durch die Nacht zurück, hab vor lauter Musik das Brandenburger Tor, dessen Leichtigkeit ich nachts so liebe, gar nicht bemerkt. Und merk es erst jetzt. 500 Euro lieh mir der Profi, bis das Geld vom WDR da ist. Damit ich die Miete und wenigstens e i n e n Krankenkassenmonat nachzahlen kann.

[Bach, Erste Cellosite. Im Kopfhörer, mp3-formatiert. Sofort Tränen.]


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .