Arbeitssonntags-/Maerzmusiksjournal. 28. März 2010. Mit Bar und Sohn, mit Marthaler & Schreiber, und mit Pizza.

5.43 Uhr:
[Arbeitswohnung.Meierhans, Rithaa.]
Als ich an der Kasse des >>>> Radialsystems stand, ———————————————————-

18.54 Uhr:
Espresso.
Nicht leicht, heute mein Arbeitshournal zu schreiben. Gleich morgens brach die Funk-Netzverbindung zusammen; da ich >>>> meine Kritiken zu gestern schreiben wollte, das auch tat und sie danach irgendwie auch in Die Dschungel bekam, mochte ich mich um diesen Müll nicht kümmern. Um halb zehn wollte ich bei der Familie zum Sonntagsfrühstück sein, es war also keine Zeit für großes Rumgezacker. Zwischendurch war die Verbindung wieder da, das nutzte ich, dann zog ich los. Soeben habe ich abermals Probleme mit dem Netzzugang; ich mache drei Kreuze, daß das ab morgen spätnachmittag (hoffentlich) per fest-DSL erledigt sein wird.
Also: Gestern nacht im Konzert, der Profi sagte ab, traf ich die Klassenlehrerin meines Jungen, die so in den in diesem Fall, siehe Kritik, zweifelhaften Genuß der Steuerkarte kam. Wir spazierten hernach plaudernd zu Fuß zum Alex, dort stieg sie in die Tram, ich auf mein Rad; es war eins, als ich wieder am Schreibtisch saß und noch mal die Post durchsah und die letzten Kommentare in Der Dschungel. Dann schlief ich bis fünf, Sommerzeit fünf, sprich dreieinhalb Stunden, stand auf, versuchte den Netzzugang, scheiterte, ließ also das Arbeitsjournal bleiben und macht mich an die Kritik. Viertel nach neun war sie fertig, da ging es unter die Dusche, dann Ans Terrarium ab. Schönes langes ausgesuchtes Frühstück, um elf kam der leibliche Vater der Zwillingskindlein, um die beiden für den Tag zu sich zu holen; लक zog mit unserm Sohn noch mal über den Flohmarkt; um zehn vor zwei waren die beiden mittags zurück, da konnten wir schon los >>>> zu Furrer/Marthaler in der Schaubühne Lehniner Platz; mit dem Rad; ich dachte mir: Bewegung kann uns beiden >>>> nicht schaden. Es begann, leicht zu regnen; vorsichtshalber bemerkte ich an der nächsten Ampel locker: „Wir sind nicht aus Zucker, oder, mein Sohn?” Es galt ja, rund fünfzehn Kilometer zu fahren. Er hielt es auch durch. Hat sich aber nicht für ihn gelohnt. Möglicherweise war es ein Fehler, na, nicht direkt ein Fehler, aber doch nicht angemessen, den Buben in dieses Stück mitzunehmen. Kurz: es ist gut, ja, aber öde. Thematisiert die Einsamkeit, die Verlorenheit Einzelner, vor allem der Frauen, in der Großstadt; dröge das Bild, hochabstrakt die Musik, anderthalb Stunden am Stück. Als wir wieder hinauskamen, dachte ich: warum soll sich so etwas jemand antun, diese Freudlosigkeit? Ich selber halt sie ja aus, wenn es sein muß, aber mein Junge? Unser Leben ist bisweilen hart, ist heftig, ja, wir haben so gut wie gar kein Geld, müssen ständig jonglieren, alles wahr, aber: freudlos ist es nicht. Im Gegenteil. Es ist voller Lust. Also: wozu? – Egal. Meine Kritik will ich nicht hier schon schreiben.
Jetzt galt es, den Eindruck wieder wettzumachen. „Pizza, Junior?” Wir radelten zum Ali Baba Bleibtreustraße, da bin ich früher oft gewesen, die Pizza a taglia ist superb. Der Wein, ein ziemliches Glas voll, kostet 2 Euro. Allerdings war ich mit Bargeld höchst klamm, hatte eh nur noch 35 Euronen auf der Naht gehabt, und die Schaubühne gab für die Steuerkarte keine Kinder-Ermäßigung; das waren dann 20 Euro für den Eintritt meines Jungen. Ich zahlte, auch wenn ich etwas grollte: Kinder von sozial schwachen Eltern, die nicht gerade so auf die Künste versessen sind, wie ich’s bin, m ü s s e n ihren Töchtern und Söhnen solche Besuche vorenthalte; man kann sich das schlichtweg nicht leisten (bei mir geht’s ja auch nur, weil ich umsonst hineinkomme; überall; unterdessen…. na gut, in der Deutschen Oper nicht, weil da immer noch dieser Henninger schniedert). So futterten wir jedenfalls jetzt, zehn Euro, da hatte ich noch fünf. Als wir draußen saßen, radelte >>>> Ulrich Schreiber vorbei, „jetzt fragst du dich, was macht d e r denn” (also der Herbst) „so tief im Westen?” Er stieg ab, setzte sich zu uns, nächstes Geplauder. Ganz braungebrannt ist er von seiner Australienreise. Der Profi rief an, unter anderem wegen heute abend, da zog Ulli wieder ab.
Aufs Rad. An der Nordischen Botschaft kam mir die nächste Idee. „Was hältst Du davon, in der Bar einen Cocktail zu nehmen?” „Klasse, Papa!” Also rechts ab Richtung Lützowplatz. Gleich im Eingang der Bar stand einer der beiden Inhaberbrüder, wir shakten die Hands, „ist das okay?”: weil’s doch ein Raucherlokal ist. „Aber klar, ist eh niemand sonst da.” Ich liebe es, meinen Jungen in so kleine Männlichkeitsrituale einzuweihen. „Wenn du ganz cool aussehen willst, lehnst du einfach nur einen Ellbogen auf die Theke… so, siehst du?” Er bekam seinen Cocktail, ich ein Künstlerbier, er kam ins Gespräch mit dem sardischen Barkeeper. Wir hatten unsern Spaß. Dann wieder aufs Rad, quer durch den Tiergarten, durchs Brandenburger Tor, unterwegs handy’te sein Freund P. ihn an. „Papa, darf ich noch auf eine Stunde?” „Aber klar. Doch sei sowas um sieben daheim. Morgen ist Schule.” In drei Tagen, allerdings, sind Ferien.Ich bekam seinen Schlüssel, fuhr ans Terrarium; लक war von ihrer Verabredung noch nicht zurück. Lust, dort alleinzusein, hatte ich nicht, packte also den Laptop ein und radelte hierher…. –

– wo ich nun sitze, meine Aufnahme durchhöre, die einen intensiveren Eindruck der Musik vermittelt, als sich direkt vor Ort gewinnen ließ, und will anfangen, meine Kritik zu schreiben. >>>> Die zu Onegin, in der Sonntagszeitung, ist prima plaziert, übrigens; vor allem hat man mir nicht ein einziges Wort verändert. Wir waren kaum an der Schaubühne angelangt, kam die Pressedame der Berliner Festspiele über den Zebrastreifen Olivaer Platz, sah mich, rief: „Toller letzter Satz!” – Auf den war es mir auch angekommen. So kommt die Botschaft, denk ich, rüber.

Bis neun etwa werde ich jetzt am Schreibtisch sitzen. Dann geht es auf mein >>>> letztes Maerzmusik-Konzert.

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