Arbeitsjournal. Mittwoch, der 31. März 2010. Mit einer durchgestrichenen Villa Aurora, einem Marthalertraum und zwei Frauen.

7.29 Uhr:
[>>>> Stuart McRae, Violinkonzert.]
Erinnerungen an Bamberg. Ich war unsicher, welcher Musik ich heute morgen zuhören wolle. Da fiel mir mein Mitstipendiat von 2006 ein. Wie mir auch immer wieder Caspar Johannes Walter einfällt, mit dem ich zusammen in der Villa Massimo war und daß wir ein Stück für >>>> Éclat geschrieben haben, das dort auch uraufgeführt wurde, wo dann auch Robert HP Platz’ und meine „Leere Mitte” uraufgeführt worden ist; sowie Johannes’ Klavierliederzyklus nach meinen „Städtebildern”: davon gibt es sogar ’ne CD (aber, sehe ich gerade, nicht mehr bei http://amazon.de).
Ich schieße mich auf sechs Uhr fürs Aufstehen ein, manchmal sogar auf etwas später. Das hängt damit zusammen, daß ich kaum noch je vor zwei Uhr nachts ins Bett komme; bei den viereinhalb Stunden nächtlichen Grundschlafs bleibt es also. Mit Eigner, seiner Gefährtin >>>> Isabelle Federkeil und dem Profi >>>> in der Bar gewesen, wo es ein Augenverständnis gab, das ich hier nicht ausschlachten, sondern mir für eine kleine Erzählung vorbehalten will, die ich vielleicht noch im Lauf des Tages schreiben werde. Jemand wiederum anderes hatte Geburtstag, >>>> Ines von Sassen, ehemals Berger, wie haben eine etwas zurückliegende Geschichte miteinander, ohne sie hätte ich wahrscheinlich nie einen BDSM-Kontakt bekommen, hielt mich davon ab, gemeinsam mit den Freunden aufzubrechen, Eigner mußte die letzte Ubahn bekommen, während ich ja mit dem Fahrrad dawar: jedenfalls hatte eine junge Dame Geburtstag, ob ich ihr nicht gratulieren möge, sie sei ganz allein. Das fand ich süß, zumal ich mir Weste und Krawatte so unpaßend wie nur möglich gekleidet war und mich geradezu verkleidet fühlte, obendrein in etwas, das am Hals kratzt. Kurzum blieb ich trotzdem (:mir ist das Vertrackte dieses Satzes bewußt; Rhythmik bricht Idiomatik). Aber dieser anderen wegen, ich mochte beobachten, wie „das” ausgeht. Es ging gut aus. Dann träumte ich von >>>> Christoph Marthaler, es ist nicht zu fassen; die Uraufführung meiner „Undine” am kommenden 8. Mai und „Wüstenbuch” verschränkten sich; Marthaler hatte eine junge Frau dabei, die exakt die Mischung aus der jungen Geburtstagsdame und der anderen war, Dramaturgin an der Volksbühne Rosa-Luxemburg-Platz, alles Traumfiktion selbstverständlich, aber sie erregte; vor allem unterschob ich ihr ein Projekt, das „Marthaler” heißen sollte: ihn selbst nämlich zur Fläche eines Theaterstücks zu machen, das zwischen Performance, ausgeschriebenem Text und Film changierte, ich hatte sehr genaue Vorstellungen im Traum, jetzt sind sie alle weg. Ich solle ihr ein Exposé schreiben, sagte sie, dann legte sie den Kopf an meine Brust. Davon wachte ich auf. Vorher, um halb zwei, hatte ich mit der Löwin telefoniert, die >>>> offensichtlich Angst macht, vor der man sich jedenfalls vorzusehen scheint. Was mir gut gefällt, auch wenn es in meine, sagen wir, Aktionsradien flatternde Schatten wirft.

[Stuart MacRae, Klavierstück.]

Heute morgen las ich dann >>>> das und hatte sofort die Idee für eine weitere kleine Erzählung, diesmal nicht erotischer, sondern phantastischer „Natur”: Die Strangelets haben die Erde tatsächlich verschlungen, wir merkten es, merken es aber nicht, nicht anders jedenfalls als gewissen Unverhältnismäßigkeiten, die nur besonders ich nenn sie mal: – Begabten auffallen. Sowas. Das nähme den Strang Der Unheil auf, die jetzt in >>>> Selzers Singen erschienen ist.

Heute ist übern Tag vor allem mein Einspruch ans Finanzamt zu radeln; morgen läuft die Frist ab. Des weiteren will ich die letzte Kritik zur >>>> Maerzmusik schreiben; eine Rezension soll noch folgen, und zwar des vortrefflichen Programmbuchs; das hat aber nur Sinn, wenn Sie das noch bestellen können: ich habe bei den Berliner Festspielen deshalb angefragt.
Die Urlaubsplanung für den Sommer hab ich mit लक gestern angerissen; vom 12. bis 23. Juli wird sie mit allen Kindern und ihrer Mutter an die Ostsee fahren, aber mein Lauser möchte auch in ein Segellager; danach; so ist ungewiß, ob ich mit ihm nach Italien kann; Terminfrage; muß sich noch klären. Wiederum der Profi und ich, die wir seit Jahren eine Sizilienfahrt zusammen unternehmen wollen, haben sie uns gestern abend lose für den Herbst vorgenommen. Er, der Kunstsinnige und -verständige, kennt das Land überhaupt nicht. Kann aber sein, daß uns abermals Frauen dazwischenkommen, die in jedem Fall, für jeden von uns, Vorrang genießen.

Hin und her überlegte ich gestern, ob ich mich für die kalifornische >>>> Villa Aurora bewerbe; heute läuft dafür die Frist ab. Es spricht aber zu vieles dagegen. Zum einen meine USA-Feindlichkeit; es wäre schon s e h r käuflich, ignorierte ich sie, weil ja eben in der Ausschreibung „ein besonderes Interesse an der Kultur der USA” gefordert ist; ich müßte, um noch einigermaßen sauber dazustehen, „Indianer” angeben, von denen ich aber imgrunde nicht mehr weiß, als Karl May „wußte”. Also das geht nicht. Dann sind dort auch Kinder nicht erwünscht, was ich sowieso schon mal ein Ding finde, aber selbstverständlich unterlaufen hätte. Aber sowieso: Kinder. Ich kann nicht drei Monate von den dreien wegbleiben, das geht nicht, das ist ausgeschlossen, da auch die Entfernung z u groß ist; Italien geht, Spanien geht, Frankreich geht, sogar Nordafrika ließe sich machen, nicht aber der USA-Westen. Also die Frist im Terminkalender gelöscht, Aurora adé, ich gehör da eh nicht hin.

13.29 Uhr:
Ordentlich >>>> was los heute /?p=4709 ; ich hatte das gestern ja bereits angekündigt. Das Bild ist ein über die Knöchel gehobener Rocksaum oder eine Burka, die verrutscht und ein Teil des Gesichts sehen läßt. >>>> Daß der Überfliegertroll da nach dem Jugendschutz ruft, belegt meine These von der Fantasietätigkeit als derjenigen Instanz, die gefährlich ist. Das Bild selbst zeigt nur eine Frau in einem Schrank. Interessanterweise hatte es >>>> bei Phyllis Kiehl http://taintedtalents.towday.net auch nicht nur ungefähr die Wirkung wie jetzt hier, weil man es hier mit Positionen Der Dschungel zusammenbringt; die einzige offenbar, die das sofort begriff, war Frau v. Dschuba: ebenfalls eine Frau.
Unnötig zu sagen, daß die Löwin nicht ganz glücklich, ja sogar etwas sauer auf das Bild reagierte; wir haben geskypt, jetzt versteht sie, glaube ich, gut, was ich beabsichtigt habe; ich selbst verstand es überhaupt erst in dem …. ————————————————————- mußte weg, das Finanzamt war unbedingt dran. Und es war g u t, daß ich auf dem Rad fuhr. Der Kopf schwirrte. Ich schrieb in ihm das, was nun >>>> dort steht. Es gehört unbedingt ins Arbeitsjournal.

Gleich geht es zur Familie hinüber.

21.55 Uhr:
[Nach dem Am Terrarium. Arbeitswohnung.]
Cigarillo & Talisker.
Dies war ein sehr schöner Abend bei der Familie. Mit meinen Kindern herumgetollt, als लक mit den Zwillingen heimgekommen war; vorher meinen Jungen von der S Schönhauser abgeholt, er kam ein wenig verspätet von seinem Freund P. लक kochte, wir tobten. Dann Abendessen, ich brachte danach die Kleinen zu Bett, las ihnen vor, derweil bastelte der „Große” in seinem für-diese-Zeit-Zutritt-verboten-Zimmer an irgend einer Ostergabe, kam aber zum Vorlesen ins Kleinkinderzimmer und hörte zum 3445ten Mal mit an, wie die Schildkröte ihren Panzer bekam.
लक will früh schlafengehen, ich sagte tschüßbismorgen und zog hierher ab; mein Junge brachte mich zur Tür, „ich liebe dich, mein Sohn”, „ich liebe dich, Papa”. So war ich dann in der frühen Nacht, und sofort gingen mir wieder konzeptuelle Gedanken zu >>>> Melusine Walser durch den Kopf. Ich werde sie aber erst morgen, denke ich, formulieren, will noch ein bißchen >>>> Lost, 5. Staffel, die letzte CD sehen. Auch will sich شجرة حبة noch melden, aber erst nach ein Uhr nachts, kündigte sie an. Wir >>>> leben in der Ambivalenz. Alle Klarheit ist Täuschung. Ihrer Nachricht – ich fand sie soeben im Postfach – fügte die Löwin dieses Bild an, das mich jetzt viel zu unruhig macht, als daß ich arbeiten könnte:

3 thoughts on “Arbeitsjournal. Mittwoch, der 31. März 2010. Mit einer durchgestrichenen Villa Aurora, einem Marthalertraum und zwei Frauen.

    1. @Mme LaMotte. In Gütersloh – einem Ort, in dem ich noch niemals gewesen. Ich bin auch nicht ohne Bängnisse, nein, nicht des Ortes wegen. Den zeichnet ja aus, neben Bielefeld zu liegen, das es bekanntlich nicht gibt. Deswegen wäre Bielefeld als Ort der Uraufführung nicht infrage gekommen, ohne mich mit Zweifeln vollzupumpen. Aber dieses “daneben” hat’s in sich. Nur eben die Bängnisse: Ich habe da, für die Inszenierung, rein keine Hand, die angelegt werden könnte. Und setze mich aus. Nein, ich will in nichts da hineinsprechen, einfach am 8. Mai mich auf und hinterher wahrscheinlich zwischen die Stühle setzen und zuschauen.

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