Verrisse vergeuden die Zeit. Arbeitsjournal. Montag, der 26. April 2010. Von einem verzwickelten Tag.

16.08 Uhr:
[Am Terrarrium.]
Noch nicht einmal hierzu, nicht einmal an mein tägliches Arbeitsjournal gekommen bislang. Immerhin habe ich >>>> die Kritik zu gestern abend geschrieben, was einige Zeit gekostet hat. Aber es lohnte sich, sie aufzubringen. Es ist schwieriger, gute Kritiken als schlechte zu verfassen (und zu begründen); doch ich hasse es, Verrisse zu schreiben: Sie sind Vergeudung von Lebenszeit, weil man die Lebenszeit gleich doppelt vergeudet, zum einen mit der Veranstaltung, zum anderen mit der Arbeit über sie.
Jedenfalls. Nachdem der Profi und ich, beide begeistert, >>>> aus der Komischen Oper gekommen und zur Bar weitergefahren waren, wo Hans-Christoph Buch saß, wo >>>> Findeiss stand, wo auch eine Malerfreundin des Profis war, die sich dann zu uns setzte, und nachdem wir nachts noch einen Pastakoch suchten, aber alle kleinen „Italiener” der Gegend hatten schon zu; so fuhr mich der Profi zu meinem Fahrrad zurück, das vor dem Opernhaus stehengeblieben war, und ich schwang mich darauf: auf das Rad, nicht das Haus; – nachdem ich dann, gegen halb zwei Uhr nachts, in der Arbeitswohnung angekommen, den Kopf voll mit dem, was wäre zu schreiben… – da klingelte das Telefon. लक. Durchaus verzweifelt. Die Kleine huste und huste und schlafe nicht ein, und sie, लक, müsse doch arbeiten morgen.
Ich hatte das Programmheft schon unter dem Scanner. „Paß auf, ich komme gleich rüber, brauche aber noch ein paar Minuten hier am Laptop.” Die Bilder zuende eingescannt, die Arbeitssachen verpackt, ans Terrarium – wo ich noch immer sitze; die Kleinen schlafen jetzt, noch, es gab einen langen Mittagsschlaf, nachdem mein Sohn aus der Schule hergekommen war, mit uns gegessen hatte, wieder zur Musikschule loswar. Die zweite Arndt-Erzählung, immerhin, hatte ich gestern noch vor der Oper durchgesehen, doch habe die Korrekturen noch nicht übertragen, weiß nicht, wo mir der Kopf steht, weil ich an die Steuererklärung jetzt wirklich heranmuß, sonst läuft die Begründungsfrist meines Widerspruchs ab, und ich verliere, na sowieso.
Drüben ist noch meines Sohnes Vulkanlager, vom Sonntagmorgen, nicht weggeräumt, hier ist die Küche nicht gemacht. Das kann ich für लक so keinesfalls lassen. Daran gehe ich jetzt zuerst. Und fahre hinüber an meinen Schreibtisch, wenn लक vom Jobben zurück ist.

19.55 Uhr:
[Arbeitswohnung. Beethoven, Leonore.]
Zum ersten Mal meine Aufnahme über meine große Anlage zu hören, ist großartig, und enorm plastisch kommt das Sound-Design durch, das unter die gesprochenen Partien gelegt ist. Im übrigen herrscht hier aufzuräumendes Chaos. Wenn ich bloß wüßte zudem, woher den einen Tag Frühjahrsputz nehmen, der so irrsinnig nötig wäre. Auch morgen muß ich abrufbereit stehen: eventell ist das Zwillingsmädel noch immer krank; wir werden es aber mit dem Musikkindergarten versuchen. Doch es kann gut sein, daß mich dann ein Anruf vom Schreibtisch wegholt. Morgen abend hab ich ohnedies durch die Nacht hindurch wieder Kinderwache. Dabei drängt die Steuererklärung; ich werde morgen beim Finanzamt anrufen und den genauen Abgabetermin noch mal erfragen. Zudem ist ein Antrag an den Deutschen Literaturfonds zu schreiben, d a läuft die Frist am Freitag ab. Ich will schnell mal schauen, ob man unterdessen Anträge auch online stellen kann. Das würde es erleichtern.
Nachher um zehn Treffen mit Manuela Reichert >>>> in der Bar, einer Planerin und Moderatorin von >>>> „Gutenbergs Welt” beim WDR http://www.wdr3.de/gutenbergs-welt/aktuell.html , von der ich einen neuen Rezensionsauftrag habe, der ebenfalls bis Ende der Woche ausgeführt sein sollte; nur ist das Buch, dessen Autor ich nicht einmal kenne, noch gar nicht angekommen; ich m u ß t e das aber annehmen, damit wengstens die nächste Miete gesichert ist. Gut, ich will nachher die >>>> Kulturmaschinen-Leute mit Reichert bekanntmachen; wahrscheinlich kommt auch der Profi hinzu. Meine Fingernägel, seit ich wieder Pfeife rauche und kein Zigaretten mehr, sehen furchtbar aus; das kann ich nicht zulassen; das wird jetzt als nächstes geändert. Gebt mir Z e i t!
Wegen der >>>> Undine weiterhin keine Nachricht, auch nicht vom Verlag der Autoren. Duldungsstarre offenbar. „Der Herbst wieder”: so in d i e s e m Sinn. Immerhin, daß ich >>>> mit einer Opernkritik bei twoday in die Charts komme, ist ziemlich bestätigend; ein paar Stunden lang führte ich sie heute sogar an.
Die Fingernägel!

Heute vor genau achtndzwanzig Jahren lernte ich Do kennen: Philosophikum Frankfurtmain, Raum 309, 11.15 Uhr c.t.

20.24 Uhr:
Sò. Wenigstens d a s wäre erledigt. Jetzt kann ich den Frauen wieder unter die Augen treten; schließlich mögen die gepflegte Hände wie ich selbst. Was mir beim Wieder- und Wiederanhören n o c h in die Ohren geht? Der Mozart in Beethoven.
Ein halbes Glas Wein. Dabei zur Löwin einen Skypeblick werfen.

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