Tom Torn: Arbeitsjournal. Montag, der 10. Mai 2010. In Fulda und Rheinmain. Und ein Fingerzeig zur Lappenschleuse Anderswelt. Am Nachmittag dann, nach der kenianischen Ankunft, Neues von Dr. Walhalladada Schein ODER Im Schatten der Zwergenbrotbäume.

5.35 Uhr:
[Fulda, bei Rohms. Kinderzimmer.]
Darin schlief ich, an einem Kinderschreibtisch, na gut, Pardon: Jugendschreibtisch sitz ich, unter der geöffneten Fensterdachsschräge, Blick auf den an die Konsole gepinnten Stundenplan. Die Kinder der Fuldaer Marienschule haben’s leichter in der Fünften als mein Bub: fünf vor ein Uhr mittags endet hier täglich der Unterricht, indes mein Junge dreimal wöchentlich erst um halb drei, zweimal um halb zwei heimgehen kann.
Nun also, >>>> die Lesung. Die Einladenden hatten alles sehr gut vorbereitet, es gab sogar einen hübschen Flyer, alles war freundlichst und, das trifft es, sehr kollegial, nur eben die Thalia Buchhandlung war nicht vorbereitet, jedenfalls mit keinem meiner Bücher bestückt; darüber schrieb ich schon gestern. Heute sage ich: selbst schuld. Denn den ziemlich guten Bücherumsatz habe nun ich gemacht: er ist, bei einem bürgerlichen Publikum, ein trefflicher Gradmesser für den Erfolg einer Lesung; bei jugendlichem und studentischem Publikum ist das meist etwas anderes – auch nicht prinzipiell, denn die oft hohen Eintrittskosten für die Clubs und Pop-Konzerte werden ja durchaus berappt. Hierüber sprachen wir auch nachher noch, im privaten Kreis bei Rohms: daß letztlich nur das Interesse zählt und nur über Interesse etwas ausgesagt wird. Wie dem auch sei, drei Euro Eintritt empfand ich als zu gering, aber durch den Buchverkauf rechnete sich, : „wie man sagt”, die Lesung dann wieder, abgesehen davon, daß Fulda ohnedies auf dem Weg von Berlin über Frankfurtmain nach Heidelberg liegt, ich also nur einen Zwischenhalt machen muß, und davon vor allem, daß hier hoch aufmerksame, kluge Leute zuhörten und auch zuhören wollten, die, weil völlig unvoreingenommen, sehr gut verstanden, was diese Erzählungen sind. Ich las die „Lena Ponce” aus >>>> Selzers Singen und den „Gräfenberg-Club” aus der >>>> Niedertracht der Musik, die übrigens von den >>>> Kulturmaschinen als dritter Band der Erzählungen, nach dem Azred im kommenden Herbst, im Frühjahr 2011 wieder neu aufgelegt werden wird; der Verlag tisch7 ist ja leider bankrottiert (banca rotta). Außerdem las ich drei Gedichte aus Der Engel Ordnungen, das Kindergedichtchen, die Kleine Tierkunde, sowie Es saßen drei Engel beisammen.
Vor mir las Guido Rohm, deutlich von „den” „Amerikanern” beeinflußt, sprich: von der, so man das mal als eine Schule auffassen will, Kerouac-Schule, wobei diese geradezu persönlich vertreten war gestern abend, nämlich in der ziemlich beeindruckenden, aber auch ziemlich vom Alkohol angefressenen Gestalt >>>> Tom Torns, der es denn auch war, der aus den hinteren Reihen immer mal wieder in den Vortrag rülpste oder grummelnd diese und jene Szene und Phrase kommentierte, die er allerdings kaum verstehen konnte, weil er Deutsch eigentlich gar nicht spricht. Jedenfalls tut er so, als spräche er’s nicht, und sein Amerikanisch… nun ja, dieser Bukowski pflegt einen Slang, der einem, jedenfalls mir, auch diese Art Englisch restlos unzugänglich machte, kurz: wir mochten uns auf den ersten Blick nicht. Er kam dann, zu meiner Erleichterung, auch nicht mit auf das gemütliche Beisammensein; ich wollte eh mehr von dem Maler >>>> Leszek Skurski erfahren, der die Red Corridor Gallary in Fulda betreibt und dessen Bilder dort gestern auch hingen, drei Bilder; die meisten Wände waren mit Werken eines anderen Künstlers bestückt, die mich, von zwei Arbeiten abgesehen, nicht so sehr beeindruckten, deshalb sage ich den Namen hier nicht. Skurskis Arbeiten hingegen gefallen mir durchweg gut: schauen Sie ein bißchen durch seine Sites.
Rohm also. Schnelle, fließende, dies der Begriff, den man anwenden muß: stories; ich hörte freilich nur zwei und kam der natürlichen Umstände halber noch nicht dazu, weitere zu lesen. Handwerklich gut geschrieben, flott in den Ideen, ein wenig im melancholischen Straßengefühl von Outlaw-Losers, dabei hübsch amoralisch, indes nicht so vom Leben zerfressen wie ganz offenbar ihr spiritus rector Torn, der auch so aussah, als hätten sich >>>> Gerald Stern und Bukowski, nachdem gentechnisch auch die intrageschlechtliche Fortpflanzung wurde, gekreuzt, und zwar mitsamt ihrer Süchte: bereits der Säugling wird nach Zigarren und schlechtem Whiskey gerochen haben. Etwas von diesem Geruch haben auch Rohms Stories. Wie seltsam dazu der Kontrast: meiner austarierten, an Südamerika und Südeuropa und am französischen Ästhetizismus orientierten, bis in ihre Verästelungen ausbalancierten Erzählungen – so empfand ich das gestern abend selbst, und den Reichtum, den das, beides miteinander, bedeutet.
Der Ort, übrigens, ist für Lesungen ideal. Ich habe immer Vorurteile gegen Fulda gehabt, Vorurteile, weil ich ja bis gestern noch nicht hiergewesen bin, aber von der ICE-Trasse aus den Eindruck einer ödesten Industrielandschaft hatte; in der Tat ist das erste, was zu sehen bekommt, wer mit dem Zug von Berlin aus einfährt, eine Papierstoßverbrennungsanlage, die ungeheuer dampft. Dann hat man noch den Blick auf Mietskasernen, als wir abends hierherfuhren, fragte ich einmal: „Das sind da aber Kasernen?” So sahen die Gebäude nämlich aus. „Nein, das ist die Fachhochschule”, bekam ich zur Antwort. Aber wenn man in der kleinen Innenstadt ist, die dann plötzlich imposant wird beim Dom und beim Stadtschloß, und wenn man dann in die Gänge zwischen den alten Häusern eintritt – ich liebe enge Gänge! -, und wenn man dann vor der alten Schlosserei steht, die jetzt zur Gallerie umgebaut ist, und wenn man dann da hineintritt… – wunderbar als Ort für Literatur; sogar die Akustik stimmt. Stühle mußten hinzugestellt werden. Der kleine Hof, zwei Stühle auch dort, am Tischchen, drauf die Aschenbecher… anfangs noch schien schräg Sonne auf Gelb und ein Rot.

Foto: Leszek Skurski

Kaffee. Immer mal wieder auf den Balkon, um zu rauchen. Auch Rohm ist auf, auch er arbeitet früh an seinen Texten; allerdings muß er dann immer danach in den Brotjob, weshalb ich heute schon zum nächsten ICE kommen und bereits noch am Vormittag in Frankfurtmain sein werde, der Kehrseite Buenos Aires’ sozusagen. Ich will dann gleich, wegen der >>>> Undine, in den Verlag der Autoren, der vom Rheinmainer Hauptbahnhof wenige Schritte entfernt ist.
Danach dann zurück auf die Münchener. Es gibt da ein Hotel, bei dem man nur unbemerkt den Portier passieren muß, um jenseits des Eingangs – rechts gibt es eine Tür, durch die du trittst, dann den Gang entlang, dann die nächste Tür – die Lappenschleuse zu erreichen. Man sieht sie nicht, wenn man durch die zweite Tür getreten ist, aber man spürt es. Und steht schon mitten in der Serengeti.

16.39 Uhr:
[Am Kilimandscharo.]Es soll einen Text >>>> Doktor Walhalladada Scheins geben, der sich eingehend um Die Dschungel bekümmert. Nun habe ich aber keine Lust, ihn zu lesen, sondern überlasse das freudvoll meinen Lesern, die es mir meines genannten Zustandes wegen nicht verübeln möchten, daß ich nicht direkt auf ihn verlinke, ja eben interesselosigkeitshalber nicht verlinken k a n n. Ich habe zudem keine Zeit, den korrekten Link herauszusuchen, weil die neuerliche Reise in die Serengeti erzählt werden muß. Was ich gleich beginnen werde. Also nehme man Vorlieb – „Vorflieb” vertippte ich mich gerade, womit sich ein Wort so voll klangschöner Wahrheit ergab, daß ich’s zumindest bewahren will – …. nehme man also Vorflieb mit diesem Link auf des Doktors Weblog-direkt. Das hat auch für ihn selber Mehrwert, indem nun mehr und anderes bei ihm gelesen wird als bloß sein… hm: „Manifest”? gegen mich und die, hörte ich, Begeisterung seiner Neupariser Kommunarden und -Innen, will sagen, ich bin ein großer, ja begeisterter Freund meiner Gegner und wünsche Ihnen, und schicke sie hinüber, mehr der Leser, als der Doktor sie ohne Die Dschungel eigentlich hätte. Doch sie stehen ihm, finde ich, zu. Allerdings verdankten sie, Die Dschungel, sie, so hörte ich, ihre Leser allein ihren Trolls; insofern das selbstverständlich stimmt, könnte es nun geschehen, daß aus der Flut neuer Leser, die sich von jetzt an über Herrn Doktor Scheines allbeliebte Zipfelmütze ergießet, von der wir als wie von dem Glück der Wahren Aussage berichten können, daß sie die eines porzellanenen Gartenzwergs ist und deshalb nicht in Gefahr, sich einzudrücken… daß aus jener charthohen Springflut wohl auch die eine und/oder andre Gestalt des nordisch-mythologischen Wesens und Unwesens sich da miterbricht… – Wie auch immer, es war شجرة حبة, die mir von den Vorgängen die Botschaft überbrachte, der ich >>>> lesungshalber nahezu vollkommen abwesend war und heute überdies zwischen einer erneuten Lockung aus >>>> Ardistan und einem ervisionierten Sundowner unter Bäumen jenes afrikanischen Brotes wählen mußte, zu dessen Verzehrern einem sich Walhalladada soeben gemacht. Nachdem ich dann endlich angekommen, rucksacksbeschwert und, nach einem Besuch bei indischen Juwelenhehlern, zu den anderen Affen hinaufsah, indes شجرة حبة, für meine Abkühlung sorgte, nachdem zumal ich von Feigen gekostet und, obwohl die Sonne noch hochstand, einen ersten Talisker nahm… auch hatte ich mich umgezogen und bin, nachdem ich erst ausgezogen war, nun in Khaki angezogen… nach also dem gab mir die Löwin Bericht, wobei sie ihre Krallen leckte. Und über Walhalladada sagte: „Das ist bürgerliche Mittelschicht, du mußt das verstehen. Ohne sie, da hatte >>>> Gregor Keuschnig recht, könnte es solche wie uns gar nicht geben.” Und sie fügte diesen faszinierenden Satz, dem ein anderer, noch faszinierenderer vorausging, hinzu: „Diese Leute sind wichtig, aber nicht interessant.” Von dem andren faszinierenden Satz erzähle ich Ihnen, Leser, später. Denn nun hat die Geschichte Vorrang, wie ich denn von Fulda tatsächlich in die Serengeti gelangte. An d e m Bericht sitz ich sogleich.

12 thoughts on “Tom Torn: Arbeitsjournal. Montag, der 10. Mai 2010. In Fulda und Rheinmain. Und ein Fingerzeig zur Lappenschleuse Anderswelt. Am Nachmittag dann, nach der kenianischen Ankunft, Neues von Dr. Walhalladada Schein ODER Im Schatten der Zwergenbrotbäume.

  1. kommt mir irgendwie so vor wie eine geschichte die ich mal erlebte.
    ich geriet in ein gespräch in einem imbiss mit einer frau, die sagte sie malte.
    nun ich zeigte mich interessiert und sie lud mich zu sich ein um mir ihre bilder zu zeigen.
    wir fuhren mit einem taxi in den nahegelegenen grunewald und landeten vor einem fetten kasten von haus.
    nun ich sagte ist ja cool als sie die tür zum keller aufschloss da hast du ja richtig ruhe zum arbeiten hier, wie kommt man zu so einer adresse ?
    sie entgegnete, das haus gehöre ihr.
    als ich die geschichte im ex&pop jemand erzählte meinte der, es wäre ja nun wohl die laffeste geschichte die er jemals hörte.
    ich musste ihm nach kurzer bedenkzeit komplett zustimmen.

  2. Hab mal ein paar Kommentare gelöscht. Die Schreiber kommen ja eh, so oder so ähnlichlautend, alle wieder. Doch mich bei Doktor Walhalladada entschuldigen? Weshalb? Da besteht kein Grund: weder für ihn bei mir noch für mich bei ihm. Allerdings ist es s c h o n eine Auszeichnung, nun aus ganz anderer Kraft als meiner eigenen in die Charts gebracht worden zu sein alleine deshalb, weil man konsequent seinen Weg geht. Daß jemand meine Arbeit schätzt, begründet ja nun noch keine Freundschaft; es zeigt einzig, daß der Mann intelligent ist. Sollte ich nun allen intelligenten Geschöpfen der Welt oder doch auch nur des deutschsprachigen Raums in Freundschaft verbunden sein müssen, wäre das eine Herausforderung, vor der mein ohnedies geringes soziales Vermögen restlos kapitulierte.

    1. also ich persönlich teile die auffassung nicht, sie wären dank uns trollen gerade so weit oben in den charts.
      ( so war das vielleicht mal ne zeitlang )
      meiner meinung nach entwickelte sich das sprunghaft seit der buchmesse und ihrem einsatz fürs netz – das ironisch-erotisch inszenierte geplänkel um alea torik fiel da halt mit zusammen – nun das war ja auch echt nichts unseriöses für mich.
      ich muss sagen mich stört auch exzentrisches oder egozentrisches gebaren nicht, da ich selbst zumindest zu exzentrikertum neige ( manchmal nicht zu knapp ) bloss sollte so etwas imgrunde halt jedem gewährt sein – allerdings nicht auf nem persönlichen blog, also insofern kauf ich ihnen doch das konzept ab, divergierendes hier zuzulassen und allzu selbstdarstellerisches zu dann eigenen blogs zu schicken.
      was egozentriker anbetrifft so ziehe ich allerdings schon grenzen, wenn ich den eindruck habe, ein anderes ego versucht mich auf dauer auszubeuten.
      nö ich wollte eigentlich nie hier parasitär in erscheinung getreten sein.
      aber walhalladada ist doch ein wriklich fähiger mann schaut man sich mal seine sachen zu zizek und anderes an – er hat doch eine weitaus höhere sprachkompetenz als ich.
      naja, hab grad als desktopbild den sombreronebel auf meinem grossen und wie über einer glasschale also ein notationsprogramm drüber, sieht echt streng ( eisig ) aus aber glasklar.
      ( und immerhin fünf systeme für kleinere samplingeinsätze – nett )

    2. Zu walhalladada für Eldermann. Ich habe doch nirgendwo geschrieben, daß ich Dr. Schein n i c h t für einen fähigen Mann hielte. Ganz das Gegenteil ist der Fall, das hat sich auch nicht gändert. Und als er mir vor drei Tagen >>>> diese Frage stellte, nein, er stellte sie sich selbst, wie er schrieb, >>>> da habe ich doch sehr freundlich und klar geantwortet. Das Ausmaß seines offenbar Problems kam erst danach zutage, und es ist nicht meine Rolle gewesen, es zu formulieren; ich hatte mich lediglich gegen eine Unterstellung verwahrt, für die ich zumindest eine Erklärung wollte. Und Sie haben ganz recht, es geht schon längst nicht mehr um anonyme Kommentare ja und nein; Sie haben des weiteren darin recht, daß meine “Chartierung” mit Trolls gar nichts zu tun hat… das hatte sie überhaupt nie. Die Dschungel sind seit Jahren in den Charts, immer wieder, es gab seinerzeit die Auseinandersetzung mit ifone, es gab die Auseinandersetzungen zur Sexualität, und als ich >>>> meinen New-York-Roman zur Gänze in Die Dschungel stellte, führte ich die twoday-Charts tagelang oft gleich mit mehreren Texten an; ebenso im Januar, als ich >>>> Wiegands Inszenierung von Křeneks Orpheus in Der Dschungel miterzählte. Ja, selbst meine Lyrik schaffte es, wurde sie hart diskutiert, in die Charts; ich erinnere nur an die vielen Auseinandersetzungen um die BAMBERGER ELEGIEN, die nun, gegen alle Unkenrufe, im Frühjahr 2011 in einem wichtigen Lyrikverlag erscheinen werden. Und und und. Oder schauen Sie sich die Zugriffszahlen mancher Kapitel der >>>> KLEINEN THEORIE DES LITERARISCHEN BLOGGENS an. Hierneben zählt mein Arbeitsjournal so oder so zu den beliebtesten Segmenten Der Dschungel, wahrscheinlich, w e i l es eben so persönlich gehalten ist, bei gleichzeitiger Diskussion von Musik und Literatur. Es stört walhalladada offenbar genau das Persönliche daran; viele andere Leser stört das aber nicht: sondern das von mir entwickelte Format ( es hat sich ja ergeben, mehr oder minder notwendigerweise; zu Anfang Der Dschungel hatte ich das unterdessen darin zusammenfallende Segment des Tagebuchs einigermaßen streng von anderen Segmenten getrennt) hat Kraft, auch Leuchtkraft, es bringt die Leute zum Lesen; daß sich darin auch meine vermeintlichen oder tatsächlichen Schwächen mitinszenieren, ist reizvoll – im Wortsinn: es reizt… auch zum Widerspruch. Genau das weckt Interesse, und zwar nicht nur der Trolls, ja deren am wenigsten. Anstelle sie auszusperren, wie >>>> Keuschnig und walhalladada tun, sozusagen stellvertretend für der Menge Blogs, habe ich ein Verfahren entwickelt, sie zu integrieren, ohne ihnen ihr Eigenes zu nehmen. Den Weg dahin kann man in Der Dschungel nachlesen, es war zu Anfang auch für mich ein ständiges Problem. Ich reagiere lediglich nicht ausgrenzend auf Phänomene, die mir entgegenkommen, sondern mache sie zu Momenten meines künstlerischen Kalküls: nicht anders habe ich seit je in meinen Romanen gehandelt (speziell in ihnen, weniger in den Erzählungen).
      Wenn nun immer wieder, berichten mir Leser per Email, meine “Eitelkeit” ins Zentrum der Abwehr gerät, je nun… erstens habe ich nie einen Hehl aus ihr gemacht, zweitens empfinde ich sie mit ihrer meist auch selbstironischen Inszenierung als angemessen, einmal abgesehen davon, daß sie für jemanden, der ökonomisch so hart an der Existenzgrenze kämpft wie ich, eine Überlebensnotwendigkeit ist und insofern narzisstische Strategie. Unterm Strich zählt doch nicht, ob ich nun ein guter Mensch sei oder nicht, sondern allein das, was bei meiner Arbeit herauskommt, ob sie trag- und strahlfähig ist, ob sie Menschen integrieren kann, ihre Hoffnungen, ihre Nöte, ihren Schmerz, ja ob sie sogar Lebenshilfe ist und doch auch Gegenwart angemessen nd vielleicht weiterführend beschreibt. Wobei ich auf die Feststellung großen Wert lege, daß ich meinerseits niemanden ausgegrenzt habe; vielmehr hat weitgehend jeder in Der Dschungel Platz. Es mag aber gut sein, daß es gerade dieses ist, daß es diese Offenheit Der Dschungel ist, was, sagen wir: “bürgerlicheren” Denkern solche Probleme bereitet, zumal mein Herz für die E-Künste und gegen den Pop schlägt – a u c h ein unentwegter Anstoß der Abwehr.

    3. Also dafür, wie sehr Sie “Pop” ablehnen, ist der Wert, den Sie auf “Charts” legen, doch ganz beachtlich.

    4. @Lupus. Selbstverständlich lege ich Wert darauf. Es geht darum, ein Werk durchzusetzen. Im übrigen habe ich den Verdacht, daß eben die Charts es waren, was zu dieser ganzen Auseinandersetzung geführt hat. Charts sind ja erst einmal nichts anderes als ein Indiz für Präsenz. Ich lebe nicht auf dem Elfenbeinturm: mir wär’s da zu knochig. Pop, im übrigen, bedeutet: möglichst größte Gefolgschaft bei geringstem Widerstand, n ä m l i c h seinetwegen. Man kann über meine Abeit und Person sagen, was immer man will, dieses aber sicher nicht. Ich will Leser, nicht Fans.

    5. wenn ein mann vor mir in einer champagnerpfütze kniet, ein verwelktes sträusschen vergissmeinnicht in beiden händen mir entgegen- und emporstreckt, den hut von oliver hardy auf dem kopf sitzen hat – angeschrägt – und mir ein glas lauwarmes gerolsteiner ausgeben will.
      dazu noch was von connections in richtung babelsberg textet, halb ironisch.
      sowas mag ich, pure konvention halt.

    6. den typen mit den stilettos löschten sie ?
      aua.
      klar aus keuschnig hätte man als korrektur k. machen müssen, ein wenig verflüssigen das ganze noch – die kompakten stellen.
      aber ansonsten ?
      poh nö, ich hatte hier echt was witziges am vorbereiten, poste ich woanders.
      dass sie solche harmlosen sachen nicht mögen verduzt mich regelrecht.
      auch was sie da von den evident stoneden sachen löschten, da war was dabei, was mich selbst als “verf.” hinterher verblüffte, eine art system, allerdings schwerst analysierbar und als methode vorstellig zu machen.
      es war ein wenig düster, also ich hätte das höchstwahrscheinlich auch gelöscht.

    7. @dutschibilly. Ich habe den ansonsten, da bin ich Ihrer Meinung, ganz pfiffigen Text gelöscht, weil ich nicht zulasse, daß andere Leute in Der Dschungel hämisch attackiert werden, zumal dann nicht, wenn sie hier nicht mehr in Erscheinung treten wollen.

    8. @herbst

      dr. schein oder keuschnig hin- und oder her – letztendlich stellen diese kommentatoren für dieses blog keinen großen verlust dar; schließlich haben sie ja noch immer cellini & ihre treuen “troll`s”! und letztendlich ist eh` alles wurscht, denn dies ist das blog eines egomanen, der sich ohnehin von niemanden beeinflussen lässt, weder von von links noch von rechts! es gab zwischendurch allerdings auch mal zeiten, da zweifelte ich an ihrem objektiven urteilsvermögen, und zwar exakt zu dem zeitpunkt, als ich glaubte, nun hat sich keuschnig nach seinem fiasko bei nensch.de doch tatsächlich in die dschungel eingeschleimt! – Nun bin ich allerdings beruhigt, seitdem ich weiß, dass er zwar als link weiter bestehen wird, seine meinung hier jedoch mehr als in frage gestellt wird. im grunde genommen verabscheue ich jene leute, die sich gern auf einer anderen plattformen mit ihren mittelalterlich-anmutenden meinungen präsentieren, und auf ihren eigenen blogs jegliche gesprächskultur unterbinden, indem sie von vornherein sämtliche kommentare löschen, welche ihrem stromlinien-förmigen weltbild nicht entsprechen! – und deshalb bin ich froh, dass es solche kommentatoren hier besonders schwer haben, weil ihnen ein besonderer wind entgegen bläst.

    9. @lavantes. Daß es Sie noch immer in der Dschungel g i b t! (Und waren Sie nicht vor Zeiten sogar registriert? – Aber zur Sache:)

      Ich habe zum >>>>> Begleitschreiben eine völlig andere Auffassung, halte Keuschnigs Rezensionen für sehr lesenswert, für genau, für durchdacht, für auf eine Weise ausgewogen, im gutem Sinn verstanden, wie es mir selbst nicht möglich ist und für welches Vermögen ich seinen Autor durchaus bewundere: viele seiner Texte lassen die in den Feuilletons gängigen Rezensionen und den ihnen, aus welchen Gründen auch immer, zugrundeliegenden Schludrian und ihre schickschnelle Urteilerei weit weit hinter sich. Deshalb habe ich auch mit Ihrem Text jetzt, wie heute nachmittag mit >>>> einem anderen, und aus demselben Grund ein Problem. Ich möchte aber nicht abermals löschen, zumal ich mit Ihrer Meinung zu Kommentaren-prinzipiell sympathisiere. Doch das, was hier Streitgegenstand gewesen ist, hat nichts, gar nichts mit meiner Wertschätzung speziell dieser beiden – in diesem Fall: – Gegner zu tun. Sondern letztlich war und ist es eine Sachauseinandersetzung, in die dann halt, weil wir Menschen sind, auch persönliche Sympathien und Antipathien und unser jeweiliges Lebensverständnis eingeflossen und halt auch ein bißchen explodiert sind.

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