Begleitgeschriebene Trolle: Arbeitsjournal. Freitag, der 7. Mai 2010. Frühmorgendliche Meditation über die Tollwut. Und zu Allan Pettersson. Schließlich noch Dr. Walhalladada Schein.

 

 

[Arbeitswohnung, 5.55 Uhr:]

Es werden seit gestern in Der Dschungel Trollereien gegen >>>> Keuschnig geführt; man kann sagen, weil er stets auf offenem Feld steht und also seine Gegner schnell sieht, zumal von den Wehrgängen einer Fortifikation aus, in deren Tor er, als allzu viele von Rhabies befallene Schakale herangeschäumt kamen, den Hubertsschlüssel herumgedreht hat, anstelle die erkrankten Tiere abzuschießen; doch Keuschnig ist ein Pazifist -, – also man kann sagen, die schäumenden Trolle hätten Deckung im Dickicht Der Dschungel gesucht, um nun hierzuregenwalds aufs wütigste herumzugeifern, so daß nun ich, der k e i n Pazifist ist, zum Jagdgewehr griff… – kurz: es waren einige solcher Kommentare zu löschen, nur wenige davon hatte ich nachts noch stehen lassen, und zwar allein, weil es eine gute Antwort, >>>> parallalies nämlich, auf sie gab; dann mußte ich mich, aus hygienischen Gründen, auch gegen s i e entscheiden und habe einen ganzen Beitrag offline gestellt. Es ist schon schlimm genug, daß Keuschnig derzeit nicht ausreiten kann, sondern in seinem Fort verbleibt, da soll er nicht auch noch infektiösen Speichel ertragen, der in Die Dschungel fällt, weil die Schakale ihn nicht mehr hinunterschlucken können, Sie wissen schon: die Krämpfe in Rachen und Kehlkopf. Wobei ich jetzt immerhin einiges gelernt habe und besser verstehe, weshalb sich, und wie, diese Krankheit im Netz so ausbreiten kann, daß die Befallenen n i c h t, wie sie meinen, Werwölfe sind, sondern einfach nur von Todesweihe befallene, hirnentzündete Tiere, die schließlich nicht einmal mehr den Hinterleib vom Boden kriegen. Wären sie nicht so spitzartig rasend, man stünde bei ihnen und weinte.

Den letzten >>>> Azred-Text habe ich gestern abend nicht mehr bearbeitet, ich war etwas müde, skypte mit شجرة حبة, sah noch eine Verfilmung nach Poe, die schlechter kaum hätte sein können: die gesamte Ligeia vernichtet, den poe’schen Mythos daran, achtelsgeil erektionslos machte sich der Film so dahin und mischte Dr. Caligari mit einem vortechnoiden Vampir; man muß ein Kalkül dahinter vermuten, das, weil es eins ist, an solchen Stoffen auf erbärmliche Weise wirkungslos bleibt. Es lohnt sich nicht mal, auf den Film zu verlinken. Dann, später nachts, druckte ich was aus und ärgerte mich über einen der Texte, der ganz textfremd verletzte; aber das gehört nicht hierher; ich entließ diese Rage, nunmehr die meine, telefonierend im Bett und werde mich dafür, glaube ich, nachher entschuldigen müssen. Erst einmal muß ich aber Ans Terrarium hinüber, um die Zwillingskindlein abzuholen und in den Kindergarten zu bringen. Danach ist mit den >>>> Kulturmaschinen zu telefonieren.

Latte macchiato. Pfeife.

9.52 Uhr:
[>>>> Allan Pettersson, Zweites Violinkonzert.]
Zweiter Latte macchiato. Ich habe erst Geld, dann neue Cigarillos besorgt (falls mir Verehrer welche zukommen lassen möchten: ich bevorzuge Java- und Sumatra-Tabake, als Petit Corona in ungefähr 11 mm Durchmesser gerollt), deren einen ich nun rauche. Immer treibe ich bislang jemanden auf, der mir etwas Geld gibt: diesmal waren es 150 Euro, die ich, nachdem ich mich für nach dem Kindergarten dort verabredet hatte, aus dem „Balzac” mitnahm, damit ich auf der anstehenden Reise >>>> nach Fulda und Heidelberg, vor allem aber in der Serengeti nicht völlig ohne Mittel bin. Es wird von großer Erleichterung sein, daß diese Pumperei >>>> ab nächsten Monat aufhört, ein halbes Jahr lang jedenfalls. Gut. Oder schlecht. Denn heute mußte die anfällige Überweisung von Miete und Krankenkasse noch einmal aussetzen. Wer so lebt wie ich, muß mit so etwas umgehen können.
Auf dem Weg zum Musikkindergarten habe ich mich dann, wie heute früh schon angekündigt, entschuldigt. Mein wütender Ausfall gestern nacht kam mir gleich beim Erwachen wenn nicht komisch, so doch vor Unangemessenheit bizarr vor. Selbst Leute, die mich mögen, haben’s wirklich nicht leicht mit mir, was sollen da die Gegner denken? Wiederum schert mich das nicht, wenn nur die Arbeit gut vorangeht, und sie g i n g: am Terrarium, während ich noch wartete, habe ich jetzt sämtliche Erzählungen für Azreds Buch zusammengestellt in einer guten Reihenfolge, dann sie durchgezählt. Es sind vierundzwanzig. Da diese Zahl im Eingangstext expressis verbis eine Rolle spielt, es ist eine mythische, werde ich es bei ihr belassen und den anderen Text, der noch aussteht, nicht mit in die Sammlung hineinnehmen. Jetzt muß ich die Datei entsprechend ordnen, das Inhaltsverzeichnis erstellen, das wird den Vormittag kosten; dann geht alles an >>>> die Kulturmaschinen ab. Doch vorher, ja, die –

Musik des Tages.
Oft habe ich schon in Der Dschungel über >>>> Allan Pettersson (1911 bis 1980) geschrieben, er begleitet mein Denken und Leben seit fast zwanzig Jahren; mit Bernd Leukert habe ich >>>> ein Requiem für ihn inszeniert, beim Hessischen Rundfunk, der, wie Sie dem Link entnehmen können, das Hörstück 2006 ausgestrahlt hat. Da anderthalb Stunden Länge kaum noch irgendwo gesendet werden, gab es nie eine Wiederholung. Bei Interesse melden Sie sich bitte über >>>> das fiktionäre Kontaktformular oder bei Daniello unter der hier rechts angegebenen Emailadresse.
Allan Pettersson.
Daß sein Geburtsjahr das Sterbejahr Gustav Mahlers ist, kam mir immer alles andere als zufällig vor. Gewiß ist das eine sehr private Mythologie, dennoch gibt es Ähnlichkeiten, die ohrfällig sind. Auch Pettersson hat einen ganz speziellen, einen unverkennbaren Klang entwickelt, ich bin überzeugt davon, daß man eines Tages, so wie man vom „Mahler-Klang” spricht, auch von einem „Petersson-Klang” sprechen wird. Weshalb Pettersson kein so breites Publikum hat wie etwa Alfred Schnittke, ist nur dann zu verstehen, wenn man weiß, wie unbequem, oft auch ungerecht und wie monomanisch dieser schwerstkranke Querulant gewesen ist. Schon gar nicht konnte, noch wollte er, in den seriellen Schulen der verschiedenen Darmstädte, also in den Zentren der Neuen Musik, Fuß fassen: seine erste, unter dem Einfluß René Leibowitz’ geschriebene Sinfonie hat er so gründlich vernichtet, daß bis heute >>>> nur wenig von ihr aufgefunden wurde. Wir werden wohl ohne sie leben müssen. Er hielt „atonale” Musik entschieden für einen unmenschlichen Irrweg. Bekanntlich teile ich seine Meinung in dieser rigorosen Form nicht, für ihn selbst aber, für seinen speziellen Klang, ist sie ganz sicher notwendig gewesen: Wer Neues schafft, muß sich abgrenzen von anderm Neuen, oft, nicht immer. Jedenfalls ist Pettersson heute der letzte zeitgenössische Sinfoniker von quasi spätromantischem Rang – wenn man von dem in der sogenannten Postmoderne hochgesüßten Kitsch einmal absieht, dem sich selbst Penderecki unterdessen verschrieben hat, wenn man vom Kitsch vor allem der Góretzkis absieht, einiger Komponisten des Nordens sowie der großen Engländer, die, abgesehen von dem Genie Britten, bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein tatsächlich spätromantische Musik komponierten, etwa Ralph Vaughan Williams. Nun war auch Britten sicher kein Sinfoniker ersten Ranges, seine Größe findet sich anderswo, dazu wird es bestimmt auch einmal, oder mehrfach, eine Musik des Tages geben.
Was an Pettersson, der trotz seiner Tonalität bisweilen als monströse Zumutung empfunden wird, so besticht, ist diese Intensität, die jene klingen läßt, als w ä r e sie dissonant. Schon deshalb ist er der Neuen Musik unbedingt zuzuzählen; am nächsten kommt ihm die Kategorie eines musikalischen Expressionismus, wie man ihn bei Strawinski hören kann, der wiederum ganz fraglos, selbst von Dogmatikern wie Pierre Boulez, zur Neuen Musik hinzugerechnet wird. Pettersson aber, anders als jener, hatte nie eine Leitposition inne, er war allen unbequem, auch weinerlich, schon wegen seiner Krankheit, konnte schon mal Aufführungen seiner Sinfonien für bestimmte Orchester sperren, so, wie das Thomas Bernhard mit Büchern für Österreich tat, ohne aber dessen öffentliche Bedeutung zu haben, vereinsamte schließlich; wenige, die sich für ihn eingesetzt haben, Manfred Trojahn etwa, mit dem ich seinerzeit wegen meines Pettersson-Requiems kurz korrespondiert habe, fielen schnell wieder ab, und in den deutschen Konzertprogrammen ist er sowieso kaum je zu finden. Das liegt eben nicht nur an der objektiven Schwierigkeit seiner Partituren; meines Wissens hat zuletzt >>>> Peter Gülke einen Gesamtzyklus der Pettersson-Sinfonie aufgeführt; ich habe einen Radiomitschnitt seiner faszinierenden Interpretation der Neunten hier, in den ich immer wieder hineinhöre. Auch Gerd Albrecht, für die Musik der Zwischenzeiten glühend prädestiniert, hat sich für Pettersson starkgemacht. Um einen Einstieg zu finden, freilich, empfehle ich Ihnen >>>> dieses Zweite Violinkonzert, das es unterdessen auch >>>> in einer zweiten Fassung gibt; die kenne ich allerdings noch nicht, werde das aber ändern. Ein anderer sehr guter Einstieg in Pettersson sind die Aufnahmen seiner >>>> Zweiten sowie der >>>> Siebten Sinfonie, oder Sie holen sich einfach >>>> diese preisgünstige CD-Cassette aller Sinfonien. Wenn Sie den Einstieg finden, dann, glauben Sie mir, werden Sie einem Rausch verfallen, der heilen kann – so, wie Bernstein einmal sagte, es sei ganz unmöglich, aus der guten Aufführung einer Mahler-Sinfonie nicht als ein geläuterter Mensch herauszugehen.

… ich sehe gerade (11.36 Uhr), daß ich >>>> Else Buschheuer bereits vor fünf Jahren >>>> über Pettersson geschrieben habe. Wenn Sie das nachlesen, ist das eine feine Ergänzung zum Vorstehenden.

16.45 Uhr:
Irgend etwas scheint >>>> Dr. Schein so verärgert zu haben, >>>> daß er mich plötzlich ganz genau so attackiert, wie ein Troll es täte und wie es Trolle ja auch tun, denn auf Nachfrage, worin seine seltsame Unterstellung gründe, meine Argumente seien „fadenscheinig”, bleibt er die Anwort schuldig. Das jedenfalls, auch seine >>>> schnippische Reaktion auf mein Nachfragen, hat mich gewundert; sie tut obendrein weh, weil ich Walhalladada immer sehr geschätzt habe. Jetzt ist er plötzlich in die amorphe Masse meiner Gegner eingegangen, sie haben ihn schlichtweg geschluckt. Das wird vor allem >>>> Bruno Lampe schmerzen. Irgendwas ist da in einem Hintergrund passiert, in den ich keinen Einblick habe – noch auch ihn haben will, weil ich mich lieber um anderes – Wichtiges – kümmere. Vor allem weil ich jetzt, nach einem späten Mittagsschlaf, ziemlich in Druck bin: meine ganze Familie ist heute eingeladen zum Essen, bei Judith und meinem Wahlvater DB; ich bin aber mit meiner Arbeit noch überhaupt nicht fertig. Immerhin ist das Azred-Typoskript an die >>>> Kulturmaschinen abgegangen. Parallel kam aber der Probenplan für Schönbergs Gurrelieder, der mich für bereits übernächste Woche bindet; Die Dschungel wurden gebeten, wieder über die Proben bis zum Konzert zu erzählen, >>>> Zagrosek selbst bat mich, den ich übrigens, hätte er nicht seinen Vertrag am Konzerthaus gekündigt, beredet hätte, einen Pettersson-Zyklus aufzuführen. Um auf die Musik des Tages zurückzukommen.
Dann kam noch eine Lesungsanfrage aus Hamburg, die meine Juniplanung etwas durcheinanderbringt, weil ich momentan nicht weiß, wie ich den Aufenthalt in Paris damit koordinieren kann. Ah, ich muß eben bei den Kulturmaschinen anrufen…
Dann kam noch eine Lesungsanfrage aus Hamburg, die meine Juniplanung etwas durcheinanderbringt, weil ich momentan nicht weiß, wie ich den Aufenthalt in Paris damit koordinieren kann. Ah, ich muß eben bei den Kulturmaschinen anrufen…
Nochmal zu Walhalladada Schein: Vielleicht ist der Grund seines offenbaren Ärgers einfach der, daß ich mich nicht so verhalte, wie die „seriösen” Blogger meinen, daß man es tun müsse, daß ich auch hier allein meiner eigenen Wege gehe und es mir völlig egal ist, was Gruppen dazu meinen; auch die „Blogosphäre” ist eine Gruppe und verhält sich so gruppendynamisch wie jede andere: mit allen für Gruppen typischen Mustern. Man darf das nicht und ich s o l l t e es nicht vergessen. Zudem ist für viele von denen ihr Weblog Ersatz. Für mich ist es ein Teil meines Werkes.

[NACHTRAG zu den Trollen noch einmal >>>> da.]

57 thoughts on “Begleitgeschriebene Trolle: Arbeitsjournal. Freitag, der 7. Mai 2010. Frühmorgendliche Meditation über die Tollwut. Und zu Allan Pettersson. Schließlich noch Dr. Walhalladada Schein.

  1. Ich bin natürlich kein “Pazifist”, was man u. a. daran sehen kann, dass ich die Kommentare gelöscht habe, nachdem ich anfangs noch auf einen geantwortet hatte (der immer wiederkehrende Fehler). Trollereien sind die Störungen der ansonsten Unbefähigten. Die sind unfähig, Argumente auszutauschen und zu begründen, sie sind unfähig, vernünftig zu kommunizieren und sie sind unfähig zu sozialen Interaktionen.

    Oft dürfte die diagnostizierte Tollwut eher eine unvertragene Alkoholdosis sein.

    1. @Keuschnig. Ich glaube nicht, daß sie unfähig sind; sie sind bisweilen intelligent und oft auch gebildet. Vielmehr sind sie böswillig, wie Schnaken, auf die man draufklatschen muß.
      Ihrer Alkoholdiagnose möchte ich gern noch die Diagnose des fortgesetzten BTM-Mißbrauchs hinzsetzen; bereits in der Schreibweise herrscht das Marihuana vor, das bekanntlich blöde macht: da bleiben aber immer Reste einer einstigen Bildung übrig, und als Reste liegt sie dann da herum. Bisweilen kann man aber auch den Stil langjährig Heroingeschädigter ausmachen; ich habe mit solchen in meiner Zivildienstzeit viel gearbeitet. Unterm Strich bleibt in jedem Fall Tollwut. Sie ist, wie wir wissen, nur für eine verschwindend kurze Zeit heilbar.

    2. Bisweilen finde ich ein großes Lob, bisweilen ist so ziemlich das höchste was man erreichen darf

    1. @walhalladada. Darauf habe ich in der Geschichte Der Dschungel schon sehr häufig geantwortet und auch die Veränderung meiner Sichtweise mitdokumentiert. Das läßt sich alles nachlesen. Tatsächlich räume ich nicht den Trollen einen weiten Raum ein, sondern ich hänge an der anonymen Kommentarfunktion, die ich für meine poetische Internetarbeit wesentlich halte. Auch darüber habe ich oft geschrieben. Es wird Ihnen aber nicht entgegangen sein, daß ich unterdessen fast täglich reine Troll-Kommentare lösche; manche allerdings, aus denen sich ein Gedankenspiel entwickeln läßt, lasse ich stehen. Imgrunde verwundert mich jetzt etwas Ihre Frage. Faßte ich die Möglichkeit, anonym zu kommentieren, restriktiv an (was ich deshalb nur zu Ranzzeiten der Trolle tue; die gibt es, wie wir alle wissen: und die Viecher tragen schnell a u s, das sind dann permanente Würfe), nähme ich dem schnellen Spiel der Gestalten die Flexibilität. Prinzipiell gilt hier wie im Leben: je weniger Normierung, desto mehr Gestaltungsreichtum.

  2. Ja, ich kenne Ihre Argumente, Herr Herbst, aber sie erscheinen mir angesichts meiner wachsenden Unlust den ‘Troll’ vom Weizen trennen zu müssen, nach wie vor fadenscheinig. Verzichten Sie bitte trotzdem darauf, mich wiederum darauf hinzuweisen, dass ich ‘Die Dschungel’ ja nicht lesen muss!

    1. “Fadenscheinig”. Es wäre seriös, mir zumindest zu erklären, weshalb Sie meinen, daß ich etwas vorspiegele, das nicht ist, bzw. das ich nicht so meine. S o, einfach als Vorwurf, ist mir das zu billig, ja es ist abgeschmackt.

      Im übrigen kennen auch die realen Regenwälder Geschöpfe, die anderen nicht gefallen, weil sie ihnen zusetzen, aber auch diese gehören in die ökologische Matrix. Ich tue also nur dann etwas gegen sie, wenn sie mich oder jemanden, dem ich mich verbunden fühle, direkt angreifen. Und weiß sogar in solchen Fällen bisweilen, aus ihnen einen ästhetischen Nutzen zu gewinnen.

    1. “alles andere als seriös”. Sie unterstellen mir etwas, drücken sich aber um die Erklärung herum. Da werde ich Sie wie einen Troll ansehen müssen, ob Sie das nun sind oder nicht.
      Weitere Kommentare dazu ersparen Sie uns bitte.

  3. @Herbst Zu Schein: Er hat m. E. recht. Die Gründe sind jedoch andere, als Sie vielleicht meinen. Was mir bei Ihnen auffällt, ist die fast unerbittliche Freund-Feind-Dichotomie. Wenn jemand, den Sie schätzen in einem für Sie essentiellen Punkt nicht dezidiert Ihrer Meinung ist, attackieren Sie ihn sofort. Sie reagieren dort cholerisch, wo eigentlich Besonnenheit angesagt wäre. Dem Troll, also jemanden, der immer auf der anderen Seite stehen wird, begegnen Sie neutraler. Das ist der Dissens zwischen mir und Ihnen und auch zwischen Schein und Ihnen. Ich fand Ihre Kommentare zu ihm seltsam entrückt und respektlos.

    Es ist auch falsch, wenn Sie Ihr Verhalten als nonkonformistisch retten wollen. Trolle, also richtige Trolle, sind wie ungebetene Gäste, die sich in Ihrer Wohnung einrichten und das ohne Ihr Einverständnis. Jetzt mag es Leute geben, die so etwas mögen. Aber es muss den Mitbewohnern gestattet sein, daran Kritik zu üben. Natürlich können die Kritiker jederzeit gehen, aber es ist schon absurd, dass diejenigen zu gehen haben, die Produktives beisteuern, während die biersaufenden und furzenden Gestalten, die sich laufend daneben benehmen, als kreatives Potential geadelt werden.

    1. Lieber Herr Keuschnig, Herrn Dr. Scheins wegen. Stimmte ich Ihnen ja zu, wofern er nur argumentieren würde. Das eben tat er nicht, sondern nannte die von mir schon längst und immer wieder genannten Gründe meiner Haltung gegenüber Trollen “fadenscheinig”. Auf seine erste Einlassung habe ich, lesen Sie das bitte nach, ausgesprochen klar reagiert und o h n e, ganz wie Sie das fordern, cholerische Wallung. Aber auch nachher bin durchaus nicht cholerisch geworden. Erst als >>>> walhalladada die Argumente weiterverweigert hat, wurde ich unwirsch – zu Recht, meine ich noch jetzt. Es ist ja doch seltsam, daß Kritik an meinen Positionen nahezu immer einen persönlichen Ton annimmt, auf den ich dann selbstverständlich auch persönlich reagiere. Dann wird aber, daß es Reaktion ist, ausgeblendet und behauptet, alleine ich sei persönlich geworden. Gerade dem Kommentarbaum hierüber ist das hervorragend zu entnehmen – bis in Scheins polemische Bemerkung hinein, ich möge doch davon absehen, ihm zu entgegnen, er m ü s s e Die Dschungel ja n icht lesen.
      Doch in der Tat, niemand muß das. Ich schreibe nicht, um gelesen zu werden, mir ist jegliches Zielgruppendenken als Einengung meines inneren künstlerischen Prozesses zuwider; allerdings freue ich mich darüber, wenn ich gelesen werde: das ist aber etwas völlig anderes, etwas dem künstlerischen Prozeß Nach-, nicht Vorausgehendes, ja ihn nicht einmal Begleitendes. Und wenn Sie schreiben, “dass diejenigen zu gehen haben, die Produktives beisteuern”, ist das ganz ebenfalls falsch: Ich fordere ja niemanden auf zu gehen, ich zwinge niemanden, Der Dschungel fernzubleiben, wie mir Ihre Formulierung das unterstellt. Sondern jeder hat die Wahl. Wobei die Einschätzung n o c h etwas anderes ist, wer denn nun produktiv sei und wer nicht; unsere Einschätzungen sind hier nicht deckungsgleich: auch, sich danebenzubenehmen, kann eine produktive Kraft sein: es kommt dabei im übrigen auf den Künstler und nicht auf seine Störer an; interessant ist allein, was e r aus dem Material macht, das ihm geliefert wird, ob nun von denen, die Sie produktiv nennen, oder von den anderen. Wenn ich
      >>>> die Kleine Theorie des Literarischen Bloggens, deren bisherige Segmente ja nicht grundlos im Herbst sowohl als Buch wie auch als EBook erscheinen werden, vor meinen inneren Augen passieren lasse, dann habe ich aus der Erscheinung der Trolle eine ganze Reihe Kapitel gezogen; ohne die Trolle wären sie niemals entstanden, ja Trolle haben Eingang in den Anderswelt-Roman gefunden. Das ist doch eine Stärke Der Dschungel, daß ihr Material und das der Prosa bei mir von sich aus an der Tür klingelt und mal freundlich, mal unfreundlich sagt: Hier bin ich, nun mach was mit mir. Das erspart mir einige Recherche.
      Ich begegnete dem Troll “neutraler”, schreiben Sie. Nein, sondern ich finde ihn hochinteressant, ich finde ihn viel interessanter als seminaristische Argumentationsketten. Ich finde die Störung interessant: >>>> hier habe ich das heute morgen im Arbeitsjournal formuliert. Zugleich bin ich aber auch, damit nicht alles in Chaos fällt, für Ihre und anderer Beiträger, die zivilisiert sind, sehr dankbar. Dennoch hat Zarathustra in Nietzsches Vorrede recht: “Ich sage euch: man muß noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.” Es hat einen Sinn, daß ich Die Dschungel Dschungel nannte, es hatte diesen Sinn bereits, als Die Dschungel noch in Printform >>>> Dschungelblätter waren.

      Ein Punkt Ihrer Replik t r i f f t allerdings: Ich habe einen Hang zur Dichotomie. Daß man nicht halbschwanger sein kann, fühle ich für sehr viele Bereiche; wahrscheinlich rührt, daß ich selbst so polarisiere, genau daher. Ich mag Kompromisse nicht, so sehr ich auch ihre Notwendigkeit fürs alltägliche Zusammenleben begreife: künstlerisch sind Kompromisse immer der Tod. Da ich Welt aber als Kunst wahrnehme, da mich eigentlich überhaupt nichts anderes interessiert – was mich gefährdet und was mich eines Tages möglicherweise auf ganzer Linie scheitern läßt; aber das ist das Risiko, das ich bewußt auf mich genommen habe, und zwar schon als ganz junger Mann, es hat sich nie geändert -, da ich >>>> Welt also als künstlerischen Prozeß verstehe, komme ich um die im Alltag höchst unpraktische Dichotomie nicht herum: emotional, nicht qua Geist, der sich die Dinge rationalisierend zurechtinterpretiert und dann erst zu Haltungen findet.
      N i c h t richtig ist allerdings Ihr Vorwurf, wenn jemand nicht meiner Meinung sei, attackierte ich ihn sofort. Das Gegenteil ist der Fall. Ich nehme nahezu jedes Argument erst einmal ernst und reagiere auch ernst – unter der Voraussetzung, daß es sich als Argument auch äußert. Einmal abgesehen davon, daß mich schlechte Kritiken oft vierzehn Tage kosten, sie zu verdauen, und zwar, egal, von wem sie stammen, daß ich nicht schlafen kann, daß ich manchmal sogar heule, daß sie mich jedenfalls weit über Gebühr beschäftigen, habe ich bislang noch immer fast jeden kritischen Pups diskutiert und wurde und werde erst dann ungehalten, meinetwegen: cholerisch, wenn meine Person diskriminiert worden ist. Wörter wie “fadenscheinig” tun genau das: sie unterstellen mir andere Gründe, als ich sie sage. Das, tatsächlich, ist ein persönliches Urteil. Respektlos, wie Sie schreiben, war also nicht ich gegenüber Dr. Walhalladada Schein, sonst es ist ganz umgekehrt. Woher Sie Ihren Vorwurf, gar aus diesem Kommentarbaum, hernehmen, ist mir ganz und gar unklar.

      Die Dschungel ist ein Kunstwerk im Netz. Es gibt im deutschsprachigen Bereich kein zweites von dieser Lebendigkeit, von dieser Offenheit, von dieser Kraft. Ich weiß, daß es den Leuten nicht gefällt, wenn man über ein eigenes Werk so etwas sagt. Doch bin ich davon ebenso überzeugt, wie es andere Künstler von ihren Werken waren, die sie mit aller denkbaren Energie vertraten und durchzusetzen versucht haben und weiterversuchen. Ob uns das gelingt, wird man sehen, vielleicht erfahren wir es selbst nie. Tödlich aber wäre, das Kunstwerk zu verschließen; es würde, statt ein Kunstwerk zu s e i n, Registratur, allenfalls Enzyklopädie. Übrigens ist Besonnenheit nichts, was Künstler auszeichnet. Im Gegenteil. Sie brauchen Hitze, weil sie so viel Material verbrennen müssen. Gerechtigkeit ist etwas fürs Soziale, aber nichts für die Kunst.

    2. Ihre Theorie des literarischen Bloggens ist eben eine Theorie. Und hier ist die Praxis. Ihr Verweis auf Ihre Theoriegebäude ist interessant, aber nicht immer zielführend. Wie so häufig entstehen die Unterschiede in den Interaktionen im täglichen Ablauf.

      Warum Sie so persönlich reagieren, ist für mich auch absolut verständlich: weil Sie persönlich angegriffen werden. Aber, so leid es mir tut, muss ich das Argument des von Ihnen selbst als Herbst-Hasser aufgeführten Kommentators aufnehmen: Sie selbst führen hier das Persönliche als Mit-Gegenstand dieses Blogs, also, wie Sie emphatisch schreiben, Ihres Werkes, auf. Da muss man einkalkulieren, dass die Entgegnungen auch entsprechend unter der Gürtellinie ausfallen. Wie gesagt – man muss es einkalkulieren. Man muss es nicht dulden. Man kann, man sollte, ja man muss es löschen. Und dies möglichst ohne großen Aufwand.

      Meine Mail von Donnerstag Abend ging an die Leute, die bei mir kommentieren und deren Adresse ich kenne. Insofern war sie an Sie falsch adressiert. Sie sollte erklären, warum einige Links ins Leere verlaufen, weil ich inzwischen die Kommentare gelöscht hatte. Ich wollte in keinem Fall eine öffentliche Aufwertung des/der Störer in meinem Blog erreichen.

      Sie nehmen dies als fruchtbare Ergänzung Ihres Werkes auf. Vielleicht wollen Sie sich auch von Zeit und Zeit erregen. Es gibt Leute, die mit ihren Gegnern wachsen; sich mit ihnen reiben möchten. Das ist eine Sache der Mentalität und des Verständnisses von Werk, Leben und Personalität. Sie können aber auf der einen Seite Ihre Leser nicht Einblick in intimste Dinge Ihres Lebens gewähren und dann auf der anderen Seite despektierliche und beleidigende Kommentare beklagen. Die Menschen da draußen sind so. Lassen Sie sich das gesagt sein.

      Ihr dichotomisches Agieren habe ich in der letzten Zeit mehrfach festgestellt. Sie haben eine Autorin ausgeschlossen (aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann aber auch, weil ich mich damit nicht ausführlich genug beschäftigt habe), sie drohen Klagen an (die dann irgendwie doch nicht auftreten); manchmal bezeichnen Sie Kritiker voreilig als Herbst-Hasser (was Sie dann aber immerhin zurücknehmen). Ich verurteile ein solches Vorgehen gar nicht (wer bin ich?). Ich stelle es nur fest. Und ich schreibe auch nicht, dass Sie Leute, die anderer Meinung sind, sofort attackieren. Ich schreibe: “Wenn jemand, den Sie schätzen [,] in einem für Sie essentiellen Punkt nicht dezidiert Ihrer Meinung ist, attackieren Sie ihn sofort.” Bitte beachten Sie die Hervorhebungen! Es wäre Unsinn zu behaupten, Sie attackierten sofort Leute, die anderer Meinung sind als Sie. Aber das habe ich auch nicht geschrieben. Um es deutlich zu sagen: Sie sind in meinen Augen sogar erstaunlich kritikfähig!

      Natürlich gibt es nicht ‘ein bisschen schwanger’. Geschenkt. Dennoch: Dass Kompromisse der Kunst Tod ist, halte ich in diesem Generalismus für eine Prämisse von Leuten, die Komplexe haben und mit dem Kopf durch die Wand wollen; auch und gerade im künstlerischen Bereich. Natürlich gibt wichtige und unwichtige Dinge. In den wichtigen Dingen sind Kompromisse sicherlich unangebracht; alles andere ist verhandelbar. Neulich wollten Sie eine Aufführung absagen, weil man an Ihrem Text herumgebastelt hatte. Das war meines Erachtens essentiell. Dass Sie da “nein” gesagt hatten, war nachvollziehbar und richtig. Wenn Sie in punkto Trolle Verteidigungsstrategien für Störer entwerfen und das als essentiell ansehen – in Ordnung. Aber auch hier macht der Ton der Musik. Und sich von einem Wort (“fadenscheinig”) derart provozieren zu lassen, ist ein Ausweis mangelnder Souveränität. [Ich glaube, dass “fadenscheinig” ursprünglich in dem Sinne von “abgetragen” zu verstehen ist; bei einem Textil scheint der Faden durch. Nehmen Sie diese Deutung, ist das Wort deskriptiv gemeint.]

      Machen wir uns doch nichts vor: Trolle tragen dieses Blog, welches Sie als Kunstwerk ansehen (ob es eins ist, entscheidet übrigens nie der Schaffende selber, daher betrachte ich solche Selbstzuordnungen immer auch als ein wenig prätentiös; es macht mich skeptisch, gelegentlich sogar ablehnend, wenn darauf penetrant insistiert wird), nicht unwesentlich in den Fokus (man sehe sich bspw. die “Charts” an). Insofern verstehe ich Ihr Vorgehen auch als Strategie. Dass Sie den gröbsten Dreck inzwischen löschen, ist löblich, da auf einem Picasso auch keiner urinieren durfte, weil er dazu gerade Lust hatte.

      Was mich (und vielleicht auch Dr. Schein) stört, ist diese teilweise gespreizt daherkommende Erregung, wenn man wieder so ein Störer einen Boxhieb unter der Gürtellinie angesetzt hat. Das passt für mich nicht zusammen. Menschen sind nun einmal so: Wenn man ihnen eine Angriffsfläche bietet, nutzen sie diese aus. Das kenne ich vom Schulhof: Als meine Mitschüler wussten, dass ich Angst vor Spinnen hatte, steckten sie mir die Tierchen in die Tasche. Als ich die Schule wechselte, habe ich das nicht mehr gesagt. Und es geschah: nichts.

      Der einfachste und gleichzeitig am schwierigsten durchzuhaltende Spruch lautet: Don’t feed the troll. Richtige Trolle, mutwillige Störer, bösartige Verleumder leben von der ihnen zugeführten Aufmerksamkeit. Das ist der Stoff ihres Widerspruchs. Diesen muss man abstellen. “Weiterführende” Trolle dulden, aushalten, sich mit ihnen messen – in Ordnung. Aber über den Rest sollte, müsste man den Mantel des Schweigens legen. Das ist meine Meinung – Ihre ist eine andere. Das respektiere ich und auch mit allen Konsequenzen. Aber ich halte es für falsch. Nicht mehr und nicht weniger.

    3. “Menschen sind nun einmal so: Wenn man ihnen eine Angriffsfläche bietet, nutzen sie diese aus. ” Ich teile diese Anthropologie nicht, und zwar wider jede meiner eigenen Erfahrungen. Teilt man sie nämlich, findet man sich ab. Wenn jemand sich verwundbar macht, ist das eben k e i n Grund, ihn tatsächlich auch zu verwunden. Sondern im Gegenteil: hier zeigt einer menschliche Utopie. Ich bin kein Pragmatiker, Göttinseidank nicht, und glauben Sie mir: gedankt hat es mir bis heute – mein gesunder Körper.
      Es ist übrigens ein kleines Bürgertum, das meint, jemand, der etwas geleistet habe und/oder weiterleiste, könne nicht beurteilen, was er da tut. Interessanterweise wird das in der kapitalistischen Produktion hingenommen, ja sogar als Werbekunst goutiert: wenn Mercedes Benz scheibt, wir bauen gute, ja die besten Autos, kommt kein Mensch auf die Idee zu sagen: weil ihr das schreibt, ist das Gegenteil der Fall. – Es gibt hierüber bei Conan Doyle eine sehr schöne Holmes-Stelle, wo Holmes einfach sagt: Ich bin ausgezeichnet als Detektiv, und er fügt hinzu: Wie? Das ändert sich, wenn ich es sage?- Da ist Watson, der Angepaßte, ziemlich pikiert.
      Es geht um diese unleidlichen DasSagtManNichtse: w e r sagt, daß man etwas nicht sage? Das ist doch pure Konvention. Was meinen Sie, wie Richard Wagner, wie Thomas Bernhard es mit ihr gehalten hat! Und viele mehr. Mal ganz abgesehen davon, daß sich sogar Goethe bei Kleist furchtbar irrte, und bei Schubert… Gottogott! Von Hölderlin zu sprechen will ich gar nicht erst anfangen. – Wenn ein Künstler von Anfang an Welterfolg hatte, mag es etwas anderes sein. Aber selbst dann… Dalí etwa… Breton… Die Aufforderung, bescheiden zu sein, soll bändigen. Nichts anderes.

    4. mich persönlich würde hier noch eine fundierte Stellungnahme Dr. Scheins interessieren. Es ist doch nicht so, dass Dr. Schein tatsächlich der hirnverbrannte “ZweiZeilenDauerTexter” ist, für welchen man ihn bequem halten kann, schaut man einmal seine Kommentare der letzten Monate ( wenn nicht Jahre ) hier an.
      Trolls schreiben sich hier mitunter seitenweise ein – und das mitunter bei Foci täglich – und ich kenne Dr. Schein durchaus so, dass er vernünftig und argumentativ durchaus Positionen darlegen kann. ( sein link hier zeigt sein Ausdrucksvermögen )
      Nun Herrn Herbst sah ich bislang noch nie in der Praxis von Schein “kommentieren”,
      Herr Herbst wartet halt hier wie die Spinne im Netz auf Kommentatoren und ist’s auch mit Trollen zufrieden, insofern Kommentare jener seiner Präferiertheit zu einem Teil des sprachlich-möglichen Ausdrückens schon entsprechen.
      Kifferjargon ( oder halt etwas was man wohl besser “bekifftes Schreiben” nennen sollte ) gehört dazu eben nicht und das ist dann aber auch Herrn Herbst’s Bier und wird womöglich den kiffenden Teil der Gesell- und Leserschaft davon abhalten, ein konstant-interessiertes Auge auf dieses Blog zu werfen.
      So gehört sich das aber auch, alles andere wäre insofern verlogen, insofern nicht eine mehrseitige Bereitschaft vorhanden wäre, harte Positionierungen zugunsten eines weiterführenden Interesses an Thematiken ( auch jenseits von sex & drugs & ernster Kunst ) ein wenig zu korrigieren – meist dann ja in Richtung Exaktheit oder Richtigkeit fern von Mutmassung und gesellschaftspolitischer Hetzerei ( für mich : Wadenpisserei )

    5. @Eldermann. “dass Dr. Schein tatsächlich der hirnverbrannte ZweiZeilenDauerTexter” ist: – Nein, das ist er ganz sicher nicht. Im Gegenteil, meinem Eindruck zufolge.

      Was meine Kommentare in anderen Weblogs anbelangt, so sind sie in der Tat sehr selten. Das liegt einfach daran, daß ich schon jetzt mit meiner Arbeit kaum nachkomme, also auch höchst selten anderswo regelmäßig lesen, geschweige mich auf jenseits Der Dschungel geführte Debatten einlassen kann. Ich trage zu einer “Blogosphäre” außerhalb Der Dschungel also höchstens Verschwindendes bei. Allenfalls, daß ich anderswo flirte, weil mir eine Frau gefällt. Oder aber ich versuche, mich interessierende Diskussionen direkt in Die Dschungel zu leiten. Mein Interesse an communities ist klein, sofern überhaupt vorhanden. Auch das gebe ich unumwunden zu.

    6. Na gut dann entschuldige ich mich leicht ob der polemischen Schärfe meines Ausdrucks ( Spinne etc. )
      Sie sind ja nicht der Einzige der so verfährt und bei vielen blogs macht es ja auch keinen Spass zu kommentieren aus den unterschiedlichsten Gründen heraus.
      ( ich selbst bin ja auch bei den meisten – und wenn dann konventionellen – blogs äusserst zurückhaltend, das liegt daran, dass ich zu Konventionalität ein ziemlich gespaltenes Verhältnis habe. Einerseits schätze ich die Solidität von Konvention, andererseits bedauere ich oft deren Tendenz zu Verkrustung – sie zogen den Nietzsche Spruch vom tanzenden Stern herauf, es bedarf des öfteren “auflockernder” Darstellungs- oder Verfahrensmodi um nicht lethargisch zu werden – eben Tanz – welcher durchaus auch chaotisch anmuten kann )

    7. @Herbst Machen Sie ruhig in Ihrer Selbststilisierungpose des Unbändigen, Unangepassten weiter. Sie beeindruckt mich nicht, weil ich Sie für viel zu behauptet halte. Auch die Parfümierung mit den Heroen des fiktiven wie realen Künstlertums halte ich für reichlich übertrieben.

      Nonkonformismus trägt man nicht wie eine Monstranz mit sich herum. Das, was Sie als Kovention verspotten, ist Bestandteil von Zivilisation. Angeber im Tierreich erfüllen eine arterhaltende Funktion.

      Die meisten Nonkonformisten können nur so leben wie sie leben, weil es das gibt, was sie eigentlich ablehnen. Sie leben von dem, was sie negieren. Wären alle so wie sie, würde das, was vorhanden ist, auseinanderbrechen. Ob das ein Nachteil ist, weiss ich nicht. Aber ich will es nicht ausprobieren. Ich nehme mich am meisten vor den Utopisten in acht.

      Der Stapel Bücher ruft.

    8. @Keuschnig, doch besser vielleicht in ein Buch gesprochen. “weil ich Sie für viel zu behauptet halte” – ah ja? Ich nehme an, da es mich ja g i b t, Sie wollten das “Sie” kleingeschrieben haben… und dazu ist nur zu sagen, nun ja, Sie haben mein Leben nicht gelebt und leben es immer noch nicht.

      “Nonkonformismus trägt man nicht wie eine Monstranz mit sich herum.”
      Woher wissen Sie das? Woher wissen Sie das “man”?

      “Das, was Sie als Konvention verspotten, ist Bestandteil von Zivilisation.”
      Ich verspotte es nicht, sie interessiert mich nur nicht, bzw. nur insofern, als sie mich behindert.

      “Angeber im Tierreich erfüllen eine arterhaltende Funktion.”
      Angeber – gleich das nächste Wort der Kleinbürgerei. Ich darf mal präzisieren? Sie kommen entweder um, weil sie auf sich aufmerksam machen und dann sehr schnell, haben sie zu wenig Kraft, gerissen werden, oder aber sie sind stärker; abgesehen davon ist, eine arterhaltende Funktion zu erfüllen, derjenigen, die die Art vernichtet, bei weitem vorzuziehen, allein aus Gründen der Menschenliebe. Ihr Satz läßt sich durchaus im Sinn der Evolution lesen: der Angeber gibt seine Gene weiter, was in der Geschichte des Menschen gerade auch das Gen spezieller Gedanken war und bislang immer noch ist. Beziehungsweise eines Werkes.

      “Wären alle so wie sie, würde das, was vorhanden ist, auseinanderbrechen.”
      Wären alle so wie ich, wäre ich nicht nur entsetzt, sondern gelangweilt. Wären alle so wie Sie, auch.

      “Ich nehme mich am meisten vor den Utopisten in acht.”
      Ich nehme mich am meisten vor den angepaßten Mitläufern in acht und vor denen, die der Konvention hinterherlaufen. Das gilt sogar für die NS-Zeit… nein, nicht “sogar”, sondern ganz besonders.

      “Der Stapel Bücher ruft.”
      Eben. Jemand muß sie schreiben.

    9. Oh, Herbst, Sie haben einen Schreibfehler gefunden! Gratuliere. Sie verzeihen sicherlich, dass ich die Diskussion von meiner Seite nicht mehr fortführe. Sie beginnen zu denunzieren: “NS-Zeit” – kleiner tun Sie’s nicht, weil Sie sozialisiert sind von den Komplexen, die Sie andererseits ablegen wollen. Ihren Lieblingfeind holen Sie aus dem Karton: den Kleinbürger. Den verachten Sie, obwohl Sie ihn brauchen (er kauft schließlich Ihre Bücher; von der Handvoll der Leute, die wirklich lesen können, kann kein Schriftsteller leben). Noch weiden Sie sich an der Ablehnung derer, die Sie hier be-trollen. Denn nichts ist schlimmer als die Gleichgültigkeit der anderen. Dann schon lieber den Krieg.

    10. @Keuschnig Hören Sie doch auf, wir Trolle – also ich und Condor, sind doch keine Gemeinschaft von Verschwörern, sondern wir führen unsere Dissense uns selbst gegenüber genauso hart wie Dissense gegenüber Herbst.
      Desweiteren sähe ich es auch absolut nicht ein, stilistisch-individuelles von Condor mit Absicht zu übernehmen, da ich mich desöfteren ganz einfach freue über Sprachwitz fern meiner eigenen Fantasie und da so etwas selten passiert, suche ich mir diese Freude an etwas anderem schon fast aktiv zu erhalten, indem ich eben nicht versuche zu kopieren.
      Krieg, was soll das denn hier sein, Krieg könnte geführt werden, wenn wir Trolle absoluten Zugang zu sämtlichen administrativen Rechten hier hätten, sprich zumindest genauso löschen könnten wie Herbst.
      Oder etwa nicht ?

    11. @Keuschnig: Sie haben recht. Ich k a n n diese Zeit nicht ablegen, weil ich über meinen Geburtsnamen mit ihr so eng verbunden bin, daß ich mein Leben lang für sie, metaphorisch selbstverständlich:, den Kopf hinhalten mußte. Ich glaube nicht, daß es Ihnen möglich ist, so etwas nachzuempfinden, wenn Sie das nicht bereits als Kind schon so abgekriegt haben. Daß das so war und bis heute manchmal noch so ist, ist ein Fakt, mit dem ich umzugehen lernte, indem ich lernte, Strukturen zu sehen. Daß ich damit denunziere, sehe ich allerdings nicht: ich mache nur immer wieder darauf aufmerksam, daß ohne die Mitläuferei-quasi-aller weder eine Hitlerei noch gar ihr Grauen auch nur entfernt hätte stattfinden können. In der Tat ist das mein Vorbehalt gegenüber dem Kleinbürger und überhaupt gegenüber Bürgern und Normen. Daß ich von denen zugleich abhängig bin, ist wahr; das heißt aber nicht, daß ich mich deswegen unter sie zu beugen hätte.
      Nein, ich weide mich n i c h t an der Ablehnung. Ich schrieb das nicht kokett, daß sie mir immer wieder Schmerzen bereitet. Es ist tatsächlich so. Aber ich lasse mich, schrieb ich anderswo und unterschreibe das hier nochmal, auch von mir selbst nicht korrumpieren. Ich weide mich auch an Ihrer Ablehnung nicht. Sie tut mir einfach nur ein bißchen weh. In der Tat aber bin ich, seit Kindheit, über Gegnerschaften definiert: ihnen gegenüber habe ich gelernt, Haltung zu entwickeln. Mit Zustimmung dagegen, so sehr ich sie – ja – erheische, kann ich, wenn sie kommt, sehr viel schlechter umgehen.

    12. @Herbst Ich hege keine Ablehnung Ihnen gegenüber. Ich stimme nur einigen Ihrer Thesen und den Schlußfolgerungen, die Sie daraus ziehen, nicht zu.

      Dass man an Gegnerschaften wächst, ist richtig. Aber ein bisschen kommt es immer noch darauf an, ob die Gegner satisfaktionsfähig sind. Das sind Trolle, die sich ausschließlich über das Trollen definieren, meines Erachtens nicht. Da mag durchaus Inspiration im ein oder anderen Fall stecken. Aber ich bin nun mal kein Kneipengänger, der sich nach fünf Minuten anrempeln lässt.

    13. @menschliche Utopie Sie wunderten sich, Herr Herbst, dass wenige Frauen an dieser “Troll-Debatte” teilnehmen. Mich wundert das nicht.

      Unter allem, was da zu lesen war, hat mich nur dies berührt: “Wenn jemand sich verwundbar macht, ist das eben k e i n Grund, ihn tatsächlich auch zu verwunden. Sondern im Gegenteil: hier zeigt einer menschliche Utopie.”

      Ja!

    14. Herbst ist sich halt eines gewissen Risikos stets bewusst, und kalkuliert dies auch mit ein.

      Anderseits riskiert er damit aber auch, solche komplementäre Sätze wie diesen von Ihnen, MelusineB, zu erhalten!

    15. ich schließe mich an, ich bin – wir sind alles nur trolle, und gründen die erste trollgewerkschaft. unsere ziele sind:

      internet-verschwörungen, ein paar witze reißen – und die server kacken – speziell von Literaturkritikern, weil die sich als besonders dünnhäutig erwiesen haben!!!

    16. die utopie ist ein öder stiller ort, geradezu befremdlich still, wie eine oase umspielt von trocken-heisser luft, fächernd palmendächer.
      verschlimmbessernde triebkräfte vorzüglichster gesittung hinein in vestibüle schattentanzender akrobaten in sämtliche richtungen, eigentlich schwelgend.
      ausufernd – wie ein luftstrom begrenzter breite hinein in strömchen und kühle wirbelchen den rändern dieser unerträglichen hitze spendend so etwas wie der zeit gegenüber die man miteinander tanzt.

    17. @Gregor

      ausgerechnet du sprichst hier von Satisfaktion-fähigkeit, oder ist das nur wieder so ein Modewort, dass du irgendwo aufgeschnappt hast? – Schämst du dich eigentlich überhaupt nicht? – Tut mir leid, aber in meinen Ohren klingt dies, als würde sich Adenauer als Leadsänger in einer Teenie-Band bewerben!!!

    18. Trolle dieser Welt, vereinigt euch und stellt euch der geballten Macht des Gnoms Namens Keuschnig in den Wege, wo immer ihr euch flach legen könnt, vor soviel intellektueller Aussagekraft! – Vorsicht, der Jung hat Ahnung von Satisfaction!!!

  4. @ANH Warum hätte ich Schmerz empfinden sollen? Ich empfand nämlich keinen. Sondern sah einfach nur zwei Seiten, wo ich nicht das Gefühl hatte, Stellung beziehen zu müssen. Was ich auch nicht tun werde. Ich stell’s für mich in die Dynamik der jeweils eigenen Welten. Insofern: kann schon mal passieren, daß da was nicht übereinstimmt. Es wird weder die eine noch die andere Welt aus ihrer jeweiligen Bahn bringen.

    1. Die Diskussion zu den Avataren und Trollen, zu Personalität und Anonymität kommt mir vor wie ein deja vu. Wurde das alles nicht schon mal an anderer Stelle origineller ausgeführt? Wo man das “Arschloch” und den “Störer” in eine kybernetische Erwägung von Naturgegebenheit hinein gezogen hatte.
      Damals war Diadorim noch dabei und überhaupt – wo ist Reichenbach? Wieso kann man den nicht mehr ärgern? Und Diadorim – oder Frau “Stabigabi” könnte sich auch gelegentlich mal wieder blicken lassen.
      Was mir missfällt – wenn Trolle als Netzbürger zweiter Klasse diskreditiert werden.
      Was ich überhaupt nicht verstehe – warum das Auftauchen eines angeblich unliebsamen Trolls nicht für literarisch explizierte Beschimpfungskanonaden benutzen. Jeder Troll gibt doch eine gute Gelegenheit für Gefechte, die dann auch lustig sein können, die man gerne liest. Mal ehrlich, niemand liest doch ein Blog, wenn alle darin miteinander umgehen wie im Foyer einer Lyrikmatinee bei der Landesbank Vorpommern … Wirklich Keuschnig, ihre Invektiven sind geradezu unsachlich bezogen auf die Potentiale des Internet.
      Auch diese immer korrekte Ausgeglichenheit ihrer Buchbesprechungen sind ungefähr so aufregend wie Aikmaiers Beiträge. Da lob ich mir letztlich doch den vorbildlichen Größenwahn von Herbst.

    2. Nun ein Orchester besteht ja in der Regel auch nicht nur aus Harfen und Violinen, da gibt es ja noch die “Keulen” wie Tamtams oder Pauken oder halt Gongs / Cymbals, welche von Zeit zu Zeit mal irgendwo reinhauen müssen oder wenigstens aufgerührt usw. werden.
      Bei puristischen blogs vermisse ich Affekte, entweder es wird nur argumentiert wie über Berggipfel hinweg ohne dass man dabei womöglich noch Steige hinunter in die Täler dazwischen erkennt – sprich Kompromisshaftes, oder da ist halt ein Spassblog wo man imgrunde nichts versteht es sei denn man ist als Freund involviert.
      Die Dschungel sehe ich als literarisches Projekt, was imgrunde das puristische noch übersteigt, weil jenseits von Spass und argumentativer Seriosität auch noch lyrisches Kommentieren drinnen ist – mag es auch noch so tapsig manchmal sein.
      Nonkonformismus muss doch nicht heissen, dass man jenseits sämtlicher Norm steht – man steht jenseits konformistischer Gruppenzwänge und drückt womöglich ein nonkonformes Übergreifen zwischen sich starr voneinander abgrenzen müssenden Milieus aus – also so würde ich Nonkonformismus interpretieren, weil Gruppen in der Regel das Individuum vereinnahmen.
      ( Nun es ist einfach schwer ein Individuum als Individuum in completo zu würdigen
      weil dafür doch meist einfach nur die Zeit fehlt, welche bei Arbeitsprozessen zwangsläufig draufgehen muss )
      Nietzsches Untertitel ein Buch für alle und keinen bringt das auf einen für mich etwas überspitzt ironischen Punkt.
      So das war nun meine wohl etwas sehr linkische und womöglich gar falsche “Betrachtung” dazu.
      anyway.

    3. @Keuschnig noch kurz ein Wort zum Argumentieren.
      Argumentieren kann schnell zum Zementieren werden und dann hilft für meine Begriffe halt nur noch ein Bohrhammer, – ich sehe nicht ein, wieso auf Zement mit Zement stets geantwortet sein soll.
      Mir persönlich ist das zumindest lieber, wird mein eigener Gedankenzement ( wenn vorhanden ) mit kurzgetakteten Einschnitten kontrastiert als mit ellenlangen Erwägungen, welche von ähnlicher Komplexität oder Tiefe ( oder Verdichtetheit ) wären wie meine eigenen womöglich auf Dauer allzu schwer zu tragenden Gedankenkonstrukte.
      ( Gut, allerdings zähle ich mich lieber zu Ziseleuren als zu Baumeistern )

    4. @herbst ich frage mich, ob das nicht eventuell ein Klisché ist, dem Sie hier immer mal wieder repetierend aufsitzen. Ich meine das Klisché von der Masse, dem Einzelnen und dem Mitläufer. Wer dauernd betont, dass die olle Hitlerei so viele Mitläufer hatte, der verdreht meines Erachtens die Fakten. Vielmehr war es so, dass die olle Hitlerei aktiv und begeistert und geradezu beseelt zunächst mal von mindestens der Mehrheit der Bevölkerung aktiv gewollt und gestützt wurde. also nix mit Mitläufer. Und die Gegnerschaften auf der anderen Seite, waren die Kommunisten, ebenfalls stark politisierte Massen, die alles andere als nur mitläuferisch waren. Wenn das ganze immer wieder als Mitläuferphänomen beschrieben wird, dann ist das ein Irrtum. Sicher gab es dann auch die Zentrumsbewegten, Demokraten und ein paar Gleichgültige etc….aber auch diesen kann man nicht per se zum Vorwurf machen, sie seien mitgelaufen. Sie hatten nur zunächstmal die Wahl verloren und hofften auf eine Selbstreinigung. Ich denke, das Wort “Mitläufer” ist im Zusammenhang mit dem 3. Reich arg überdehnt, wenn nicht missverständlich. Die ganze Apokalypse konnte nur deshalb ein solches Ausmaß annehmen, weil hier Radikalisierung, Aktivierung und Mobiliserung wirkten, die sich auf der einen Seite auf zweifelhafte Tugenden wie Treue und Gehorsam stützten.Und dann auf Staatsterror, der angst eingeflösst hat. Aber auch das wäre mit dem Wort Mitläufertum nur schwer zu treffen. Denn das waren aktive “Werte” – die pervertiert und dynamisiert werden konnten. Deshalb scheint mir ihre ewige Dichothomie zwischen Mitläufern und Verweigerern oder Widerständlern nicht eben schlüssig zu sein. Der Nationalsozialismus war en gros absolut kein Mitläuferphänomen.

    5. hab dazu ein grobes bild für ein thaeterstück im kopf.
      ein haus, in dem im jahr 2010 eine gruppe von leuten über “mitläufertum in der geschichte” geradezu streiten während um das haus herum eine gruppe outlaws eine pfeife kreisen lassen und ein fass bier anzapfen.
      irgendwann dringt rauch aus einem fenster im haus : das essen, ein fetter truthahn, ist angebrannt.
      cool wa ?

    6. hinter der altbekannten masche unliebsame kommentare- oder meinungen auszusschließen, welche nicht unbedingt ins eigene weltbild passen oder gar den eigenen beschränkten horrizont übersteigen, steckt ganz offensichtlich eine methode, welche man besonders gut in totalitäre staaten bis ins detail beobachten kann. – wer oder was tatsächlich als troll eingestuft wird, ist und bleibt letztendlich stets eine rein subjektive feststellung!
      einige von keuschnig`s argumenten zu diesem thema kann ich absolut nicht nachvollziehen, z.b. wenn er von sogenannten trollen spricht und ihnen, freizügig- wie er nun mal ist, unterstellt, das sie nicht argumentieren können, bzw. dass sie von vornherein an keinem konsensfähigen diskurs interessiert seien. diese grundsätzliche einstellung erscheint mir doch ein wenig reaktionär und vorturteils-beladen zu sein.

      allein die tatsache, dass anh mit diesem thema völlig anders umgeht, und seine theorien dazu öffentlich bespricht, macht den großen unterschied zu den „konservativen“ blogs aus, wo rigoros gelöscht und zensiert wird.

      zitat: „die Freiheit ist immer nur Freiheit des andersdenkenden“ von rosa luxenburg.

      das keuschnig angeblich einen festen stamm von knapp 10-12 „gleichgesinnten“ kommentatoren hat, scheint wahrlich ein spiegelbild dafür zu sein, dass im stillen kämmerchen vermutlich die reinste löschwut herrscht!

      dem bemerkenswerten einwurf von herbst in dieser diskussion, das gewisse „troll-kommentare“ manchmal mitunter sogar das zeug haben, einer festgefahreren diskussion zusätzlich würze zu verleihen- oder gar in eine andere richtung zu leiten, zolle ich dagegen großen respekt.

      an dieser stelle vielleicht noch eine kurze bemerkung von keuschnig woanders (er weiß, was gemeint ist!): das forum nensch.de ist letztendlich nicht daran gescheitert und inzwischen tot, weil sich dort etwa zuviele trolle aufgehalten haben, sondern, weil sich einige der hauptakteure überworfen u. gegenseitig den schwarzen peter zugeschoben haben, weil es dort ein mehr als fragwürdiges bewertungssystem gab. und ihre sogenannten „trolle“ haben lediglich noch den sargdeckel drauf gestülpt!

      einen völlig anderer aspekt in dieser diskussion wurde übrigens überhaupt noch nicht erwähnt: ich meine nämlich den psychologischen effekt, den keuschnig offenbar als werbung für sein eigenes blog benutzt, indem er hier in „westerwelle-manier“ gegen sogenannte „trolle“ zu felde zieht!

    7. warnung vom admin @antikeusch u.a…. wer mit herrn keuschnig etwas zu klären hat, tut’s bitte direkt, und nicht hier und nicht auf diese art und weise. herrn keuschnig jetzt äußerungen aus einem anderen zusammenhang unter die nase zu reiben, ihn dann noch nicht einmal direkt anzusprechen, ist mehr als despektierlich, und trägt auch nicht zu dieser diskussion bei. kommen jetzt noch weitere kommentare ähnlichen inhalts (wie eben die anderen zwei, die schon gelöscht sind), werden diese auch gelöscht.

    8. @Bruno Lampe vielleicht nehmen Sie damit anstelle einer sonstigen antwort vorlieb (Er (wir sind im jahre 5 oder 6) war damals so eine art gespenst, das mich heimsuchte):
      “Er schrieb mir! von seinen märchen, seinen alpträumen… (ich bin ganz aus dem häuschen!): u.a. habe Er gerade gestern erst im wald einen zwerg namens “mln” getroffen, der ihm den weg in das innere einer tanne gewiesen habe. in dieser tanne sei ihm die muttergottes erschienen. diese hätte sich geweigert, im beisein des “heidnischen” zwerges ihm vorbehaltene heilsbotschaften zu verkünden. nachdem der zwerg murrend und tannennadeln-ausdünstungen von sich gebend im wurzelgeflecht veschwunden sei, habe die B.V.M. [für profane: Beata Vergine Maria] ihn gefragt, ob er sie nicht zu einer bleibe begleiten wolle. Er habe eingewilligt, und gemeinsam seien sie in einem motel mit präservativ-automaten angelangt. darum hätte man nie etwas von ihrem stelldichein erfahren.
      thx god!”
      http://parallalie.twoday.net/stories/281786/

    9. falsch, denn der größte teil der hitler unterstützer bestand eben leider doch aus einem mitläufertum, und zwar querbeet durch sämtliche gesellschaftschichten. schließlich lässt es sich nicht von der hand weisen, dass die nationalsozialisten 1933 immerhin durch reguläre wahlen an die macht gekommen sind; möglich wurde der darauf folgende wahnsinn jedoch erst dadurch, indem die letzte staatliche administrative, stellvertretend durch den damaligen reichspräsidenten hindenburg, völlig versagt hat, weil hitler dadurch überhaupt erst zum reichskanzler ernannt werden konnte. vermutlich aber fehlte hindenburg aufgrund seines alters die kraft, oder ganz einfach eine vernünftige alternative, um hitler und die NSDAP überhaupt noch verhindern zu können! wahrscheinlicher ist aber, dass er nur seine pflicht tat, und hitler schließlich zum reichskanzler ernannte, auch wenn er damit gegen seine eigene überzeugung handelte, wie es hin länglich historisch bekannt!!!
      etwas, was in diesem zusammenhang leider immer wieder verkannt wird, ist allerdings die tatsache, dass sowohl die wehrmacht als auch die deutsche schwerindustrie, einheitlich für einen neu erstarkten deutschen staat unter der herrschaft hitlers stimmte; schließlich lastete auf den schultern der jungen republik noch immer die forderungen der alliierten reparaturzahlungen aus dem versailler vertrag von 1918, hinzu kamen die katastrophalen folgen der inflation von 1923, und letztendlich die verheerende weltwirtschaftskrise von 1929!
      allen märchen zum trotz bin ich übrigens fest davon überzeugt, dass sich eine faschistische schreckensherrschaft in deutschland jederzeit wiederholen kann, wenn nur genügend sozialer sprengstoff vorhanden, eine europa- oder weltweite wirtschaftskrise käme, und entsprechende politische agitatoren dies ausnützten. unsere gesellschaft ist jedenfalls in fast alle richtungen bereits radikalisiert, wir nehmen es nur nicht so wahr, außer, wenn mal wieder irgendwo an einem abgelegenen bahnhof ein mann mit zivilcourrage dafür mit seinem leben bezahlt!!!

    10. @ cellini

      ich glaube nicht, dass jemand, der etwas auf sich hält und was mit keuschnig zu besprechen hat, sich persönlich an ihm wenden würde. da unterliegen sie leider einem gewaltigen irrtum, denn keuschnig ist eine non-persona! – er befindet sich einfach im falschen film!!!

    11. @cellini

      auch wenn ihnen dies vielleicht ein wenig despektierlich vorkommen mag, obwohl sie weder meine, noch ich jemals ihre bekanntschaft habe machen dürfen, so freue ich mich dennoch, es ist mir schließlich ein lang gehegtes vergnügen! – Endlich werde ich den Norden wirklich kennenlernen !?, auch wenn ich zwischen 1985–1988 bereits dort beruflich tätig gewesen bin. Ich habe u.a. Wunstorff, Celle, Uelzen, Hamburg u. Stade kennengelernt, wobei letzteres eher mit unangenehmen Gefühlen verbunden war. Von Stade aus, dort wo das Atomkraftwerk ist, sind wir dann mit der Fähre nach Hamburger-Hafen übergesetzt, um schließlich die Jever-Brauerei zu besuchen. Das norddeutsche Pilsener Bier ist übrigens das Beste, was ich jemals getrunken habe; nicht zu vergessen das Flensburger Pils in der Flasche mit dem Plop!!!
      Es gab dort ein Caffee, das „Das Harlekin“ hieß, und einige Stufen darunter befand sich eine Kellerkneipe, welche einfach nur „Die Kellerspelunke“ hieß, wo die beste Blues-Musikbox stand, und wo man für ein paar Cent Moddy Waters hören konnte! – Insgesamt habe ich sehr schöne Erinnerungen an Norddeutschland. Ich habe aber auch den harten Winter des Nordens erlebt, und einmal wäre ich sogar fast auf dem Fischmarkt in Hamburg gelandet, doch eine zuvor gewonnene Wette verschonte mich glücklicherweise davor! – Im Norden wird übrigens sehr Karten & Würfel gespielt; nach St.Pauli wollte ich hingegen nie, und beinahe hätte ich es sogar geschafft!

      Doch eines habe ich nie gesehen, obwohl ich mal mit einer Freundin auf einer Pferdeweide in Wunstorff sein durfte (eine Bekannte wollte mich dort verkuppeln!), bzw, einmal habe ich sogar das grandiose Hamburger Krankenhaus aus der Ferne betrachten dürften, – ich war aber leider nie am Strand und habe niemals die Nordsee gesehen! Ich hätte so gerne die Dünen gesehen, oder am Strand Muscheln gesammelt, oder Steine, und überhaupt! – Ich denke insgesamt, dass mir dort einiges entgangen ist. Meine Sehnsucht nach Hamburg und Norddeutschland aber bleibt! Bin überhaupt niemals weit gereist, dachte niemals über Süd oder Nord nach. Merkwürdig.

    12. @Condor zum Wahn. “Erst kommt der Wahn”, sagte Helmut Krausser, “dann die Größe”. Eigentlich muß man das nur noch mit Dalís von >>>> Marcus Braun hintertragenem Satz kombinieren, um sich seines Weges wirklich sicher zu werden: “Wer lange genug Genie spielt, wird eins.”

    13. naja nun liegt ihre replik hier herum wie eine abgeknickte pusteblume, wenn sie sich auf so einen ikea-hemmingway wie krausser berufen, also auch so eine karosserie ohne motor…dann wirft das kein günstiges licht auf ihren wahn..

    14. sie sollten sich vielleicht mal bei walhalladada entschuldigen herr herbst und mit el condor den literarischen infight suchen.
      jetzt wo sie bald für ein halbes jahr lang finanzielle abgesichtertheit haben, kann es doch nur um die details gehen und nicht um projekthäufung.
      dieser feudale grosswildjägerschmonzes von dem aus dann auch noch invektiven gegen freunde – oder zumindest anerkenner ihrer leistung – gefahren werden ist doch nur banal und wäre auch nur in possierliches hinaufzuheben, erführe man dabei wenigstens noch dezierter etwas über sexuelle praktiken fern von ambienteschilderungen .

    15. stimmt – eine “internet-karl may-existenz” welche eigentlich immer nur anspielen muss auf tausend seiten als mal auf 200 seiten auszuspielen wirkt auf mich auch langweilig.
      ich denke nicht dass es noch einsame bastionen oder bollwerke braucht angesichts eines systems, welches imgrunde doch nur noch an kläglichen rändern sich verändert und jeder und jede nur noch austauschbar an irgendwelchen paragräfchen im detail fitzeln darf.
      wie komisch wirkt da jemand, der sich an einem weltentwurf tragen zu müssen glaubt
      ohne dabei von tragödischem abrücken zu wollen.
      ich frage mich ja immer mal, was leute noch rechtfertigen kann, sich wegen irgendwelchen geringfügigkeiten an die wäsche zu gehen – kommt das nicht aus einer verklärung heraus von längst obsoleten männlichkeitsüberstilisierungen und aus irgendwelchen komplexen heraus – dazu noch aus starren ordnungsauffassungen heraus was monogame paarbeziehungen angeht ?
      zappa wurde seinerzeit wegen dieser >>>>>nummer von frauen desavouiert – meinen sie das wäre reversibel ?
      kann ich mir nicht vorstellen.
      muss man anders machen, will man dem sexuellen gegenüber auflockern.

  5. ich denke, der plötzliche Ausbruch der Tollwut hier hat gewissermaßen etwas mit dem Auftauchen von G.K. zu tun, immerhin provoziert er wie eine Westerwelle das hiesige Gemüt; er ist sich dessen vielleicht nicht unbedingt im Klaren, doch hier herrscht mitunter ein ziemlich rauher Wind von Links, und so manchem Ganoven gegnüber lassen wir dies auch unverblümt in die Erinnerung einbrennen! – Die Tollwut als bloße harmlose Trollerei abzutun, ist übrigens ein gewaltiger Fehler, denn mikroskopisch betrachtet befinden wir uns längst auf dem Stand eines Computervirus, welcher sich quasi im sekundentakt millionenfach ausbreitet!

  6. hab` leider nicht den geringsten Schimmer, um was es hier eigentlich geht, vielleicht nur soviel: ich würde es als einen Affront betrachten, wenn sich z.b. Herbst in die Handhabung der Kommentarfunktion von Herrn Keuschnig auf dessen Blog einmischen würde! – Ich denke, das genügt, hab` halt nur mal kurz fransösisch gedacht, und weniger typisch deutsch!

    1. Zitat von Anais 2009/03/20 20:01

      Meine Herren, ich sag’s Ihnen ehrlich:

      Sie klagen auf sehr hohem Niveau.
      Es ist auch das Medium, das den Inhalt bestimmt. Ein offenes Weblog – mehr noch ein offenes Weblog, das nicht einmal eine Anmeldung verlangt, ist nun mal eines, das sich tatsächlich an die Öffentlichkeit richtet und auch von dieser kommentiert wird.
      Das bringt Klicks und das bringt Bekanntheit und dass sich Inhalte nie so schnell und so leicht an so viele Menschen richten können, wie eben im Internet, ist eine Tatsache, KommentatorInnen sind hierbei noch Multiplikatoren.

      Das hat viele Vor- und einige Nachteile. Der Nachteil ist eben der, dass man auch mit Meinungen konfrontiert wird, die man selbst als “Lästig”, “unnötig” etc. empfindet.
      Löschen, Herr Keuschnigg, ist natürlich eine Möglichkeit damit umzugehen, aber wer alles löscht, das ihm unbequem ist, sollte vielleicht eher hinterfragen, ob er nicht den falschen Rahmen gewählt hat, ob nicht eine statische Website mit veröffentlichten LeserInnenbriefen oder zumindest ein vormoderiertes Forum wählen sollte.
      Eine Autobahn zu einer Fußgängerzone erklären zu wollen ist ein schwieriges Unterfangen. Trösten Sie sich doch damit, dass viele Websiten sich alle zehn Finger abschlecken würden, wären sie mit “Trollen gestraft”, die auf diesem Niveau trollen.
      Immer wieder gibt ja auch das Eine oder Andere Anlass für “wertvollere” Repliken, die ohne sie gar nicht zustande gekommen wären.

      Ich sage: Rettet die Trolle, sie sind das Salz in der Internetsuppe solange sich die Trollerei auf einem solchen Niveau bewegt.

      Blog des Verfassers: http://changes.twoday.net/

    2. nun ich verstehe das system nicht ganz.
      keuschnig sorgt für die edlen rezensionen, walhalladada für die edle komik und herbst sorgt, wenns gut läuft für edle poetik ( wenns gut läuft )
      condor ist das edle korrektiv, mal hochironisch, mal ziemlich hart und ich bin eigentlich der pöbelsepp, der mit dem prolljargon auffährt, welchen er in gediegenheitssphären stets unterrepräsentiert sieht ( oder ausgesperrt fühlt )
      nun gut, wieso das aber hochdramatisch handzuhaben – also eine dahingehende frage – erschliesst sich mir irgendwie nicht.
      die konsequenz ist für mich sicherlich ein wenig kürzer mit dem kommentieren zu verfahren wobei mich doch noch mal leicht die frage kitzelt, wie eigentlich ein literarischer kommentarstrang auszusehen hat ?
      ich bin durchaus noch in der lage ein ernstes thema von einem provokativ oder polemisch dargereichten thema zu unterscheiden und zog bislang meist auch meine konsequenzen, sprich mischte mich in wirklich 100% seriös mir vorkommenden threads dann kaum ein.
      was ich oft nicht verstehe ist, dass wenn einmal irgendwie haarige statements hier fallen, anscheinend sämtliche leser und kommentatoren überein- und zustimmend schweigen während als erster meist condor zur feder greift und den einspruch erhebt, welcher mir selbst meist schlechter formuliert allerdings auf der zunge liegt
      ob das spöttisch ist oder mit dem hammer ist doch ersteinmal wurscht finde ich zumindest.
      letztlich läuft doch alles auf etwas hinaus, was sich zu einer seriösen meinung wieder geradebiegen lässt.
      naja mehr sage ich nicht mehr dazu und sorry wal. – mit meinem eingangspost wollte ich sie eigentlich nur etwas angepiekst haben, fakt ist doch dass ich sie grundsätzlich respektiere wenn nicht schätze, bloss ihr mimosenhaftes reagieren finde ich oft leicht bemitleidenswert, ehrliche klare worte soweit.
      nix für ungut.

    1. Entschuldigung… …wenn ich frank und frei zum musikalischen Thema des Posts zurückkehre. Es gibt bald (endlich!) wieder einmal eine Sinfonie im Konzert zu hören: Petterssons 7. Sinfonie erklingt in Freiberg und Döbeln. Vielleicht ist mein Hinweis zu kurzfristig, wollte es aber dennoch mitteilen. Viele Grüße

    2. @mehrLicht zu Pettersson. Danke sehr. Da meinen Lesern das Wissen um den verborgenen Link vielleicht verlorengegangen ist, >>>> hier noch einmal Ihren Link verdeutlicht. Ich selber habe zuletzt >>>> um 9.52 Uhr d o r t zu Pettersson geschrieben.
      Und wirklich hätte ich die Fahrt nach Freiberg und!/oder Döbeln gerne unternommen, wäre nicht heute abend in Heidelberg zu lehren und hätte ich nicht morgen abend, dann bereits wieder in Berlin, eine eigene Vortrags-Veranstaltung (die ich im Lauf des Tages annoncieren werde; ich komme aber gerade von einem langen durchschüttelten Nachtflug zurück und muß mich erst mal besinnen).

      Willkommen in Der Dschungel.

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