6.45 Uhr:
[Taneyev, Erste Sinfonie,]
die mir UF geschickt hat; ich höre sie erst einmal an, bevor ich etwas dazu sage. So halte ich es auch gegenüber dem „Einwand” eines Trolls, der gestern nacht zu ein paar weiteren hämischen Bemerkungen >>>> d a drunter in Die Dschungel schrieb: „Wer ist schon >>>> Guido Rohm?” In der Tat, das weiß ich nicht, wurde aber freundlich zu der Gmeinschaftslesung eingeladen, und weshalb soll ich so etwas nicht annehmen, wenn es ohnedies auf meinem Weg liegt? Vielleicht mache ich ja sogar die Bekanntschaft mit etwas, das ich später auch literarisch wichtig finde. Trolle wie dieser merken gar nicht, wie verschlossen sie imgrunde sind, wie wenig frei, wie in die Vorurteile kolbengefressen, die ganz sicher nicht einmal selbstentwickelte, sondern aus Politik’chen und Ideologie’chen abgezogen und in sie infiltriert worden sind. Ein anderes ist >>>> Keuschnigs Einwand, auf den ich, nachdem ich mich gestern nacht, als ich ihn las, sehr geärgert habe, der mich auch verletzt hat, – auf den ich also, obwohl ich das gestern nacht eigentlich nicht mehr wollte, gleich doch noch antworten werde: die Trolle haben ganz offenbar die Kraft, selbst ihn teilblind zu machen, der zur Zeit von ihnen heimgesucht wird. Sie haben aber sowieso Kraft; daß sie nicht wirkten, ist nun tatsächlich etwas, das man ihnen n i c h t nachsagen kann. Das betrifft auch meinen Herbsthasser aus Halle, >>>> stulli nämlich, also Dietmar Sievers, der schon seit Jahren in Der Dschungel herumstrullt. Als Troll ist er, wie andere seiner Art, nicht nur ein so gängiges Netzphänomen, daß jemand, der im Netz ernsthaft arbeitet, gar nicht umhin kann, sich damit zu beschäftigen, sondern in der Tat setzt er hie und da auch etwas in Bewegung; will sagen: solche Leute halten Dynamiken flüssig, gleich ob einem das gefällt oder nicht… nein, vielmehr: w e i l es einem nicht gefällt. Wer sie aussperrt, setzt das eigene Projekt fest. Etwas anderes ist es, ihre Beiträge zu löschen, wenn ihr Tonfall durch den Rahmen zivilisierter Formen allzu widerlich durchrutscht. Dennoch haben sie die Fähigkeit, nicht immer, aber zuweilen, den Finger auf Wunden zu legen und sie uns a l s Wunden im Bewußtsein zu halten. Darin unterscheiden sie sich, das schrieb ich schon an anderer Stelle, nicht von den Leuten der Marxistischen Gruppe, die, als Universitäten noch Universitäten und nicht BWL-gestromlinte Trainingslager für den ökonomischen Aufstieg waren, als rhetorisch hochgeschulte Farbeier in die Seminare platzten, um sich auf deren Dozenten zu schleudern. Nicht wenige derer vermochten sie derart zu provozieren, daß die nach den Ordnungs!hütern schrieen. Das war durchaus der Störkraft zu vergleichen, die sich gegenüber der aus der Gründerzeit bis in die Weltkriege hinein etablierten bürgerlichen Ordnung Ausdruck verschafften, für die eben diese Kriege zur Zementierung ihrer Stoßrichtung dienten und den Kapitalismus zur derzeit allbeherrschenden Doktrin machten. Nicht grundlos nahmen einige Strömungen innerhalb der Studentenrevolte Momente das Dadas wieder auf. Trolle stören die sich herausbildenden Normen des Netzes und sie sind um so weniger erträglich, weil keine eigentliche, gerichtete Motivation auszumachen ist: dem „Verbrechen” fehlt das Motiv, Störung selbst ist das Motiv. Deshalb kommt es auch gar nicht darauf an, w o getrollt wird: Trolle suchen Lücken im sich verfestigenden Gewebe, schlupfen durch und zerreissen es damit wieder. Daß sich einige auf bestimmte Sites „spezialisieren”, scheint mir dabei ein ziemlich menschlicher Aspekt zu sein; er besetzt bestimmte Personen in Gestalt der von ihnen gepflegten Sites negativ libidinös – libidinös eben aber doch. Gerade die gepflegte bürgerliche Kommunikationshaltung tendiert allein wegen ihrer Erwartung und Voraussetzung, jeglicher Beitrag habe einen definierbaren Sinn zu haben, zur Verkrustung: nämlich darin, daß sich Sinn immer definieren l a s s e.
Die Dschungel wird sich jedenfalls nicht dazu zwingen lassen, Zäune um die Bäume zu ziehen, schon gar nicht Mauern; zwar wird es immer wieder Tage geben, an denen man als Kammerjäger den einen und/oder anderen Ungezieferbefall ausräuchert, so, wie es, wenn das ökologische Gleichgewicht gestört ist, pflegerisch notwendig wird, ein Unkraut zu jäten, das anderen Pflanzen das Licht nimmt. Das darf aber nicht die dauernde Haltung sein, das darf nicht Verhaltensnorm werden. Sonst erstarrt man in einer Selbstgefälligkeit, die zwar kommod, nicht indes mehr lebendig ist. Trolle stören, in jedem Fall und gleich, vermittels welchen Niveaus, die Kommodität. Genau daraus läßt sich bisweilen mehr künstlerische Energie ziehen, genau das bewahrt künstlerische Bewegungen mehr vor einem sich einstaubenden Akademismus, als geordnete, überschaubare und an Themensträngen nachvollziehbar argumentierte Kommentare das können.
Ich werde heute, das ist sogar unbedingt zu tun, die neuen Texte des >>>> Virtuellen Seminars lektorieren, dann ist der Körperpflege nachzugehen; vor allem muß ich meine Füße pflegen… ah nein! eben n i c h t diesmal. Das wird jemand anderes tun. >>>> Maria Magdalena. >>>> Übertretungen, die in diesem Fall allein diskretionshalber nicht öffentlich werden dürfen und doch den Hang ins Öffentliche h a b e n. Doch davor noch dieses: Das Gütersloher Theateratelier hat mir das Plakat für die Undine als pdf geschickt. Gefällt mir gut. Sehen Sie selbst:
9.02 Uhr:
>>>> Hier meine Antwort an >>>> Keuschnig; es ist ein künstlerisches Credo geworden.
Jetzt die Löwin anrufen. Dann ans virtuelle Seminar.
12.14 Uhr:
[Bach, Suiten für Cello solo (Bischi).]
Soeben >>>> mit den Lektoraten fertig geworden. Jetzt geht’s ans Pflegen, dann rufe ich bei der Familie an. >>>> Keuschnig hat geantwortet. Mein Zug >>>> zur Lesung nach Fulda geht morgen mittag um zwei, 17.54 werde ich ankommen und am Bahnhof abgeholt werden, dann geht es gleich zur Veranstaltung, die um 19 Uhr anfangen soll.
Meine Güte, nimmt Bischi diese Partie schnell!
15.56 Uhr:
Die Auseinandersetzung mit Keuschnig geht immer weiter. Na jà. Ich mag dazu eigentlich gar nichts mehr sagen, es gibt einfach, sagte die Löwin heute vormittag, und Cellini hat das dann mit anderen Worten auch noch mal hergemailt, einen prinzipiellen Unterschied zwischen der Weltwahrnehmung von Künstlern und der Weltwahrnehmung anderer Menschen, und zwar auch dann, wenn man einander gutgesonnen ist, ja dann wird es überhaupt erst spürbar, wie wenig man sich verständigen kann. Cellini schrieb: „Hinzu kommt, daß Sie ein Mensch sind, der aus der Reibung von Ambivalenz seine Kraft holt, so was verstehen die anderen nicht.” Wobei wieder ich mich fragte, ob das so ganz stimmt, daß ich daraus meine Kraft hole. Und von شجرة حبة hörte ich ein kleines Verwundern, daß so wenig Frauen sich in Der Dschungel äußerten; sie habe den Eindruck, das seien alles nur Männer, „aber”, fügte sie hinzu, „es ist ja auch wieder so: w e n n eine Frau etwas Zustimmendes über Die Dschungel schreibt, heißt es immer sofort: aha, das ist wieder eine neue Gespielin von Herbst.” So ist das zuletzt >>>> bei Aléa Torik auch wirklich aufgenommen worden. Allerdings ist >>>> dazu interessanterweise geschwiegen worden, und auch ich selbst habe geschwiegen, obwohl ich mich für das schöne Kompliment wirklich hätte bedanken müssen. Finde ich.
Gearbeitet, tief zu Mittag geschlafen, dann weitergearbeitet und tatsächlich mal wieder ein Konto eröffnet, bzw. das online beantragt. Jetzt muß ich packen. Und duschen. Und will dann zur Familie. Einen letzten Überarbeitungsschnitzel für „Azreds Buch” >>>> habe ich eben noch eingestellt. Damit hört die kleine Serie erst einmal auf; vielleicht werde ich sie noch etwas ergänzen, wenn ich die Fahnen lese.
Wo Frauen sind, ist Sinn. Dass selbst Ihr im literarischen Netz federführendes Weblog den Charme eines Männerwohnheimes hat, ließe mich, wäre ich ein so engagierter Blogger wie Sie, nicht mehr zur Ruhe kommen.
Literatur, die von Dauer sein will, kann nur bestehen, wenn sie in das Leben des Lesers einmarschiert wie himmlische Heerscharen. Seit Franz Kafka etwa hält beim Anblick eines Steinbruchs keine eigene Empfindung mehr dem Schluss des „Process“ stand.
Lukas hat mit seinem Wort Frauen dazu verführt, dem Helden seines Evangeliums ihr Leben zu schenken. Bräute Christi. Goethe sorgte mit seinem Werther für weibliche Wasserleichen. Wie nun wollen Sie Frauen besitzen?
maulheld @ chSchlesinger
gib mir deine Nummer und ich schlüpfe sofort und ohne raumzeitliche Verzögerung unter deine Milbenverseuchte Decke, obwohl ich eigentlich vom Jupitermond Europa stamme; weisst du, ich liebe große Entfernungen, weil dann müffelt es nicht so! – Übrigens, dort wo Frauen sind, fühle ich bei weitem wohler!!!
[Was ist denn das für ein bescheuerter Anmachversuch, dagegen sind Trollis ja `ne echte Wucht, die haben wenigstens ein Stückchen Restgehirn! – Na gut, die BTM haben ihnen im Laufe der Jahre ein wenig die Gehirnrinde weg geätzt, doch wenigstens das Stammhirn funktioniert noch!]
@chSchlesinger. Wo Sinn ist, sind Frauen. Also s o habe ich mir die Frage, literarisch, noch nicht gestellt, indes mir des Lukas‘ Fähigkeit s c h o n eignet, wenngleich zu anderem, einem sagen wir: rein persönlichen Behuf. Aber das wissen Sie ja. Doch die Frage, weshalb in Der Dschungel vergleichsweise wenige Frauen kommentieren – wobei das auch schon ganz anders gewesen ist -, beschäftigt mich in der Tat; immerhin sind um die 70 % aller Belletristikleser Frauen. Aber es sind eben – Leser(innen), nicht Schreiber, jedenfalls keine mit dem Hang zur Veröffentlichung. Ich habe mit dem Phänomen, wie Sie oben lasen, mit der Löwin gesprochen, die ein gleiches Phänomen während meines letzten „Real“seminars in Heidelberg konstatierte: die Männer – na gut: Jungs – drängen sich argumentativ vor, die Frauen hören zu, schweigen, aber denken sich in jedem Fall ihren Teil. Daß ich auf der Löwin Vorhalt, einen guten Pädagogen zeichne es aus, die sich etwas Denkenden aus der Reserve zu (ver)führen, in der mir manchmal eignenden Schroffheit mit „ich b i n kein Pädagoge“ reagierte, ehrt mich sicherlich nicht. Denn tatsächlich wiederholt sich das Schweigen, und geht dem anderen zugleich voraus, in Der Dschungel… obwohl ich genau weiß, wie sehr viele Leserinnen ich habe: sie schreiben nämlich häufig Emails, die man durchaus „Briefe“ nennen muß und die den privaten Character öffentlichen Mitteilungen deutlich vorziehen. In diesen Briefen wird viel und ziemlich gut argumentiert. Es gibt also einen Unterwuchs Der Dschungel, der ausgesprochen dicht ist, auf den aber eben, weil so viele männliche Bäume mit ausgespreiztem Blattwerk herumstehen, wenig Licht fällt, und ich müßte holzschlagend tätig werden, um das zu ändern. Will ich das aber? Darf ich das? Immerhin ziehen die Frauen Diskretion ja sehr deutlich vor.
@Sonja
Mehr als ein Maulheld will ich nicht sein. Stinkendes Fleisch, das bei lebendigem Leibe verwest. Soll ich das etwa anbeten, hegen und pflegen? Imre Kertesz beschreibt sehr schön, wie im Vernichtungslager nach und nach Milben von seinen Wunden Besitz ergriffen. Auch ein literarisches Meisterwerk, das mein persönliches Empfinden in den Hintergrund gedrängt hat.
Es ehrt mich, dass mein kleiner Kommentar Sie zu drei Rufzeichen bewegt hat. Ich möchte nicht einfach so auf dem Trottoire verrecken. Wenn schon niemand um mich weint, soll sich wenigstens jemand an meinem Leid erfreuen.
@Alban Nikolai Herbst
Schweigende Frauen sind in der Tat ein Phänomen. Neulich interviewte der SPIEGEL eine Dame, die mit 65 begann, Dostojewskis „fünf Elefanten“ neu zu übersetzen. In einem Film über sie durfte man sie weder ansprechen noch sonstwie stören. Sie wäre Unsichtbarkeit gewohnt und daran solle sich auch nichts ändern.
Die Magersucht, das immer weniger werden, ist ja auch ein typisch weibliches Phänomen. Egal, welche Frauenzeitschrift man aufschlägt: Diäten, Diäten, Diäten. Garniert mit Magermodels.
Frauen investieren in Menschen. Wo Männer das Copyright einklagen, sind Frauen der Willkür von Freundschaften ausgeliefert. Laut Stendhal reicht ein ungebügelter Hut, Liebe erkalten zu lassen. Wenige offene Worte können die Sozialarbeit von Jahrzehnten zunichte machen. Also lieber hintenherum schreiben, als sich öffentlich bekennen.
Meine Argumentation mit Lukas hat leider einen Mangel. Man kann hier nicht reinlich trennen, ob Frauen durch sein Evangelium begeistert worden sind oder durch die starke Gemeinschaft gläubiger Menschen. Was mir im Umfeld von Christivals an jungen Frauen über den Weg läuft, entsetzt mich regelmäßig. Verteilen missionarische Schriften, ohne großartig Bibelkenntnisse zu haben.
Sollten also die Jungs von Tokio Hotel sich eines Tages für Jesus Christus und für Alban Nikolai Herbst begeistern, dürften Sie rasch Ärger mit Twoday bekommen, weil der Server unter dem Ansturm junger Frauen zusammenbricht.
In diesem Zusammenhang sei mir die Frage erlaubt, was Sie über die verschworene Gemeinschaft denken, die der Dichter Stefan George um sich scharte?
@chSchlesinger vor kurzem saß ich als einzige frau mit dreizehn männern in einem meeting. schon nach kurzer zeit entspann sich eine hitzige diskussion. ich lehnte mich zurück, schwieg, und tat erst einmal nichts anderes als beobachten. ich sah mir ihre gesichtsmimik an, beobachtete die körpersprache, registrierte sämtlich in die luft erhobenen zeigefinger, achtete darauf, wer sich beim sprechen an die nase faßte, auch auf ihre sprache an sich, ihren tonfall, sah den schweiß, der allmählich die stirnen näßte. irgendwann sah mein chef mich an: „frau ***** nu reden sie doch nicht ständig dazwischen.“ ich grinste, alles war still. jeder wußte, daß er wollte, daß ich auch endlich etwas dazu sage. ich sagte einen einzigen satz, mit dem sich die ganze diskussion dann erledigte, weil ich mal wieder des pudels kern getroffen hatte. ich warte in diskussionen immer erst einmal ab, und schaue, ob ich die kernfrage finde. die, die mir sagt, warum jemand wie ein argument vertritt, und was er davon hat… da:hinter muß man schauen. wenn man das von allen beteiligten heraus bekommen kann, ergibt sich häufig ein ganz anderes gesamtbild, welches dahinter steckt. meistens ist es dann nicht mehr notwendig, auf das thema an sich zu reagieren, weil die frage zu beginn hätte ganz anders gestellt werden müssen.
gerade ihre gewürfelte argumentation wirft jetzt eine kernfrage auf. frauen sind weder der willkür von freundschaften ausgeliefert, noch reicht ein ungebügelter hut, um liebe erkalten zu lassen, geschweige denn hat das schweigen der frauen was mit der analogie von magersucht zu tun. in diesem zusammhang auch noch die schwärmerei junger frauen für die jungs von tokio hotel zu erwähnen, einen bezug zu jesus christus, twoday und ANH herzustellen, dann von ANH wissen zu wollen, was er darüber denkt, daß stauffenberg am grab von stefan george stand, ist mir schier unerklärlich.
also lassen sie mich ein wenig nachdenken…
„Schweigende Frauen sind in der Tat ein Phänomen. Neulich interviewte der SPIEGEL eine Dame, die mit 65 begann, Dostojewskis „fünf Elefanten“ neu zu übersetzen. In einem Film über sie durfte man sie weder ansprechen noch sonstwie stören. Sie wäre Unsichtbarkeit gewohnt und daran solle sich auch nichts ändern.“
… das entnahmen sie also dem spiegel, sagen aber nichts eigenes dazu, machen sich auch keine gedanken darum, warum die frau sich so verhielt.
„Die Magersucht, das immer weniger werden, ist ja auch ein typisch weibliches Phänomen. Egal, welche Frauenzeitschrift man aufschlägt: Diäten, Diäten, Diäten. Garniert mit Magermodels.“
… lesen sie frauenzeitschriften?
„Wo Männer das Copyright einklagen, sind Frauen der Willkür von Freundschaften ausgeliefert. Laut Stendhal reicht ein ungebügelter Hut, Liebe erkalten zu lassen. Wenige offene Worte können die Sozialarbeit von Jahrzehnten zunichte machen. Also lieber hintenherum schreiben, als sich öffentlich bekennen.“
… das mit der willkür der freundschaften ist ein netter euphemismus, denn sie unterstellen nichts anderes, als das frauen ihren körper einsetzen müssen, um nach vorne zu kommen. sie unterstellen, daß frauen sich der macht kinder, küche, kirche, nicht widersetzen können. den zusammenhang mit der sozialarbeit versteh ich garnicht… leisten sie sozialarbeit innerhalb einer beziehung? und ich versteh schon garnicht, daß diese ganzen gründe dazu führen, daß frauen lieber schweigen. wie ist denn ihr eigenes männliches gedankengut dazu?
„Sollten also die Jungs von Tokio Hotel sich eines Tages für Jesus Christus und für Alban Nikolai Herbst begeistern, dürften Sie rasch Ärger mit Twoday bekommen, weil der Server unter dem Ansturm junger Frauen zusammenbricht. In diesem Zusammenhang sei mir die Frage erlaubt, was Sie über die verschworene Gemeinschaft denken, die der Dichter Stefan George um sich scharte?“
… damit zielen sie eindeutig auf die persönlichen einstellungen von ANH zu bestimmten gesellschaftsthemen ab, aber auch… und das finde ich ganz link… auf den Geburtsnamen von ANH.
damit das noch einmal klar ist, ich brauch mich hier für ANH nicht ins Zeug zu legen, das kann er selbst sehr sehr gut. ich stell mir lediglich die frage, wie sie etwas sagen, und warum sie das sagen.
Die Frauen, die Dschungel Es hat ja sie immer wieder gegeben, auch aggressive Stimmen, denen man schwerlich hätte unterstellen wollen, Herbsts Gespielinnen zu sein. Manchmal taucht einer dieser meist klangvollen Namen wieder auf, zusammen mit dem Bekenntnis, lieber schweigend mitzulesen, als sich in laufende Diskussionen oder Dispute einzuschalten.
Kommentare in die Dschungel zu verfassen ist nicht ohne. Es gibt einige Schreibende, angefangen bei ANH, deren flüssige Formulierungen und blitzschnell herbeizitierte Kontexte mich oft annehmen lassen, Zustimmung oder Widerspruch zu formulieren würde mich weit mehr Zeit kosten, als ihr laufender Schlagabtausch mir ließe; bis ich mich in angemessene Worte gefasst hätte, wären sie längst ganz woanders. Vermute ich. Und schweige. Weil nämlich, im Gegensatz zu Cellinis Geschichte, in den Dschungeln niemand innehält, um die Schweigenden mit einem Augenzwinkern aus der Reserve zu locken. Warum auch? Aber: warum eigentlich nicht?
Manchmal beneide ich die Trolle um ihre scheinbare Skrupellosigkeit. Vielleicht lässt sich das von ihnen lernen: dass man sich sprachlich nicht abschirmen kann vor dem Dada. Man kann kein sprachliches Bollwerk, und sei es noch so fein ziseliert, gegen den Spott errichten; er dringt immer wieder durch. Und bringt womöglich alles zum Leuchten oder zum Einsturz oder beides.
@Cellini
In den Neunzigern habe ich Frauenbücher und -zeitschriften verschlungen. Klassiker like Betty Friedans „Weiblichkeitswahn“ wie auch Populäres von Colette Dowling oder Nancy Friday. Dazu Tagebücher und Briefwechsel diverser Künstlerinnen.
Natürlich weiß ich nicht, wie es sich anfühlt, eine Beziehung innerlich zu kündigen, mit einem alkoholkranken Mann zu leben oder in einem Kurschatten den Seelengefährten zu erkennen. Ich habe auch null Ahnung, ob die Frauen sich selbst und anderen gegenüber immer bei der Wahrheit geblieben sind. Aber gewisse Regelmäßigkeiten meine ich schon erkannt zu haben. Wie etwa das Leben von Frauen durch Beziehungen bestimmt wird: Keine größere Macht als die Liebe. Liebe lässt Frauen hoffen. Liebe schenkt Frauen Kraft, ihr Leben zu verändern. Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund. Es gibt keine größere Strafe für Frauen, als aus der Herde verstoßen zu sein. Etwa, weil sie ihre Zunge nicht hüten konnten.
Auch was Stefan George betrifft sind mir wesentlich mehr Quellen geläufig als die Wikipedia. Und der Kommentar von Alban Nikolai Herbst mir gegenüber, wie „wir“ es hier handhaben mit wechselseitigen Vorwürfen, dumm zu sein, erinnerte mich an das „wir“ von Stefan George, wenn Neulinge zu begrüßen waren.
Eingedenk der eher reiferen Leserschaft, hätte ich mein Glück vielleicht lieber mit den Beatles versuchen sollen, wie sie ihre Bewunderer scharenweise nach Indien zogen zu Maharishi Mahesh Yogi.
@chSchlesinger und Cellini. Ich hatte bereits gestern darauf eingehen wollen: Nicht einen Moment lang habe ich bei Ihrer, Herr Schlesinger, Frage nach meinem Verhältnis zu Stefan George daran gedacht, Sie spielten auf das an, was Cellini da herauslas; nur bekam ich meine Antwort gestern nicht mehr eingestellt, weil die Netz-Funkverbindung aus dem ICE so wackelig war. Und dann war >>>> die Lesung, auf die ich mich konzentrieren wollte. Auch jetzt aber erst nur dies, daß ich später vielleicht eingehend antworten werde. Allein, noch kurz die Bemerkung, daß mir Stefan George immer fremd gewesen ist und daß ich bis heute mit „Jüngertum“, was jetzt nicht Ernst meint, absolut nichts anfangen kann. Es ist mir unangenehm und wäre es mir auch dann, bekäme ich die Position eines „Meisters“. In sowas wird man reingedrückt, das wählt man sich nicht aus. Und kann es dann nur zerschlagen. Pathetisch ausgedrückt: Ich will nicht Knecht noch Herr sein. Es wäre mir auch schon viel zu viel „Gruppe“.