Die letzten Tage 105

Der Brief an Freund M. ist geschrieben, der die Wahrscheinlichkeit des Nichtkommens ankündigt. Nur war am Nachmittag die Post in Amelia zu. August-Öffnungszeiten. Dasselbe galt für die Versicherung in Terni (gestern der letzte Arztbesuch wegen der Rippen (er müsse mir noch den Blutdruck messen, wobei ich gleich den Arzt-Eifer spürte, zu Blutproben wollte er mich überreden: Blutdruck normal)), wo ich mir außerdem bei einer Zahnklinik für morgen (Kostenvoranschlag) und bei der Autowerkstatt für Anfang September (Inspektion) einen Termin geben ließ. Die Hauptpost in Terni umgeben von Gerüsten, alle Eingänge gesperrt, also steckt der Umschlag noch im Rucksäckel. Um’s Haus herum türmen sich auch bereits die Gerüste, und ich merke, daß es mich weniger stört als befürchtet. Einmal nur ein Aufschrecken und Ohrenzittern, weil sich eine Bohrmaschine ins Gemäuer fraß. Wie aus der Ferne der eine Bauarbeiter mit der dunklen Brille, der ab und zu an der Balkontür vorbeimarschierte, ohne hineinzusehen oder mich auch nur zu bemerken, verborgen wie ich war hinter dem großen Bildschirm. Denn ich bin ja nicht Bruno Lampe. Also geht’s mich nichts an. Der Satz hätte auch ohne die Negation einen Sinn. Identitäten des jeweiligen Sich. Das mit der Plausibilität muß ich mal bei Eco aufgeschnappt haben, ist jetzt so ein plötzlicher Funke von Erinnerung. Des Sinnes, daß die Fiktion (die Lüge) plausibel sein muß, um wahr (oder wirklich) zu sein. Ist aber als kryptisch zu behandeln. Und Benjamin Steins ‚Die Leinwand’ ist eine solche Plausibilität. Nein, es geht nicht um Holocaust, der nicht einmal als Vernichter, sondern als Retter Minskys fungiert, der (Minsky) dann vom Holocaust der Medien eingeholt und endgültig vernichtet wird. Die Wahrheit wird nicht an sich in Frage gestellt, nur von außen, weil sie aus sich selbst heraus lebt. Und ich habe endlich einen Begriff von Judentum bekommen, ohne umrankt zu werden von unheilvoller deutscher Geschichte. Kafka und seine Beschreibungen hierzu zählten da weniger, sie stammen aus anderen Zeiten. Ich wünsche dem Buch viele Übersetzungen. Schwer, da wieder in den Vergil einzusteigen. Ausgewichen auf die gestrige Wartesaal-Lektüre: ‚Il giuoco dell’oca’ von Sanguineti: Ma i pesci, adesso, sono tre. Anche il velo, che si allunga, sembra un pesce. Ci sono le altre bolle d’aria, nell’acqua. Non ci sono più le alghe. WONDER WOMAN dice: “THANK APHRODITE.”, die zuvor aus einem Sportwagen, der aus erschreckender Höhe abgestürzt, ins Meer gesprungen und wieder auftaucht mit zwei Flügelchen vorn an den Stiefelchen: 111 kleine Geschichten vom Gänsespiel. Roba del ’67.

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