Textwechsel. Das Arbeitsjournal des Montags, dem 24. Januar 2011. Wieder einmal Landra NÄMLICH Die Frauen. Übersetzungen (zumal) ff. dazu., und Egon Wellesz.

6.33 Uhr:
[Arbeitsjournal. Stille (aber das Rauschen
des Laptops).]

Latte macchiato, Morgencigarillo. >>>> Zazie dringt immer tiefer in die Vierte Elegie ein; es ist eine Lust mitanzulesen, wie sie die Räume öffnet, sie und der französische Freund, mit dem sie, sowie mit >>>> Prunier und wohl auch >>>> parallalie, diesen Text diskutiert. So wird das eben mehr als ein Text. Und Parallalie schmiedet an der italienischen Übersetzung. Ich bekomme all dies in Emails mit, die mir geschickt werden; sicher sind es nicht alle, die die Beteiligten wechseln. Diese Erzählung macht mir Freude, weil ich spüre, wie sich das Leben, das in den Bamberger Elegien steckt, vermittelt und nun neu, und in anderen Menschen, zu leben beginnt, deren Leben sich mit den Gedichten vereinigt. Daß daraus etwas ganz Neues entsteht (so, wie Kinder entstehen), ist selbstverständlich. Parallalie >>>> beschrieb das sehr schön.

Seit Viertel vor sechs sitz ich am Schreibtisch. >>>> Das da habe ich fertiggestellt, also ein bißchen aufs Allgemeine umgeschrieben; für >>>> Facebook hab ich’s mit einem Bildnis von >>>> Landra versehen. Der Abakus für >>>> die horen wurde bereits gestern fertig und hängt seit spätabends ab; ich habe ihn der Löwin geschickt, die heute morgen drüberschauen will, so daß ich, nach eventuell ein paar Korrekturen, vormittags pünktlich abgeben kann. Mit UF wiederum das Lektoratsverfahren für den Jungenroman abgesprochen; ich kann jetzt in Ruhe erst einmal >>>> Die Fenster von Sainte Chapelle wieder vornehmen und >>>> die Bearbeitung zum Buch fortsetzen und auch rechtzeitig abschließen. Erst einmal werde ich UF’s Korrekturen übertragen, was an einigen Stellen knifflige Entscheidungen verlangt; danach geht’s noch mal grundsätzlich dran, weil, wie er moniert hat, die Übertragung von Netz auf Buch strukturell noch nicht stimmt, jedenfalls nicht für Leser, die keinen inneren Zugang zum Netz und deshalb wenig gelebte Erfahrung mit ihm haben.

Mittags treffe ich >>>> Eisenhauer auf einen Bankweg und zum Kaffee; vielleicht essen wir auch eine Kleinigkeit zusammen, bevor dann mein Junge aus der Schule zu mir kommt, der seines Hausarrestes halber den Nachmittag über hierbleiben wird. Zudem erwarte ich jetzt täglich die Fahnen der Elegien. Bin enorm gespannt, wie sie wirken, in die Buchtype gesetzt; so etwas verändert Texte enorm; Leser machen sich von einem solchen Erlebnis kaum eine Vorstellung.

8.56 Uhr:
Großartiges >>>> Bild bei Tainted Talents und absurde Kommentare in ihrer impotenten Geschlechtslosigkeit*. Wobei ich sofort darüber nachdenken mußte, weil ich ja immer zuerst das Sexuelle spüre, ob dieser Zusammenhang stimmt:


Wer viel produziert, vögelt auch viel.
Wobei „produzieren” und „arbeiten” durchaus nicht dasselbe sind, sondern „produzieren” hier meint: erschaffen. Jedenfalls widerspräche mein Satz strikt der Sublimationstheorie; andererseits mag sie zutreffen dort, wo der Produzierende wider Willen alleinbleibt; etwa, weil die Frauen ihn meiden. Was dann Gründe hat, die jenseits seines Produzierens liegen.



13.43 Uhr:
[Wellesz, Fünfte Sinfonie.]
Falls Sie interessiert daran sind, was ich bin, so müssen Sie >>> bei Tainted Talents nur bis zu einem Stuntman hinunterscrollen, der sehr gewiß aus jedem Stunt, wenn er sich ihn denn überhaupt traute, mit Knochenmatsch herauskäme. Also ich bin nicht nur ein Oberlehrer (immerhin), sondern ein solcher mit sexueller Störung. Da sind wir nicht weit vom Kindesmißbraucher entfernt; den angepaßten Bürgern geht das „pervers” noch immer genau so leicht von der Lippe wie gegenüber seinerzeit Genet und anderen dieses radikalen Schlages. Und auch der Gedanke, was genannt werde, sei damit schon unwirksam gemacht, ist monotheistischer Unfug; denn „den Namen zu wissen” wäre nur dann, und allenfalls, Macht über andres, wenn es denn jener Name wäre, den sich das Ding selber gibt.

Mit Eisenhauer, je er und ich, einen doppelten Espresso genommen. „Es ist unabweisbar”, sagte er, „daß der Zusammenhang zwischen Sexualgier und Produktion besteht”. Also sofort möglichst blutige Rouladenscheiben gekauft, fürs Mittagessen m o r g e n; heute wird’s, vergleichsweise, pazifistisch damit abgehen: Pizza für den Knaben, ein Fischfilet für mich. Im übrigen bin ich dabei, UFs Korrekturen aus seinem ersten Lesegang der Fenster von Sainte Chapelle zu übertragen. Damit wird auch der Nachmittag und Abend vergehen, bis ich zur >>>> Bar aufbrechen werde, um dort den Profi zu treffen.

Je öfter ich die Wellesz-Sinfonien höre, desto beeindruckender werden sie.

15.03 Uhr:
Das macht mich einfach nur glücklich. Kieksige Jubelschreie innen. Der Abakus ist angenommen, mein Satz-für-Satz-Vorangequäle sei in keiner Weise mehr zu merken; statt dessen: Leichtigkeit. Ja. Ja und nochmals ja.

So, Mittagessen. Dann meine Stunde schlafen. Viel mit der Löwin am Telefon gelacht.

17.26 Uhr:
[Egon Wellesz, Achte Sinfonie.]
Sehr tief eine Stunde geschlafen, derweil mein Sohn Lateinvokabeln übertrug und für sich lernte. Dann mußte er zum Cellounterricht los und wird danach zu seiner Mama gehen, während ich mit der Übertragung der Korrekturen weitermache. Allerdings beschäftigt mich gerade die Auseinandersetzung mit und bei Phyllis Kiehl, auf deren auch heutigen Eintrag >>>> ich wieder reagiert habe. Der Link ist wichtig, da das, was ich dort schrieb, eigentlich auch in Die Dschungel gehört, ich mich aber nicht wiederholen mag.
Vor dem Schlafen rief >>>> Stang an: Morgen wird sich die Angelegenheit mit der Kreuzfahrt endgültig entscheiden; ein bißchen Spannung ist also noch. Da wird selbstverständlich gepokert; wir müssen aber nicht bluffen, sondern haben ein ziemlich gutes Blatt. Möglicherweise können Sie sich nun zu recht auf zwei Wochen Dschungel-auf-Meer freuen, denn ich würde die Reise selbstverständlich hier täglich dokumentieren. Möglicherweise geht’s aber doch noch schief.

19.45 Uhr:
[Egon Wellesz, Violinkonzert.]
Als ich eben >>>> das sah, mußte ich kurz schlucken. Manchmal hat Zukunft etwas Bedrohliches.

3 thoughts on “Textwechsel. Das Arbeitsjournal des Montags, dem 24. Januar 2011. Wieder einmal Landra NÄMLICH Die Frauen. Übersetzungen (zumal) ff. dazu., und Egon Wellesz.

  1. Du hast… einen verfänglichen Kommentar von ANH auf Facebook, schrieb mir eben eine Freundin. Nicht, dass es darauf noch ankäme nach dem Wirbel, den Ihr Link auf TT heute schon verursacht hat.
    Ich muss, wenn Sie so etwas tun, immer kurz Luft holen und mein Rückgrat von innen gerade biegen. Stehen oder einknicken: sobald Sie sich einschalten, wird aus meiner gemütlichen TTageslichtleuchte immer sofort ein Bühnenscheinwerfer. Danke, trotzdem, nein, gerade deswegen, für Ihren ersten Kommentar heute. Der zweite schrammt allerdings sehr hart über die Bretter. Scharf schießen ist nicht meine Art. An Präzision liegt mir dagegen viel – hab’ deshalb >>>hier versucht, noch ein paar Gedanken zum Thema zu formulieren.

    Sein’ Sie herzlich gegrüßt!
    TT

    1. Verfänglichkeiten@Phyllis. Liebe Frau Phyllis,
      ich habe wirklich keine Ahnung, was an >>>> meinem Facebook-Eintrag verfänglich sein soll. Zum einen belegt >>>> Ihre Einmal-geübt-Reihe nicht nur, sondern beweist meine Facebook-Behauptung. Zum anderen liebe ich es, auf so schlichte Weise bescheidene Komplimente zu machen, daß man sie zum Understatement zählen muß.

      Was nun Ihren Rückgrat anbelangt, täten Sie gut daran, ihn gradzuhaben, also in der elastischen Weise geschwungen, b e v o r Sie, daß Sie’s schon können, überhaupt erst probieren. Denn eine solche Könnerschaft ist nicht ganz ohne Verrat, auch wenn Ihre Leser mit samtenen Kissen werfen.

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