Den Roman nicht chronologisch durcherzählen, sondern er muß erzählt sein so, daß jede Leserin/jeder Leser ein höchstpersönliches Innenbild Frau Walsers bekommt, die ich ja kenne (selbstverständlich heißt sie anders); es ist nach den bösen Erfahrungen mit >>>> MEERE ganz unbedingt darauf zu achten, daß keinerlei Ähnlichkeit mit dem „Urbild” entsteht. Zwar weiß Frau Walser um mein Projekt und heißt es sogar, gewissermaßen, sehr gut, da sie aber im öffentlichen Leben steht, wenn auch immer in einer zweiten Reihe noch hinter dem Schatten, sollte vor allem ihrer Mäzene wegen vermieden werden, daß jemand auf sie aufmerksam wird. Denn ihre (erotische) Macht lebt von der Tarnung.
Deshalb kam ich gestern auf die Idee, den Roman aus Splittern zusammenzusetzen, zu denen auch diese gehören, die in Der Dschungel zu finden sind. Es wird die Vorstellung untermauern, daß die Figur Figur i s t. Ich werde also mischen: sowohl die Tonbandprotokolle (die noch zu übertragen sind) als auch die Briefe, die mir Frau Walser schrieb, dazu >>>> die Briefe von und an MelusineB (ist es ein Zufall, daß eine Melusine sich meldete? daß ausgerechnet jetzt meine „Undine”-Komödie ihre Uraufführung erlebt? >>>> daß eine andere, eine Undine, gleichfalls in Der Dschungel erscheint?), aber auch Notate zum Geschlechterverhältnis/Geschlechterkampf usw. Ich bin mir übrigens sicher, daß noch mehr >>>> Wasserfrauen erscheinen werden, allein, weil mein Projekt sie r u f t; s i e, letztlich, werden es sein, die meinen Roman schreiben. Dabei wird der Eindruck des Authentischen, den ich anstrebe und den ich in ähnlicher Weise bislang nur >>>> bei Moravia perfektioniert fand, davon abhängen, wie ich das Buch collagiere, zumal ich in die Figur der „wirklichen” Melusine Erfahrungen/Erlebnisse mit ganz anderen Frauen projezieren will, die aber mit Frau Walser in Hinsicht auf die erotischen, sagen wir mal Raffinessen einiges gemein haben. So wird („soll”, selbstverständlich) Melusine Walser dann unbestimmt, aber spürbar vibrieren: ein Leuchten, das von ihr ausgeht, dem man sich so wenig entziehen kann, wie es all jene Männer können, die sie süchtig gemacht hat und die bis heute um so mehr an ihrer Leine zappeln, als sie vermeinen, dominant zu sein und deshalb das Spiel zu bestimmen. Die Unbestimmtheit wiederum erlaubt es mir, eine mythische Grundschicht unter alles zu legen, die ebenfalls nicht direkt erzählt werden soll; die Anspielungen werden alleine dann klarwerden, wenn sich die Leser allezeit den Namen Melusines bewußthalten, der ein Gattung bezeichnet. Das wird, stelle ich mir vor, auch der konkreten biografischen Erzählung – der Entwicklung also – eine ganz ähnliche Unbestimmtheit geben. Die entspricht dem Wasser.Wie ich den Roman beginnen werde, weiß ich noch nicht, ganz sicher aber nicht mit seinem (mit MWs) biografischen Anfang. Wir brauchen vielleicht eine Party. Plötzlich steht Frau Walser da. Es wäre dafür gut, spielte abermals i c h mit und erzählte als Ich. Das war an einem Augusttag eines derart heißen Sommers, daß mich die ständigen Regenschauer völlig verrückt machten: man wurde komplett naß von ihnen, aber die Nässe verdampfte immer sofort, wir konnten dabei zusehen. Schließlich der parkähnliche Garten am Stechlinsee, die alten Weiden, deren Geäst selber hinabzufließen schien, seine Arme und Finger glitzten wie Fischhaut. Darinnen spielten die Kinder der Gäste. Es waren Lampioons an aufgespannte Leinen gehängt. Immer wieder mußten wir in die Villa, weil es abermals schüttete, dann schon wieder verdampfte, glühend, kann man sagen, fast. Ich ging durch ostdeutsche Tropen, ich war auf Jagd. Gernot hatte mich Dr. Beschmat vorgestellt, „der Schriftsteller Herbst… Heinrich Beschmat”, die Rechte vom einen zum anderen weisend, den Jüngeren, mich, dem Älteren und wegen seiner für diese Zeit ungewöhnlichen Haltung im Investitionsskandal gemiedenen Bankier, der gar kein Interesse an mir zu haben schien. Weshalb auch? Er gab mir nicht die Hand. Erst, als ich Frau Walser entdeckt hatte und sie sich tatsächlich auf ein Gespräch mit mir einließ, ließ auch er sich ein. Sie war, dachte ich damals, seine Geliebte. Das erfaßte die Wirklichkeit aber nur halb.
“Landra…” Wenn ich jetzt wieder an Sie denke! Wenn ich Ihre Augen wiederseh! Wie lange ist es her? Dreizehn Jahre? Vierzehn Jahre? Ihre Augen haben die Macht nicht verloren.
Sie waren verheiratet, ich erinnere mich, aber hatten keine Kinder. Wir müssen Jungfräulichkeit neu definieren: Sie wird erst mit dem Gebären verloren. Deshalb waren Sie eher Undine als eine Melusine. Was hatten Sie nicht alles versucht! Sogar die künstliche Befruchtung. Das Ei hielt nicht, nie. Eine Rücksichtslosigkeit des medizinischen Fortschritts: daß er damals, als Sie ganz junge Frau gewesen, noch nicht erlangt war. Irreversibel. So wollten Sie verfallen, einem verfallen, Sie hatten ihn sich ausgesucht. Ihn dann aber sehen wollten Sie nicht, scheuten, setzten sich ins Auto, fuhren die halbe Strecke her, stoppten, wendeten, fuhren zurück. Riefen an. Welche Nächte wir hatten. Sie schickten mir Fotos, Sie baten mich, Ihnen aufzutragen, w i e Sie sich zu fotografieren hätten. Aber eines, das Sie ganz ohne mich gemacht, das jemand Anderes von Ihnen gemacht, hat meine Träume begleitet: es waren geradezu asexuelle Träume, das können Sie nicht wissen. Heute darf ich’s erzählen, da wir doch keinen Kontakt mehr miteinander haben. Es waren Märchenträume von d e r Frau, eines Kindes, eines Jungen. Jemanden erkennen, das lag darin, wie Bloch sagt: daß alles wirkliche – w a h r e – Erkennen Wiedererkennen sei. Hätte ich das zugelassen, mir wäre männliche Dominanz, die Sie bei mir viel weniger suchten, als daß Sie sie in mich hineinprojezierten, auf gar keinen Fall möglich gewesen. Meine Dominanz w u r d e, sie war Ihre Wunscherfüllung. Und Sie ahnten vielleicht, ich wäre gar nicht fähig, ihr real zu entsprechen. Also, vielleicht deshalb, besuchten Sie mich nie. Es war Ihr Undine-Instinkt. Vielleicht. Dabei waren Sie, dem Vernehmen nach, reich, Sie hatten drei Juweliergeschäfte. All das steigt jetzt in mir wieder auf. Und die Kultiviertheit Ihrer Sprache. “Ich möchte ein Zeichen von dir”, schrieben Sie in einer atemlosen, fast verzweifelten Email, “ich möchte ein Brandzeichen haben.”
Es wäre gelogen, schriebe ich jetzt, ich hätt Sie nie vergessen. Ich hatte Sie vergessen. Bis heute vormittag, als ich meine Fotografien nach einer durchsuchte, die zu Melusine Walser ganz ebenso gehört wie >>>> jenes Bild. Da erst kamen Sie in mich zurück: auf mich, von oben, glauben Sie mir! wie ein stürzendes Wasser, das anfängt.
Arten Wenn das s o ist, dann werde ich Sie noch einiges (Ab-)Artige über die A r t wissen lassen. Damit Ihr Projekt auch noch einen – sagen wir mal – “samtigen” – Geschmack beigemischt bekommt. Der fehlt ihm nämlich, glaube ich, – aus Sicht m e i n e r Unterart – noch. Echsen fühlen sich weich an.
MB
@MelusineB. Ich weiß, wie man sie fängt.
Formen Das glauben Sie, weil sie “sie” alle für gleichartig halten. Sie haben (noch) keine Ahnung von der Arten-Vielfalt, weil Sie glauben, die Variation läge nur in der Gestalt(ung).
Und das ist auch unter formal-ästhetischen Gesichtspunkten wirklich spannend.
Ganz im Gegenteil. Von “Gleichartigkeit” kann überhaupt keine Rede sein und ist es bei mir auch nie. Es gibt einen begrenzten Formenkanon, die Natur macht es uns vor, aber jedes ist darin anders, ihn zu realisieren. Ich habe aber nichts dagegen, daß Sie mich für durchschaubarer halten, als ich bin. Auch hier: ganz im Gegenteil. Ich w i l l, daß Sie dies glauben.
So lange, Alban Herbst, hat es gebraucht, bis du dich wieder erinnertest? Zu lange. Und erkennst mich ja immer noch nicht. Schämst du dich nicht?
Es spricht aber @MelusineB für seine Unfähigkeit, das Gleiche zu erkennen. Er unterscheidet zu sehr. Deshalb verheddert er sich, anstelle sein Ziel ins Auge zu nehmen. Der ganze Wirrwarr seines Dschungels ist der Beweis dafür. Wäre es anders, ich hätte damals mein Zeichen bekommen und spätestens neulich. Selbst wenn wir das Messer selbst mitbringen wollen, versagen Männer fast immer
Konzentration und Spiegelung Sie haben Recht, aber ich auch. Er ist unkonzentriert (was zumindest ich beruhigend finde) und er spiegelt sich (wodurch er viel Gleiches sieht).
Den “Wirrwarr seines Dschungels” allerdings finde ich reizvoller als die durch- komponierte Ordnung (die ja fast immer Zer-Gliederung ist).
“Versagen” können Männer nur an unseren Ansprüchen. Also müsste man welche haben (an sie, die Männer). Und das halte ich für keine “artgerechte” Haltung.
@Diotima von Dschuba. Sie sehen mich sprachlos… – Landra? (Ich habe Malos immer für eine Figur eines meiner Mitschreiber gehalten. Sie beziehen sich doch >>>> darauf?)
Momentan weiß ich wirklich nicht, was ich Ihnen jetzt entgegnen soll. Mir fällt nicht einmal eine angemessene Wiedergutmachung ein – allenfalls, Sie auf einen Cocktail >>>> in die Bar einzuladen. Aber ich lade so dauernd Frauen dazu ein, daß Ihnen gegenüber selbst das eine Verwundung wäre… (“dir das”, Landra?)
MelusineB “artgerechter Männerhaltung” wegen zugelacht.
wie er sich beturteln lässt ist sowas von süß
Umami.
In diesen Rezepturen (für Umami) ist eine sogenannte Venusfliegenfallen-Domäne (venus flytrap, VFT, domain) an eine Transmembrandomäne gebunden.
Aus dem Gehege: Verteilung der Beute vor dem Erlegen E.: Im Bus, also die K., wenn die…
H: Echt, die K., auf die stehst Du, hätt´ ich nicht gedacht.
R: Geht klar, Kumpel. No Pro.
E.: Also wegen der K. Nur so. Kein Drama. Bros.
H: Gecheckt. Und die S.`?
R: Eh, nee.
E: Aber echt. Nee.
R: Die B?
E: Hmm.
H: Ja, die B.
R: Ich wär da…
H: Also, wenn Du…
R: Nee, nee, Du kannst…
H: Die kann ruhig bei Dir …
E: Im Bus geht da eh noch nix…
H: Sehn wir mal. Die B. ist doch mit der C. befreundet…
R: Eh ja, die C. Wenn die B. bei mir…
H: Super.
E: Alles klar. Bros.
Derweil wird ein 500g Nutella-Glas geleert.
Artgerechte Männerhaltung (1), Jung-Männer beim Frühstück, April 2010
Neues aus dem Gehege: Der Schwulen-Trick “Du deutest an, dass du schwul bist, sagst aber, du seist Dir noch nicht ganz sicher. Das wirkt i m m e r.”
Artgerechte Männerhaltung (2): Tipps und Tricks unter Jung-Männern, April 2010
Neues aus dem Gehege: Hitzeempfindlichkeit Männerhände sind überaus hitzeempfindlich. Bade- und Spülwasser bleiben stets lau.
Interessanter noch: ein heißer Toast wird nicht mit den Fingerkuppen herausgezogen, sondern mit scharfem Messer aufgespießt. Das hat zudem den Vorteil, archaisch auszusehen. Waide den Toast!
Artgerechte Männerhaltung (3): Beobachtungsjournal Jung-Männer im 21. Jahrhundert, April 2010
Neues aus dem Gehege: Emanzen der neuen Generation “Meine Mutter”, sagt er zu seinem Freund, “verstehst du, ist eine Emanze der neuen Generation. Deshalb sind wir so.”
Artgerechte Männerhaltung (4): Jung-Männer im Gespräch, April 2010
Aus der freien Wildbahn (1) Haltungsfehler Bernd kenne ich, weil ich einige Zeit eine „Soccer-Mama“ war. Im Großen und Ganzen konnte Bernd sich angemessen, wenn auch nicht gut benehmen. Von der Bar des Clubhauses brachte er mir zum Beispiel immer wieder einen Caipirinha mit, obwohl ich ihm mehrfach sagte, dass ich so was nicht trinke. Immerhin – er bemühte sich.
Aber wenn unsere Buben spielten, löste sich die dünne Lacksicht der Zivilisation bei Bernd ab. Sein Kopf wurde hochrot. Er plusterte sich auf. Und dann schrie er: „HURENSÖHNE.“ Als ich ihm ganz sanft sagte: „Warum müsst ihr Kerle immer die Mütter der Kerle beleidigen, die ihr eigentlich beleidigen wollt?“, konnte ich beobachten, wie es in ihm brodelte: doofe Zicke oder lieb-naive Puppe? Ich versuchte in meinen Blick was Freundlich-Strenges, Mütterliches eben zu legen. Da drehte er bei. „Hast ja recht.“, sagte er – und spendierte mich noch einen Caipirinha.
Als sein Gesicht wieder rot anlief, seine Brust sich auflud, sah ich wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Dann fand er eine Lösung: „Ihr PUSSYS.“,
Artgerechte Männerhaltung. Fehler und ungelöste Aufgaben (1) April 2010
Des Kaisers neue Kleider Aber er hat ja gar nichts an!
Nun muss er es (artgerecht) aushalten.
@Ännchen. Hätte er nichts an, er könnte sich des Ansturms nicht erwehren. Der Umkehrschluß zeigt, daß er gut bekleidet ist.
Sie wissen ja…
Werden nicht alle Nackten geliebt, so gibt es mindestens einen Nackten, der nicht geliebt wird.
Existiert kein Nackter, der nicht geliebt wird, so werden alle Nackten geliebt.
Und: der Ansturm kleidet sie gut.
Rätselfrage: sind sie nun nackt?