East of Serengeti, Berlin. Rückkunftsjournal: Sonnabend, den 12. Februar 2011.

15.56 Uhr:
Muß mich erst einmal wieder an die Pfützen aus Eis gewöhnen, die hier auf den Straßen liegen; dabei hatte ich, als ich den Flughafen verließ, durchaus ein Frühlingsgefühl, das sich, als ich die Arbeitswohnung betrat, noch verstärkte, weil es mir trotz des seit drei Tagen erloschenen Ofenfeuers erstaunlich warm herinnen zu sein schien. Doch ich besann mich eines wohl Klügeren; jedenfalls habe ich eben neu angefeuert. Solch ein Kachelofen braucht ohnedies immer an die zwölf Stunden, bis er wirklich heizt; jedenfalls ist das bei meinem so.
Schon rief auch mein Bub an: um fünf will her hiersein, für Cello, Latein und ein bißchen vielleicht auch mich. In der Post nichts Weltbewegendes, aber die bei Ebay sehr preiswert ersteigerten Pfeifen scheinen angekommen zu sein; ich will noch schnell zur Post, um das Päckchen abzuholen.

Selbstverständlich keine Jenny in Roissy. Gut, ich hätt ja auch anrufen können; das wiederum wollte ich aber dann doch nicht. Statt dessen den nächsten Giono gelesen; aus den beiden höchst locker zusammenhängenden Erzählungen werde ich nachher noch zitieren. Manches macht ein en nur baff, etwa dieser Satz: „Nichts ist erregender als der Geruch aufgewühlten Schlamms.” Da muß ich dann nur an die erotischen Watt-Fantasien Eigners >>>> in „Mitten entzei” denken, wo dieselbe Empfindung expliziter ausgedrückt ist.

Für die Fenster von Saint Chapelle müssen noch einmal alle französischen Sätze überprüft werden; ich kopiere sie heute noch heraus und schicke sie an >>>> Prunier mit der Bitte um Durchsicht. Und es kam Nachricht, daß die kommende Ausgabe von >>>> Volltext die Siebente Bamberger Elegie vorabdrucken wird.
Ob ich mir einen Whisky einschenken darf? Nur einen kleinen, Leser…
… – Getan. Ich müßte auch noch was einkaufen gehen, oder ich esse halt kalt; genügend Käse, steinharte Salami und sogar noch Brot ist da, außerdem gibt’s jede Menge Blutorangen.

Na, dann mal ran. Aber ich bin ein bißchen müde. Immerhin hab ich gleich an die Zeitumstellung gedacht.

[Robert Wittinger, Streichtrio.]

18.14 Uhr:
Es gibt noch sehr viel >>>> mehr Stellen als nur diese. Zum BeispielDa der Liebesschrei dem des Gemetzels gleicht, meint man, die ganze Natur sei von Liebe erfüllt.OderVon diesem Wasser droht Ihnen nicht etwa rascher Tod, es ist nicht tief, es ist nicht reißend, fliehen Sie nicht: es wird Ihre Füße kaum benetzen. Es wird nur Ihr Wesen in seinem Innersten zerreißen.Und dann,die Naturschilderungen! Ich könnte Seite um Seite >>>> abtippen: „Es ist nicht mehr H2O, es ist Medusa.” – Jean Giono macht, mit einem Wort, süchtig.

Mein Junge ist hier und übt Cello.

2 thoughts on “East of Serengeti, Berlin. Rückkunftsjournal: Sonnabend, den 12. Februar 2011.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .