Das Lektürejournal des Donnerstags, dem 1. März 2012. Mit Seeottern.

7.06 Uhr:
[Arbeitswohnung. Dieter >>>> Ilg, Otello.]
„Papa, wo steht eigentlich die Geschichte von der Arche Noah in der Bibel?“
Der Junge hat die kleine Dünndruckausgabe vor sich, die ich ihm neulich geschenkt habe – mein eigenes Handexemplar, gedruckt in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts und mir ich-weiß-nicht-mehr-wie zugefallen, der Rücken gebrochen, mit Textilband von mir wieder geklebt.
„Ich weiß nicht genau, aber irgendwo im ersten Buch des Alten Testaments, Genesis…“
„Gibt es da ein Inhaltsverzeichnis?“
„Sicher.“ Doch findet Noah nicht eigens Erwähnung. Also kurz im Netz gucken. „Kapitel sieben, aber nimm die Vorgeschichte mit, Die Verderbtheit des Menschen.“
So liest er nun, früher als ich selbst tat, seine ersten Bibelkapitel.

Fittiche sind Flügel, oder?“
„Ja, ein älteres Wort dafür. Wie geht der Satz?“
Das Frühstücksei wartet auf ihn, erst wird zuende gelesen; ich sitz ihm gegenüber und lese Galouye weiter. Kein sehr gutes Deutsch; ich muß das mal mit dem Englischen vergleichen.
„Ah, was ich dir noch zeigen wollte!“
Die Löwin hat mir neulich einen auf dem Rücken treibenden Seeotter geschenkt, >>>> meines indianischen Sternzeichens halber. So wechseln wir von der noahschen Vielfalt der Arten zu der einen Gattung, auch sie „nach ihrer Art“.
Ich erzähle noch von Dieter Ilg und daß er seit seinem Studium immer wieder vor Beginn seines Übens dieses eine Thema aus Verdis Otello gespielt, „wie du jetzt mit dem Elgar“.
Da muß der Junge aber los.
„Bis um halb drei, Papa.“
„Bis um halb drei, mein Sohn.“

13.23 Uhr:
Cello zu üben, macht süchtig. Es dämpft sogar Schmerzen, seelische wie körperliche; wenn ich vor mich hinspiele, merke ich sie nicht. Als wäre ich in einer völlig anderen Zeit… und sowieso: Zeit: Jedes Gefühl dafür geht verloren. Ich kann stundenlang so sitzen und üben, Etüden rauf, Etüden runter. Als würde sich etwas in mir endlos aussingen.

17.45 Uhr:
Fast ein ganzes Galoye-Buch durch, darin die wundervolle Erzählung „Die stummen Schwingen“, von der mir deutlich Camarons „Avatar“ beeinflußt zu sein scheint. Der simplen Sprache Galoyes gab dieser Film ebenso eine Poesie als Bild wie Faßbinder, nur diese eine dunkle, dem Roman Simulacron 3. Abermals habe ich den Eindruck, daß Texte wie diejenigen Galouyes nach ihrer Poetisierung geradezu rufen. Dies u.a. war auch schon bei THETIS Anlaß, mit Trivialmythen umzugehen.
In einer Dreiviertelstunde muß ich los: >>>> Premiere von Nonos Al gran solo carico d‘amore in einer, muß man sagen, Neuaufnahme der Staatsoper aus Salzburg. Dazu dann morgen mehr. Ich werde zur Früharbeit drüber schreiben.

8 thoughts on “Das Lektürejournal des Donnerstags, dem 1. März 2012. Mit Seeottern.

  1. indianische sternzeichen in den indianischen systemen gibt es keine sternzeichen, herbst. das sind animistische, schamanistische stammeskulturen.

    1. Verstehe ich nicht: Sie widerlegen den Einwand doch gar nicht. Warum wollen Sie so unbedingt den indianischen Totemismus der westlichen Ekliptik einverleiben? Sternzeichen ist wirklich Unsinn.

    2. sternzeichen was verstehen sie denn unter “sternzeichen”, herbst?
      (aber bitte kein link auf ein eso-seite ..)

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