Auch Reisevorbereitungen. Das Arbeitsjournal des Montags, dem 23. April 2012. Mit einem, dann, bittren Gedicht Helmut Schulzes.

9.02 Uhr:
[Arbeitswohnung.]

Bananen/Orangen-Milchshake.
Das Wochenende über blieb ich quasi arbeitslos. Der Sonnabendvormittag gehörte der Hygiene, der Nachmittag bis in die Nacht hinein >>>> Melusine, mit der ich lange lange sprach und sie mit mir; wir hörten auch in >>>> mein Marianne-Fritz-Hörstück hinein, tafelten abends hier am Mitteltisch und machten tatsächlich drei Flaschen Weißwein nieder. Erst gegen halb zwei lag ich im Bett und kam dann gestern nicht zur Früharbeit hinaus, und als ich dann saß und die erste halbe Seite Argo überarbeitet hatte, rief लक्ष्मी an, wie wir es denn halten wollten mit der Kinderoper heute; sie hatte schon vor anderthalb Monaten Karten für uns alle besorgt. Die fange um elf Uhr an. Es war halb zehn. Ich hatte angenommen, die Veranstaltung sei erst am Nachmittag. Aber so fand ich es a u c h okay. Ließ Argo Argo s e i n, duschte, zog mich an, radelte hinüber.
Es wurde ein schöner ruhiger Tag >>>> mit Gestiefeltem Kater

und Spaziergang danach, noch einem nächsten Gang mit den Zwillingen hinaus, die ihre neuen Fahrradchen vorführen wollten.

Nachmittags saß ich eine halbe weitere Seite an Argo, dann kam schon mein Junge fürs Cellospiel; eine wunderbare Bourrée üben wir jetzt neu als Duo ein. Und er muß sprechen lernen; ich habe ihm in dem Hörstück einen Part zugeschrieben. Also probten wir ein erstes Mal. Als er fortwar, kümmerte ich mich um die Reise. Der Plan wurde nämlich tags fixiert: daß die ganze Familie diesmal zusammen fortfährt. Die Wahl, schließlich, fiel auf Giglio wieder, weil es da, knapp einen Kilometer vom Zeltplatz entfernt, einen Sandstrand gibt; oben, wo mein Junge und ich immer schwimmen und, vor allem, von den hohen Felsen springen, ist es für die Kleinen schwierig und auch zu gefährlich. Und was mich selbst angeht, so bin ich entschlossen, auf Giglio meine ersten beiden Tauchscheine zu machen – was ich >>>> seit dem letzten Jahr immer wieder aufgeschoben habe.
Es ist etwas anderes, für andertdreiviertel Männer zu planen als für eine Familie mit ganz Kleinen, viel komplizierter, schon für die Anreise auf die Insel. Es gibt Billigflüge, die in Rom um ein Viertel vor Mitternacht ankommen; dann kommt man von Fiumicino nicht mehr weiter. Ein Hotel zu nehmen, wäre teuerer als ein weniger preiswerter Flug; auch die Option, für die Nacht ein Auto zu mieten und die Familie nach Ankunft schon mal an den Monte Argentario zu fahren, dort im Auto zu übernachten und es am Morgen nach Civitavecchia zu bringen, bevor die Fähre genommen wird, entfällt, weil am Aeroporto nach Mitternacht gar kein Verleiher mehr auf hat. Mich, allein mit dem Großen, störte das alles nicht; wir verbrächten halt die Nacht irgendwo auf dem Flughafen. Aber mit Fünfjährigen geht das nicht.

Also hin- und herüberlegt und noch keine letzte Entscheidung getroffen. Finanziell, da alleine ich die Reise trage, ist es überdies ein Equilibieren. Sie ist mir aber wichtig, für alle, doch besonders für die Kinder. Zehn Tage sind geplant, mein Junge und ich werden noch vierfünf weitere Tage bleiben, wenn die Zwillingskindlein und die Mama in den Rückflieger gesetzt sind. Wir möchten unbedingt noch >>>> zum Freund nach Amelia, wo der ganze Trupp nun wirklich nicht einfallen kann. Noch weiß er auch gar nichts davon, ich schreib ihm nachher, aber vielleicht liest er‘s vorher schon hier.
Um die Kosten aufzufangen, will ich mal gucken, ob ich für Rundfunk oder Zeitung etwas zur Isola del Giglio schreiben kann; in Der Dschungel tue ich‘s ja sowieso. Jedenfalls will ich mir irgend einen Auftrag holen. Das muß ich alles schnell angehen, da die Sommerferien in diesem Jahr so früh sind. Außerdem muß ich vorher noch, im Juni, nach Paris: >>>> der Gräfin hat gemailt, und mit Prunier ist dort eine Übersetzung für eine Lesung vorzubereiten, die wir im Herbst in Aquitanien haben. Elegien, französisch und deutsch.
Jetzt geht es erstmal >>>> mit Argo weiter. Um halb zwölf wird Cello geübt und immer weiter strikt >>>> nach DTs bis zur Nacht. Wie sprach vor einer Stunde ins Telefon meine Löwin? Wir lieben unsere Routinen.
Guten Morgen. Meine Zigarre und ich, wir grüßen Sie.

10.10 Uhr:
Hat doch länger gedauert mit dem Arbeitsjournal. Dafür eben, bei parallalie, >>>> ein großartiges Gedicht entdeckt. Jetzt aber: Argo ff.

13.10 Uhr:
Argo bis TS 450 oben, und bis eben am Cello gewesen, sowie hierunter noch auf einen Kommentator eingegangen. Jetzt leg ich mich schlafen.

0.02 Uhr:
Den ganzen Abend mit der Reisebucherei verbracht, fast viereinhalb Stunden, weil es wirklich kompliziert ist, wenn man die Preise für fünf Menschen, deren Rückflugsorte auch noch verschieden sind, nicht explodieren lassen will. Zwei Angelegenheiten mußte ich einfach entscheiden, weil drüben niemand ans Telefon ging, aber die Kosten von gestern auf heute schon hochgejagt waren. Na, mal sehn. Jedenfalls fliegen mein Sohn und ich der übrigen Familie ein paar Tage voraus, regeln dann vor Ort schon mal die Weiterfahrt nach Giglio und holen die anderen am 1. Juli von Fiumicino ab. Ebenso werden wir, wenn die Kleinen und ihre Mama in den Rückflieger gesetzt sind, noch dreivier Tage in Rom bleiben; am selben Tag mit ihnen zu fliegen, würde für uns zwei bedeutet, fast neun Stunden auf dem Flughafen zu verbringen. Dann wäre quasi ein ganzer Tag verschenkt. Also entschloß ich mich für diese „Rahmen“lösung; vielleicht kommen wir ja wieder in der Massimo unter. Aber die Mail schreib ich erst morgen. Jetzt, bitte, noch eine halbe Stunde lesen.
Einen Kommentator, mit dem ich wieder in sehr unangenehmen Clinch geriet, habe ich gelöscht, wie auch meine Repliken. Ich werde in Zukunft nichts mehr, was anonym eingestellt wird und mich persönlich angreift, stehen lassen. Es kostet mich viel Lebensfreude, permanent solchen Menschen ausgesetzt zu sein, und dennoch lösche ich ungern, höchst ungern. Doch ich muß einzusehen lernen, daß es bei einigen Charakteren nicht anders geht.

4 thoughts on “Auch Reisevorbereitungen. Das Arbeitsjournal des Montags, dem 23. April 2012. Mit einem, dann, bittren Gedicht Helmut Schulzes.

  1. bitter ist buttermilch. und der ganze trupp… wäre lustig. sone schippe le’m sollte logistisch sich lösen lassen, ohne daß ich hier gleich zwischendecken einziehen lasse. bei mir im hinterkopf: eine reise ins dorf ende juli, ferne hypothese.

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