Die Oligarchie der Waren. Das Arbeits-, nämlich Argojournal des Sonnabends, dem 17. November 2012. Kein Weichzeichner. Argo.Anderswelt. (290)

4.50 Uhr:
[Grażyna Bacewicz, Siebtes Violinkonzert.]
Latte macchiato, erste Morgenpfeife. Um zwanzig Minuten vor fünf aus dem Bett. Interessant, wie tief die Bacewitz von Szymanowski beeinflußt ist; jedenfalls klingt ihre Musik sehr danach – eine Empfehlung, übrigens, mal wieder von UF.

.Es geht jetzt in die definitiv letzte Phase vor Abgabe von Argo bei meinem Lektor: die fünfseitige Abgleichsliste muß in das Argo-Ts der Vierten Fassung eingearbeitet werden. Das werde ich Punkt für Punkt tun:

  • In den Stadtbrachen sammelte Buenos Aires diese Legionäre an. T 41
    „Gottesfleisch“, T 42.
  • Schweizergarden schon zu

  • des alten Präsidenten Zeiten, T 42.
  • Linzer Grube, das spätere Lough Leane, zwischen Linz und Prag von West nach Ost ca. 20 km lang.
  • Es sind die Schänder, die den Säuglingshandel betreiben – ist ihnen der junge Jensen und die Mongolin entrissen worden? Und wer überfiel des Sanften Zieh-Heim? Auch das sollten Schänderpriester gewesen sein, dann erst kommt er zu den Devadasi.
  • Das Zentrum spricht Englisch oder Deutsch, die Weststadt Französisch, der Osten ein Kauderwelsch aller anderen Sprachen, T 53.
  • Chills schmalen Handgelenke, T 54. Stumpfgraues zurückgeschlagenes Haar, ebda.
  • Ostbrot: „dehydriertes Labskaus“, T 55.
  • Billige Schutzbrillen im Osten: bei den Amazonen in Argo wieder aufnehmen.
  • Sterne über dem Meer, Achäererzählung, T 64 – das evtl. in einem Argo-Nachspiel aufnehmen? Beginnen mit: „Sterne.“
  • Holomorfe altern! T68. Argo darauf abstimmen oder eine zwischenzeitliche Modifizierung einführen.
  • Herr Drehmann wird nach der Arbeit auch nicht weggeschaltet, sondern lebt wie ein normaler Mensch.
  • Zahlungsscanner: „Checkboy“, T 78.
    S- und U-Bahnen (Schreibweise) T83
  • .
  • .

– ( usw. über fünfeinhalb Seiten).

Argo 290.
>>>> Argo 291 (um 8.55 Uhr im Link)
Argo 289 <<<<
Es sind, wie Sie lesen, keine Handlungsprobleme sondern solche, eventuell, der Benennung, bzw. kleiner Charakterisierungen. Ich hoffe, daß ich heute am Abend fertig sein werde, so daß ich morgen werde mit dem letzten Argo-Lektüredurchgang vor Abgabe anfangen können, – bzw. werde ich das vielleicht noch liegen lassen und mich an den Vortrag >>>> für Marburg setzen, der wirklich eilt. Der Veranstaktung wegen freu ich mich besonders auf ein Wiedersehen mit >>>> Thomas Meinecke, will zwei schon >>>> dort drin erstpublizierte Vorträge

etwas ausdünnen und in einem einzigen Vortrag zusammenfassen, dabei außerdem auf das Netz als einen phantastischen Raum eingehen, so, wie es die Anderswelt-Serie erzählerisch vorführt, wobei, was vielleicht >>>> d i e s e Leserin gemeint hat, seit spätestens mit Robert Musil die Grenze zwischen „Theorie und Praxis“ auch literarisch höchst durchlässig geworden ist. Auch Theorie kann erzählt werden und wird es längst, jedenfalls in einer Literatur, die modern genannt werden will; die Regresse auf „einfaches Erzählen“, die in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder gefordert und auch sehr brav befolgt worden sind, lasse ich einmal außer acht, weil sie poetologisch nicht sehr interessant sind – wohl aber sind sie es politisch, schon, wenn man sie in einen Zusammenhang mit der globalen „Kapitalisierung“ der Welt stellt, bei der es sich imgrunde um eine Re-Feudalisierung handelt, allerdings mit „Firma“, bzw. „Multis“ oder auch nach „Label“s benannten Strukturen statt von persönlichen Fürsten bestimmt. Demokratie schlägt in eine Oligarchie der Waren um. – Auch dies war von Anfang der Romanserie an ein Thema der Anderswelt-Trilogie und ist es geblieben.


(Man sieht direkt,
daß hier noch ein Buch fehlt.)
Guten Morgen.

(Allerdings muß ich heute vormittag die Arbeit ein bißchen unterbrechen, besorgungenhalber, muß eventuell auch Ans Terrarium hinüber, um meinem Jungen ein bißchen bei seinem Zimmer zu helfen. Und hier ist etwas an der Zimmerdecke anzubringen. Ab zehn Uhr werde ich das angehen. Dann morgen mal wieder ein Grundputz und spätnachmittags das neueinzuführende Fest der Anheizung des Kachelofens, zusammen mit meinem Sohn und seiner Freundin C. – ich habe versprochen, dafür Heidesand zu backen. Die beiden lieben ihn. Und übermorgen wird endlich die Löwin wieder einmal hiersein.)

Was „die Politik“ anbelangt, in Literatur: Nein, ich glaube nicht daran, daß Dichtung politisch etwas ändern kann; sie kann vielleicht, aber auch nur, wenn sie sehr einfach gebaut ist, Gruppengefühle, auch Widerstandsgefühle tapezieren usw. Doch sie kann die Geschehen der Welt mitschreiben und ihnen eine poetische Form geben – bitte das nicht mißverstehen: Poesie ist kein Weichzeichner, schon gar nicht das Poetische der zeitgenössischen Romane. (Eigentlich wäre es mal wieder Zeit für ein poetisches Manifest; aber ich hab‘s ja längst geschrieben. – Wobei mir die Idee kam, gestern abend, genau das zum Thema des Essays zu machen, den das bekannte Nachrichtenmagazin bei mir in Auftrag gegeben hat. Dieser Text soll ebenfalls im Dezember abgegeben werden.)

Ach ja, und gerne führte ich >>>> die Diskussion um den pornografischen Film fort.

[ Bacewicz, Fünftes Violinkonzert.]
9.17 Uhr:
[Elliott Carter, First Symphony.]
Entschieden gutes, hoch konzentriertes Arbeiten tief in der Musik: zugleich Übertragung von Korrekturen und Ergänzungen, die bisweilen neues Formulieren benötigen, dabei aber auch das Gespräch mit MelusineB, wirkliches Surfen der Gedanken, die Finger des gleichsam Körpergedächtnisses auf den Tasten wie einer Klaviatur. Wobei sich >>>> diese letzte, im PS, Bemerkung darauf bezieht, daß ich endlich Konsequenzen gezogen und mir einen eBook-Reader bestellt habe: >>>> den neuesten, den es offenbar gibt. Leider wird er erst zum 2. Januar geliefert werden, derart viele Vorbestellungen scheint es zu geben. Jetzt fiebre ich drauf, mir eine ganze Bibliothek zu unterwegs zuhanden zu machen, vor allem, weil, zeitgleich mit Argo, alle drei Andersweltbände als eBooks erscheinen sollen.
Jetzt muß ich meine Arbeit aber, leider, der Besorgungen wegen unterbrechen. Bin ja noch nicht mal ausgehfähig angezogen. Jeans heute, Schlabberpullover, schwere Lederjacke. Sò. Jetzt wissen Sie‘s.

19.10 Uhr:
[Händel, Semele (Lindenoper 1996, live auf DAT).]
Sehr schon, diese Jacobs-Einstudierung wieder einmal zu hören; damals war ich geradezu noch neu in Berlin, eben zwei Jahre… jetzt sind es bereits, nicht zu fassen, achtzehn Jahre – genau die Zeit der Anderswelt-Romane. Nie zuvor bin ich so lange in einer Stadt gewesen, schon gar nicht, ohne die drängenden Willen zu haben, wieder fortzugehen.
Dennoch, an Argo heute viel weniger getan, als ich wollte. Erst ging‘s zu Obi, ich brauchte eine Lampe und, vor allen, zwei schwere Haken, deren aber nur einer in der Decke halten will; für den anderen werde ich mir etwas ausdenken müssen: da ist nämlich gleich ein Hohlraum unter der offenbar tiefergezogenen Zimmerdecke – seltsam, dabei haben die Wände 3,1 oder 3,2 Meter Höhe. Hm. Es gibt, erinner ich mich, eine spezielle Form von Dübeln, die sich in Hohlräumen zum Spagat gretschen. So einen werd ich am Montag besorgen.
Die Lampe jetzt ist gut, ein Arbeitsfluter, der allerdings mit seinen 400 Watt einigen Strom zieht; aber man hat das Gefühl von Sonne. Wichtig, jetzt zum beginnenden Winter.
Dann die Wohnung vorbereitet fürs Anheizen des Kachelofens morgen; also erst mal gründlich saubergemacht; nur den Scheibtisch hab ich nicht mehr geschafft. Gut, ist es morgen dran. Zur Frühstückspause. – Und eingekauft, weil sich mein Junge, der die Haken aber auch sofort sah – („Papa, wozu sind die?“ Ich: „Da will ich was dranhängen. Funktioniert aber noch nicht.“ An „normalen“ Tagen werde ich zum Beispiel das große Akkordeon unter die Decke hängen, jedenfalls irgend etwas Irres.) – …und eingekauft, schrieb ich, weil sich der Bursche für morgen abend Spaghetti al ragù gewünscht hat, die hierzulande, was kein Italiener kennt, „Bolognese“ heißen: Rinderhack, klar, und außerdem, weil der Junge und seine Freundin C. morgen das Anheizen des Ofens mitbegehen wollen, viel Butter, Mehl, Vanille für den Heidesand, den ich dann reichen möchte. Da der Teig auskühlen muß, werde ich ihn heute abend noch vorbereiten und morgen vormittag, während ich den Schreibtisch auf Vordermann bringe, schneiden und backen. Dann wird nachmittags alles bereit sein. „Freu ich mich drauf“, wie man so sagt. Und am Montag wird dann endlich die Löwin wieder einmal hier sein. Und alles ist blitzesauber. Ich buch das mal unter gelungen, auch als Arbeit, ab. Und während die die gut gebärunte Butter jetzt wieder auskühlt, tu ich noch ein bißchen was am Roman. Dazu mit frisch gehackten Chilies versetzter Gemüsesaft. Zum Abendessen, nachher, habe ich mir einen Fruchsalat geschnitten, frisch geknackte Walnüsse drin, Pampelmusen- und Apfelstücke, eine „gescheibte“ Banane und über Nacht in Wasser eingelegte geschnittene Datteln und Feigen. Honig über alles drüber. Kernige Haferflocken kommen da noch drauf. Auch eine Erfahrung der letzten Wochen: daß man nicht jeden Tag warmes Essen braucht. Und wenn man insgesamt wenig ißt, verlangt es einen gar nicht nach mehr. Ah! Und jetzt diese Arie! Somnus singt, gähnt, schläft ein….

3 thoughts on “Die Oligarchie der Waren. Das Arbeits-, nämlich Argojournal des Sonnabends, dem 17. November 2012. Kein Weichzeichner. Argo.Anderswelt. (290)

  1. Sonnabendmorgenkommentar: ein Drittes Ja, das nun sieht man. Zwischen Linz und Prag. Es fehlt ein drittes. Aber das kommt ja bald. Da ist das niedere Bayern so weit nicht. Also jedenfalls linznah.

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