Pound, Hesse, Reinig, Montale, Schultens. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 16. Juli 2015, worin sich auch eine Absage Frau v. Hüons findet.


„Damn it – don’t translate what I wrote,
translate what I meant to write.“
Esra Pound an Eva Hesse


[Arbeitswohnung, 9.25 Uhr
Britten, Rhapsody für Streichquartett (Endellion)]

Hier eine der Fotografien >>>> Mathias Bothors, die ich Ihnen >>>> versprochen habe:


Mathias Bothor©s ANH im Juli


Ich möchte gerne >>>> Pounds Praise of Ysolt übersetzen, bzw. nachdichten und das Gedicht mit in die Klassiker-Anthologie tun, die ich gestern in grosso modo fertig zusammengestellt habe; seit Jahren wieder einmal, wie in meinen Vorcomputerzeiten, mit Schere und Klebstoff gearbeitet, damit auch jeder Text nur eine Seite hat; das macht es den Setzer(inne)n und für die Paginierung einfacher. Allerdings warte ich noch auf vierfünf Bücher, u.a. das lyrische Gesamtwerk >>>> Christa Reinigs, aus dem ich ganz unbedingt drei oder sogar vier Gedichte in den Band hineinnehmen will. Neben Elke Erb gehört sie für mich zu den wunderbarsten Poetinnen der älteren Generation; ich stelle sie sogar über die Bachmann. Aber das ist sicherlich eine persönliche Geschmacksfrage.
Sie hätte mich, als eine der harten Frauenrechtlerinnen, die sie war, ganz sicher nicht leiden mögen. Das ist ohne Belang; ich bewundere ihre poetische Leuchtkraft, bewunderte sie früh, auch ihre Baukraft.
Der Praise of Ysolt ist kompliziert, aber sein hymnischer Ton liegt mir; überhaupt empfinde ich das poetische Temperament dieses Dichters als ein mir nahes, viel näher als das des mir so lieben Montales, einem aber Melancholiker. Pound ist Hymniker, letztlich – seine wie auch meine zugleich Gefahr wie Stärke. Daß ich die faschistisch/faschistoiden Züge seiner politischen Sichten nicht teile, muß ich hoffentlich nicht beteuern.
Lyrik. Ich habe mich entschlossen, mich mit meiner >>>> Schultensrezension für einen Kritikerpreis zu bewerben. Chancen werde ich kaum haben, aber das Investment von 1,45 Euro für die Versendung macht allein den Versuch wert. Außerdem bleibt so Die Dschungel im Gespräch, auch wenn die Publikation hier nur der quasi Nachdruck aus >>>> Volltext ist; immerhin könnte die Printfassung die Wahrscheinlichkeit erhöhen, daß man den Text sich überhaupt ansieht.

Die Übersetzungen ‚schenke‘ ich S. Fischer, sie werden nicht gesondert bezahlt, sind ja auch nicht Teil meines Auftrags: So hat mir das Frau v. Hüon gestern geschrieben, die für den Band verantwortlich zeichnet. „Immerhin kommen sie so unter die Leute und können sich vielleicht einschreiben.“ Sie hat recht, dies ist zu nutzen. „Aber die Mehrarbeit selbst ist Ihr eigener Luxus.“
Auch Montale wird dazukommen; außerdem habe ich zwei meiner >>>> Kammermusikübertragungen druntergeschmuggelt; eine dritte hat die Hüon abgelehnt. Ich hätte auch gerne eine von >>>> Helmut Schulzes Übersetzungen dazugetan, aber kann nicht einfach so über seine Rechte verfügen.

Aus Wien schreibt mir meine Lektorin, der ich meine letztentstandene Erzählung geschickt habe, sie habe derzeit leider keine Zeit, sich mit ihr zu beschäftigen. Das ist in mir bitter, weil ich gedacht hatte, gehofft, meine Eckermännin gefunden zu haben. Immerhin hat sie drübergeschaut: starke Bilder, guter Sprachsog, schreibt sie.

Jetzt an die Übersetzung, Montale zuerst. Dann, wenn die Bücher eingetroffen sind, noch mal zum Kopierladen; danach die Reihenfolge zusammenstellen. Morgen will ich das Inhaltsverzeichnis schreiben und die Nachweisliste erstellen. Am Sonnabendmorgen soll alles auf die Post. Dann geht’s an die leidige Steuererklärung. So daß ich zum August hin – frei sein werde.

A.

[Britten, Three Divertimenti for String Quartett]


11.10 Uhr
Britten, Zweites Streichquartett]

Abermals bitter. Soeben kommt die zweite Absage zu einer >>>> Traumschifflesung in München herein, für die sich ein bekannter Kollege eingesetzt hat. Es habe sich keine Mehrheit gefunden, wird mitgeteilt, obwohl: „das Buch ist hervorragend“. – Kein Durchkommen also, ANH-bashing ff.
Weitermachen einfach. Ich muß ja nur tot sein, dann dreht‘s sich.

17.09 Uhr
Den Montale im ersten Versuch >>>> hinbekommen und eingestellt. Hilbigs Gedichte sind eingetroffen, eine wirklich schöne Gesamtausgabe bei Fischer, auch überaus fein editiert. Ich habe mich sofort festgelesen; es lohnt sich, sie >>>> zu bestellen:



Kolbes Nachwort, in das es mich ebenfalls sofort hineinzog, will ich lesen, wenn ich mit der Anthologie fertiggeworden bin. Es geht jetzt an den Pound, weil ich die Reihenfolge der Zusammenstellung dann erst wirklich angehen kann, wenn auch die Reiniggedichte hiersind. Den Hofmannsthal, weil ich sein lyrisches Werk komplett als ebook habe, brauche ich erst, wenn die Nachweise komplettiert werden müssen.

5 thoughts on “Pound, Hesse, Reinig, Montale, Schultens. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 16. Juli 2015, worin sich auch eine Absage Frau v. Hüons findet.

  1. Schultens Ihre Rezension damals im Volltext war die reinste Verführung und hat bei mir gewirkt, insofern …

    Kennen Sie, was halten Sie von der Lyrik der Anna Golob (ab und zuneigungen)?

    1. @Jürgen Lübeck. So war sie, als Verführung, auch gemeint; unser Inneres, zu oft, hat sich leider angewöhnt, in Verführung immer nur Schlimmes zu sehen. Es gibt auch Verführungen in Lust, Liebe, Gutes. – Aber wie seltsam Ihr “damals” auf mich wirkt: “damals im vergangenen Dezember” – so lang hat der Winter gedauert….

      Nein, Anna Golob kenne ich nicht, und Ecosia, als ich eben suchte, warf mir nur eine Fußballerin aus, allerdings “Ana” mit Namen, und amazon verweist auf Anna Golon, die Autorin Angéliques. Ich folgte aber gerne Ihrer Fährte.

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