Arbeitsjournal. Freitag, der 8. Januar 2015.

[Arbeitswohnung.
Allan Pettersson, Zweite Sinfonie (Lindberg)]

Gedichtarbeit. (Ein auch bildungshalber ziemlich bösfreches habe ich vorhin >>>> zu TT hinübergetan.)

Schwierigkeiten, auf >>>> Ehrhardts mir letztlich zu abstrakten Bilder poetisch sinnliche Ideen zu entwickeln. Ich muß sie innerlich sozusagen ummalen, um in eine mir nötige Ergriffenheit zu fallen. Körper, also auch Landschaften, als Abstraktionen sind mir fremd; sie riechen nicht, weder nach Geschlecht noch nach Schweiß, sind völlig sekretlos und daher auch künstlerisch frigide. Dabei ist mir durchaus klar, daß es sich in Ehrhardts „Fall“ um eine doppelte, nicht nur „verdrängende“ Flucht handelt, sondern sein Struktursehn ein ihm politisch notwendiges künstlerisches Reagieren war.

Im Ofen backt das nächste Brot, nach einem italienischen, doch unter anderm um Roggenmehl angereicherten Rezept.

3 thoughts on “Arbeitsjournal. Freitag, der 8. Januar 2015.

  1. Herbst bei Hugendubel?! Herr Herbst!!! Was ist denn da passiert? Ich gehe arglos durch Hugendubel in Lübeck, und plötzlich sehe ich ein Tischchen mit Ihren Werken. Sollten Sie, nach Jahrzehnten des Ringens, mit einem “Traumschiff” noch gewaltig auf Erfolgskurs geraten? Welch Licht wäre das für mich angejahrten Schreibarbeiter, gegen den mittlerweile jede Biographie steht, die in den Kulturteilen gefeiert wird… Meine Wahl fiel auf “Argo Anderswelt”, weil das Wort “episch” mein Kauf- und Lebensargument schlechthin ist. Daheim dann erleichterte mich die Enttäuschung, dass nichts mich in Ihren Text zog, und allein die investierten 39 Euro mich am Lesen hielten. Muss nicht an Ihnen liegen, selbst das ausgedachte Zeug von Thomas Mann widert mich mittlerweile an. Und der gewaltige Erfolg der radikalen Selbstbiographie von Karl Ove Knausgard beweist mir, dass der Markt überreif ist für Autoren, die nicht bloß Behauptungen zu Papier bringen, sondern leben, was sie schreiben. Was wissen Sie schon von den zerfetzten Gedärmen Ihrer Anderswelt, Herr Herbst? Lesen Sie mal in den “Stahlgewittern” von Ernst Jünger, wie Leiber wirklich, echt und im Ernst in die Luft fliegen!

    1. @chSchlesinger. In einem Buch fliegt kein Leib “echt” in die Luft. Es ist in einem Buch immer die Sprache, und allein sie… außer noch dem, was im Kopf des Lesers/der Leserin geschieht.
      Im übrigen gilt: Um übers Verhungern schreiben zu können, muß ich nicht verhungert sein, wohl aber Hunger erlebt haben. Sie fetischisieren, Herr Schlesinger, die unmittelbare persönliche Erfahrung – die Sie zudem aber noch glauben müssen; ob Sie das tun, ist eine Frage der bereits vorhandenen Einstellung, mit der Sie an ein Kunstwerk herangehen. Gegen die möchte ich “das ausgedachte Zeug von Thomas Mann” doch sehr in Schutz nehmen – wie alle Künstler, die sich bemühen, etwas zu erfassen, das sie zwar sehr wohl betrifft, mit dem sie aber nicht in direktem Kontakt stehen. Etwa dürfte, folgte man Ihnen, niemand, der bei 9/11 nicht direkt dabei war, ein – erzählerisches – Wort darüber schreiben; d.h. Sie nageln Kunst auf Zeugenschaft fest – was sie nicht ist, jedenfalls nicht sein muß, oft auch gar nicht sein dürfte; sondern ihre “Aufgabe” ist – Verwandlung. Franz Kafka hat in keinem Lager eingesessen, sehr wohl aber, mit der Strafkolonie, eine der gültigsten Dichtungen darüber geschrieben, die es gibt. Und Döblin hat die geologischen und sozialen Umwälzungen, von denen Berge, Meere und Giganten erzählt, ebenfalls nicht persönlich erlebt. (Ich nehme einmal an, Ihre Kritik an Argo bezieht sich auf das dortige “Vorspiel”.)
      Vielleicht hätten Sie es, da Sie nun Herbst zu lesen versuchen, tatsächlich besser mit dem Traumschiff angehen sollen. Aber schön, von Ihnen wieder einmal, und >>>> auf altbekannte Weise, zu hören. Vielleicht sehen wir uns ja, wenn ich >>>> in Lübeck am 25. lesen werde. Es würde mich freuen.

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