Was wir können sollten. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 14. September 2017.

[Arbeitswohnung, 7.30 Uhr]

Gewiß steht nun einiges unter dem >>>> Meerezeichen von >>>> vorgestern bis gestern. Da die Angelegenheit objektiv wichtig ist, werde ich neue Arbeitsjournale erst einmal nicht auf die Hauptsite stellen, sondern sie in ihrer Rubrik lassen. Ich spüre auch, daß >>>> Bruno Lampe sich momentan zurückhält; nein, eine Absprache haben wir nicht getroffen. Er wird aber ganz sicher schreiben. Doch hat sein Alter ego (Altrego) Parallalie auf >>>> der eigenen Site begonnen, seine ersten >>>> Nachdichtungen von Ibn Hamdîs einzustellen, eine Arbeit, zu der ich hinzustoßen werde. Es wird das nächstes Projekt unserer >>>> Aneignungen werden.

Erst einmal ist selbstverständlich in die Normalität der täglichen Arbeitsabläufe zurückzukehren. Der Ghostroman ist beinahe fertig; die Contessa und ich sitzen an der letzten Überarbeitung. Nahezu siebenhundert Buchseiten sind es geworden, vielleicht sogar etwas mehr, sofern wir nicht noch kürzen. Ob wir‘s müssen, möchte ich der Agentur überlassen sehen. Und Ende des Monats läuft ein neuer Auftrag an, diesmal aber nicht für den öffentlichen Markt. Es soll einfach die Familiengeschichte der Contessa sein, aufgeschrieben für ihre Kinder. Anders als beim Ghostroman werde ich da auch wieder Zeit für meine eigenen Bücher haben, zuerst für die Überarbeitung meiner auch sehr alten Erzählungen, die mit den danach entstandenen im Frühjahr 2019 bei >>>> Septime als Sämtliche Erzählungen herauskommen werden. Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, aber des Verlagsleiters mündliches Wort gilt genauso. – Dann ist, für >>>> Elfenbein, >>>> Thetis komplett zu sichten und ein satzfertiges Typoskript für die Zweite Auflage abzugeben; die Bücher sind tatsächlich ausverkauft. Und selbstverständlich will ich >>>> Die Brüste der Béart weiterschreiben und auch beenden; dies freilich ohne schon einen Verlag. Schließlich sind auch die >>>> Briefe nach Triest wieder aufzunehmen. Gleichsam im Gegenzug zu den Erzählungen möchte Septime von mir für den Herbst 2020 einen Roman haben.

Als ich wegen der Erzählungen in den Stößen uralter Manu/Typoskripte wühlte – oh der Staub! – , die unter die Borde unterm Fenster gestopft sind, fand ich sogar zwei von mir selbst vergessene Romane, deren einer wichtig sein könnte, weil sich der >>>> Wolpertinger auf ihn bezieht. Ich muß einmal sehen, ob auch er sich nicht doch noch zur Überarbeitung eignet, ob nicht vielleicht sogar er das Buch sein könnte, das Septime sich wünscht. Jedenfalls würde dann aus der Pentalogie Verwirrung | Wolpertinger | Anderswelt 1-3 eine Loge für die Hexen werden. Nettes Wortspiel.
Das Ding hieß ursprünglich Janus; wenig später hatte ich es in „Destrudo“ umbenannt. Seitdem blieb es liegen. Ich schrieb es noch vor meinem ersten, später auch publizierten Roman >>>> Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger (der eigentlich „Die Erschießung des Ministers“ hieß), also mit etwa siebzehn. Davor noch, mit etwa fünfzehn, schrieb ich einen Roman namens Judex – eine wüste Rebellen- und Abenteuergeschichte in vier Bänden, allein das Typoskript hat vierhundert einzeilig betippte Seiten. Auch dieses existiert noch. Man könnte wohl ein Mainstream-Kitschbuch draus machen. Die stilistischen Erfahrungen dafür habe ich mir zähe errungen. Aber ob es das wert ist? Keine Ahnung.

Zur eigenen Arbeit kam ich während des Ghostromans nicht. Die Aufgabe war tatsächlich komplexer, als ich gedacht hätte. Was vor allem an der, sagen wir, einfachen Sprache lag, die gewählt werden mußte. Jegliche Rhythmisierung wurde runtergebrochen auf plane, möglichst kurze Sätze, Anspielungen verboten sich; Perspektivwechsel verwirrten. Es durfte keinerlei Ambivalenzen geben. Kurz, alles, was ich als Kunst geschrieben hatte, mußte wieder weg – ein teilweise schmerzhafter Prozeß für mich, aus dem ich unterm Strich aber extrem viel gelernt habe. Nein, auch für meine Dichtung war dieses Jahr nicht verloren – einfach auch deshalb, weil ich begriff, wie die meisten Leser:innen funktionieren. Das punktet aufs Handwerk einiges drauf, und zwar auch dann, wenn man es für die eigene Arbeit nun erst recht vermeidet. Können aber sollte man‘s schon.

Wenn ich mir dies hier alles noch einmal durchlese, weiß ich überhaupt nicht, wie es zu schaffen ist. Denn auch der Zweite Friedrich ist mir nach wie vor im Kopf.


3 thoughts on “Was wir können sollten. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 14. September 2017.

  1. Neue eigene Arbeiten … … wären ja sehr zu begrüßen! Dazu wünsche ich die erforderliche Arbeitskraft.

    Und das Sichten und Aufräumen des Alten ist dafür eine gute Vorbereitung. Habe ich selbst gerade hinter mir. Aber dabei oder deshalb sei auch der Hinweis gestattet, dass nicht alles Gold ist, was da im Staub manchmal zu glänzen scheint. Manches sollte man vielleicht einfach den Marburgern überlassen.

    Bleiben Sie der Welt gewogen, PHG

    1. Unser Blick, lieber PHG, ist da tatsächlich manchmal trübe. Zumal bedarf nahezu alles, von derart früher, neuen Herangehens. Über manches bin ich dennoch erstaunt – vor allem darüber, wie früh sich die Pflöcke der Grundthemen eingeschlagen haben.
      Ich werde aber sowieso viele Entscheidungen – ob ja, ob nein – meiner Lektorin überlassen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .