Arbeitsjournal. Montag, der 2. Juni 2008.

5.27 Uhr:
[Arbeitswohnung. Caspar Johannes Walter aus den 7 Knoten für Cello solo.
(Live-Mitschnitt des Konzerts in der Villa Massimo Rom,
September 1998).]

Ein wenig später erst Vom Terrarium los; die Babies wachen jetzt morgens immer mit mir um halb fünf auf und b l e i b e n wach, was für die Geliebte s e h r schwierig ist, zumal eine Stunde später wegen unseres Großen aufgestanden und alles für die Schule vorbereitet werden muß; ich bereite mit vor, so gut es geht, mach den Kleinen schon ihre Fläschchen, pack sie in eine Thermoschatulle, bereite für den Großen den Kakao vor usw., – aber ich kann mir nicht auch meine Arbeitsabläufe durcheinanderbringen lassen und will und muß an den frühen Arbeitszeiten festhalten. Aber manchmal wird’s dann eben doch eine halbe Stunde später.
Mich beschäftigt der Editionsplan: Wenn ich das Buch der BAMBERGER ELEGIEN abermals verschiebe, wann soll dann ARGO erscheinen? Diese Abfolge erscheint mir zu dicht: Herbst 2008: Die Ordnung der Engel, Gedichte (über 200!); Frühjahr 2009: Das bleibende Tier, Bamberger Elegien; Herbst 2009: „Argo. Anderswelt“, Roman. Außerdem weiß ich nicht, wie ich die letzte ARGO-Fassung rechtzeitig fertigkriegen soll, wenn ich bis in den Herbst mit den Elegien beschäftigt bleibe und vor allem ja auch noch zwischendurch sehen muß, einen oder zwei Funkaufträge zu ergattern, damit etwas Geld hereinkommt. Ich komm ja schon jetzt nicht mal mit den Druckfahnen für die Heidelberger Vorlesungen nach. Immerhin hatte gestern E. etwas Geld für mich, so daß ich ihn die wichtigsten Rechnungen für mich überweisen lassen kann. Auch an >>>> Dielmann habe ich um Geld, bzw. darum geschrieben, daß er für mich ein paar Sachen überweist; ich selbst hab ja kein eigenes Konto mehr. Und übers Konto der Geliebten mag ich nicht handeln, damit sie nicht meinetwegen mit etwaigen Pfändungen rechnen muß. Aber ich kann Ihnen sagen: Vier Tage lang nur noch dreifuffzich auf der Tasche zu haben, und sie genauso, das i s t schon ein Gefühl… Man kann nur mit Stoik reagieren und einfach seine Dinge konsequent weitertun. Das Ideal wäre sowieso, daß überhaupt kein Geld mehr – oder nur das fürs Leben-direkt – an mich gezahlt würde, sondern Verlage, Leser usw. überwiesen die Beträge meiner laufenden Kosten direkt an die Gläubiger.

Heut ist wieder der zerspellte Montag: nachmittags ist dem Jungen das Cello in die Musikschule zu bringen, er eine ¾ Stunde später abzuholen und zum Judo zu bringen; außerdem ist sein Fahrrad schon wieder defekt, das muß nach dem Judo erledigt werden. Und die Arbeitswohnung sieht was aus! Da kann ich meine Cellolehrerin nachher, die ja auch noch kommt, um 12, auf keinen Fall hereinlassen; also ist Ordnung zu schaffen und etwas zu putzen. Deshalb: Bis 8 Uhr an der Überarbeitung zur vierten Fassung der Elegien weiterschreiben, dann kurz Brot holen und neue Milch für die latte macchiati, dann Cello zu üben bis etwa halb zehn, dann die Arbeitswohnung zu richten. Wenn ich Glück habe, kann ich vor zwölf noch eine halbe Stunde Schlaf einschieben, eher aber werd ich das n i c h t haben. Irgendwann zwei Scheiben Brot essen noch; alles Weitere, was dann mit Arbeit zu tun hat, sollte heute den Druckfahnen der Vorlesungen gelten; ich bin da enorm im Zurück, zumal jetzt im Juni auch noch die Druckfahnen des >>>> horen-Themenbandes zu ANDERSWELT zu korrigieren sein werden. Für die BAMBERGER ELEGIEN habe ich von Dielmann die Deadline Ende Juni… nein, das ist definitiv nicht zu schaffen. Also, um die Morgenüberlegungen rundzumachen, im Herbst auf jeden Fall DER ENGEL ORDNUNGEN. Und dafür und deshalb an Dielmann schreiben. Post ist auch noch zu erledigen. Und ich sah gerade, daß nun endlich einmal >>>> ein Text für die zweite Aufgabe des Virtuellen Seminars abgegeben worden ist. Den will ich heute auf jeden Fall noch lektorieren.

Darüber geht mir >>>> Malos fast verloren. Aber ich habe jetzt eine Idee, woher ich ihn kennen könnte. Das Stichwort ist Südafrika. Ich will mir aber erst noch weniger unsicher sein, bevor ich Ihnen d i e s e Geschichte erzähle. Dafür bin ich mit >>>> diesem Gedicht ausgesprochen zufrieden, auch wenn ich meine, daß der Übergang von Vers 2 zu 3 noch einer Revision bedarf. Doch das implizit Unmoralische gefällt mir, die Mehrdeutigkeit des Schlagens gefällt mir, die Vibration, die von dem Sonettchen ausgeht, gefällt mir. In ihm glüht genau die geschlechtliche Lebenskraft, die ich einfangen wollte. Für DER ENGEL ORDNUNGEN, übrigens, hätte ich nun gerne eine Ausgabe, wie Svarupa, auf die ich leider nicht mehr verlinken kann, sich die BAMBERGER ELEGIEN vorgestellt hatte (für welche selbst es nicht funktionieren würde, weil die Hexameter-Zeilen zu lang sind und bei lesbarer Typengröße dauernd gebrochen werden müßten): wirkliches Jackettaschen-Format, dünnes Papier, 200/300 Seiten, die nicht auftragen, wenn man sie mit sich trägt. Und auf gar keinen Fall Hardcover. W e i c h muß der Einband sein, weich muß das Papier sein – wie man in Indien von einem guten Chutney sagt: so süß, daß man nicht davon lassen, aber so scharf, daß man es kaum essen kann.
Guten Morgen.

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