Arbeitsjournal. Freitag, der 1. August 2008.

[Arbeitswohnung. Abdullah Ibrahim, Cape Town Revisited.]
Pünktlich um halb fünf hoch, brauchte ich heute morgen aber ein wenig, um die Küche Am Terrarium in Ordnung zu bringen, dann hierher, wo die fette Wärme im Raum stand, als ich ihn betrat: weil ich jetzt immer die Fenster schließe beim Celloüben (früher habe ich sie quasi immer offen gehabt, meist auch winters), vergesse ich bisweilen, sie wieder zu öffnen, wenn ich fortgeh. Und dann hat man halt diese fette Schicht, durch die man sich hindurchatmen muß. Ich merk dann, daß ich >>>> viel rauche, und das ist morgens, zugegeben, wenn ich herkomme, schon ein wenig muffig-widerlich. (Nach Jazz ist mir heute früh, er darf auch ein wenig rockig sein, aber erst später, wenn ich den melancholischen Abdullah durchgehört habe: wunderbar, nach wie vor, >>>> Good News from Africa).
Ich hatte einen ausgesprochen sinnlichen Traum, der zugleich hochabenteuerlich war und einige Societies kombinierte, die ich in meinem bisherigen Leben durchschritten habe; einen Moment lang hätte ich ein, allerdings noch naiver, ganz junger >>>> Malos sein können, bevor er sich entschloß, im Auftrag des Volkes zu morden. Ob man von einem Entschluß sprechen kann, weiß ich dabei gar nicht; man entscheidet sich für einen Berufsweg, und bei manchen steht der Mord dann eben mit an, ganz normal, man rutscht da so hinein, denk ich mir; man muß ja nur Z12er und dann zu einem Einsatz ins Ausland gerufen werden. (Malos beschäftigt mich grad aber nicht eigentlich, oder eben doch, aber unbewußt; deshalb der Traum).
Ich weiche aus. Ich weiche diesem Buch aus, dem >>>> Łoziński, den ich für den WDR lesen und besprechen soll, und bei dem ich gestern für 60 gequälte Seiten fast einen ganzen Tag brauchte, während ich den doppelt so langen, kraftvollen >>>> Eigner in einem Rutsch las, nein: fraß. Ich werde nachher Manuela Reichart, der Autorin der Sendung, die zugleich ihre Moderatorin ist, eine Email schreiben und fragen, ob sie wirklich raren Sendeplatz an einen Verriß verschenken will; gibt es nicht andere Bücher, die es wert sind, als dieses mit Geplapper, Gequassel, Bezugsfehlern, Konjunktivfehlern vollgestopfte Ding, das nicht einmal seinen Figuren nahekommt. Da hat man dann so Sätze wie „Sie hatte gerade zu arbeiten aufgehört, da setzte das Klimakterium ein.“ Oder „Ihr fiel ein, daß sie Plastiktüten nicht mocht. Eigentlich wußte sie nicht, warum. Sie waren doch sehr praktisch.“ Oder „Nun konnte sie sich in Ruhe wieder ihrem Artikel zuwenden, der vorerst den Titel Der Tod – ein Tabu in der zeitgenössischen Prosa trug. Seit einiger Zeit quälte sie die geringe Bedeutung ihrer Arbeit. Sie zweifelte am Sinn ihres Tuns, aber sie schrieb weiter.“ So geht das über Seiten. Leserinnen, ich leide!
Dennoch, weiterlesen werd ich erst einmal, bis mich die Reichart, vielleicht, erlöst.
Guten Morgen. Latte Macchiato und der erste Cigarillo. Ab halb neun setz ich mich ans Cello.

(Da ist gestern nacht ja richtig was abgegangen in diesen >>>>> Kommentaren. Einen davon werde ich allerdings gleich löschen; er hätte nicht mal einen sinnvollen Platz im >>>> ANTI-HERBST.)

14.32 Uhr:
Sehr tiefer Mittagsschlaf. Wegen Łoziński hatte ich mir vorher ein deftiges Eigentor geschossen. Tatsächlich entband mich Reichert von der Rezension. „nein, Du sollst Dich nicht quälen und für einen Verriß lohnts nicht“, schrieb sie mir – aber damit war der Auftrag selbst gestorben, also die quasi einzige Einnahme futsch, die ich in diesem Monat gehabt hätte. Das schrieb ich ihr, jetzt schaut sie immerhin nach einem Ersatzbuch. „Eigentor“, schrieb ich ihr, „absolutes Eigentor.“
Dann eine warnende Email UFs, die >>>> dazu geführt hat. Jetzt bin ich etwas konfus und werde sicherheitshalber noch ein paar Links legen. Eigentlich müßte ich nun auch Vergil fragen, >>>> ob das sein eigener Fuß, bzw. wessen es ist und wer die Rechte an der Abbildung hat. À propos, lieber Herr Meier, >>>> hierzu möchte ich mich erst einmal nicht äußern – allein, um abzuwarten, ob sich tatsächlich andere Leser bewogen fühlen, Ihnen zu antworten.

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Freitag, der 1. August 2008.

  1. Nils Mohl: Kasse 53 Ein Buch, das wirklich interessant ist und nicht so kaum beachtet von der Bildfläche verschwinden sollte, ist das gerade erschienene Buch von Nils Mohl: Kasse 53, s.a. seine Homepage. 8 Jahre hatte er daran gearbeitet – herausgekommen ist ein ungewöhnliches Buch bester Qualität. Icb habe es in meiner Radiosendung in Hamburg auch vorgestellt.

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