Arbeitsjournal. Freitag, der 22. Mai 2009.

9.02 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Erst um acht auf, weil ich bis drei Uhr nachts Alias weitergeguckt habe; es ist jetzt aber bald geschafft, bin in der letzten Staffel, der fünften, bei DVD 4 von 6. Danach werd ich mich wieder normalisieren.
Mein Bub schläft noch, er schläft zum zweiten Mal auf meiner Couch, auf der sonst er schläft, ich schlafe auf dem Vulkanlager. Was an sich bequemer für mich ist, weil ich dann morgens nicht immer über ihn hinwegsteigen muß, was bei der hiesigen Enge nicht ohne Verrenkungen zu machen ist. Außerdem hatte ich einen wunderschönen Blick auf Dich, aufwachend, schräg hoch- und Dir ins schlafende Gesicht sehend, da öffnetest Du die Augen, sahst mich Dich ansehen, lächeltest, sagtest aber nichts, weil ich die meinen wieder schloß, so daß sich auch Deine wieder schlossen und Du noch einmal wegnicktest. Latte macchiato, Morgenzigarette, mehrmals >>>> Elliott Smith’s Gedicht gelesen, das diadorim nachts eingestellt hat, und dazu auf etwas geantwortet, das an sich keine Frage war. Wiederum gibt’s in meinem neuen Skizzenheft einen Gedichtentwurf, nur den Anfang, den ich vorgestern spät in der Bar notierte, während ich auf den sich wieder einmal verspätenden Profi wartete. Mit „Handtaschen“ sind die semiprofessionellen Damen gemeint, die dort mehr oder minder regelmäßig nach den Geschäftsfreiern aus den umliegenden großen Hotels schaun. Mich hat auch mal eine angesprochen, da war ich in Anzug und Krawatte dagewesen; ich kam mir, indem ich sie bei ihrem Irrtum beließ, wie ein Heiratsschwindler vor. Als ich ihr den Fehlgriff dann erklärte, schob sie ziemlich beleidigt ab; sie glaubte mir nicht, sondern hielt mich für geizig: läßt sich anbaggern, aber will nix bezahlen:: so, in d i e s e m Sinn. Dabei hätte ich ihr gern einen Hunderter rübergeschoben, einfach nur so, ohne jede Gegenleistung; ich hatte nur keinen. Manchmal ist es nervig, ökonomisch arm zu sein. Manchmal geht es gegen den Stolz. Alles andere läßt sich (englisch aussprechen:) „handeln“.

9.25 Uhr:
Tschaikowski b-moll: Du bist wach.

Und… ich meine, es ist ja s c h o n toll, daß es >>>> die Diskussion eines Gedichtes weit nach oben in die Charts schafft.

10.16 Uhr:
„Papa?“
„Ja?“
„Zwei Muffins sitzen im Backofen. Sagt er eine: ‘Ouh, ist das heiß hier drin!’ Antwortet der andere: ‘Ouh, ein sprechender Muffin!’“
Dazu, jetzt, Stravinskis Sacre. Und das Gedicht, über dem ich hocke. Eigentlich hocke ich an, es steht mir gegenüber auf dem Screen. Am Computer arbeitet man in drei Dimensionen, auf dem Papier in nur zweien:… und d a s freut mich jetzt!: Daniello hat mir eine Email Thomas von Steinaeckers weitergeleitet, die der an das offizielle Fiktionärspostfach schrieb (ACHTUNG >>>> URHEBERRECHTSVERSTOß, man d a r f Briefe nicht veröffentlichen, die man erhält):Lieber Alban Nikolai Herbst,
bei einem Ausflug auf Ihre Webseite stieß ich auf etwas, das mich seltsam berührte: Ich dachte immer, dass ich mit meiner Liebe zur Musik von Stockhausen und mit meiner frühen Begegnung mit ihm leider unter den Literaten hierzulande ziemlich allein bin, und jetzt sehe ich an >>>> Ihrem Artikel in der FAS, dass dem nicht so ist. Wunderbar! Und das, nachdem ich in der SZ las, dass Kehlmann meinte, kein Mensch brauche den “Scheiß” vom Stockhausen…
Auch mir liegt Anbiederung fern, aber vielleicht interessieren Sie die Artikel aus der “Welt”, die ich Ihnen anhänge.
Mein Film über Stockhausen für ARTE wird übrigens am 10.08. um 23:15 Uhr ebendort ausgestrahlt und feiert am 26.Mai Premiere in Köln mit einigen Weggefährten Stockhausens. Gerade versuche ich im Auftrag der Stockhausen-Stiftung, Stockhausens frühen Roman bei einem Verlag unterzubringen.
Es wäre so schön, wenn man seine Musik ein bißchen mehr in die Öffentlichkeit tragen könnte. Vielleicht könnte man in dieser Richtung einmal ein Literatur-Musik-Crossover-Projekt machen.
Also weise ich hiermit gerne auf den ARTE-Film hin und finde die Idee eines Musik-Crossover-Projektes ja eh gut, auch wenn der neue Intendant des Konzerthauses Berlin mich aus meinem für so etwas geschriebenen Exposé nunmehr ausgebootet hat, offenbar. Für Berlin habe ich mir angewöhnt, so etwas die Wowereit-Nummer zu nennen. Einer Wowereit-Nummer wegen könnte auch >>>> Zagrosek >>>> der Stadt verloren gehen.
Sacre, ff.

: 10.42 Uhr.

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