Das Schwarze Opernhaus und eine Klarstellung. Arbeitsjournal. Dienstag, der 11. Mai 2010. Darin die Löwin Elsa jenseits eines Spins im Apollohotel. Von denen Löwen und von Datteln: Good News from Africa.

7.53 Uhr:
[Serengeti. MP3-Player (Kopfhörer): Bach, Cello-Suiten (Bischi).]
Die Sonne steht bereits und leuchtet. Hier ist eine Furt, das war nachts ein ziemliches Leben unter einem eindeutig exemplarischen Sternenhimmel. Der voller, sozusagen, Höschen hing. Nun ist freilich Afrika nach wie vor ein Thema für Kondome, die ich bekanntlich ablehne; und das roaming ist an sich auch nicht geeignet, meine Laune zu heben. Sie i s t aber gehoben. Die Löwin schläft noch; manchmal, wenn ich ein bißchen spotten möchte, nenn ich sie „Elsa”. Aber davon will ich noch nicht erzählen, das gehe ich vielmehr gleich erst an – gestern schaffte ich es nicht mehr, sondern wir flogen nach Burkina Faso, um >>>> Schlingensiefs Operndorf zu besuchen. Wenn ich in Berlin zurücksein werde, soll ich mit >>>> Zagrosek sprechen, ob er >>>> den Křenek nicht noch einmal hier aufführen lassen möchte; Schlingensief schwebt eine Inszenierung vor, die Jean Cocteau mit hineinnimmt. Der Flieger ging spätspätnachts in die Serengeti zurück: ich war ein bißchen beleidigt gewesen, nicht gefragt worden zu sein, ob ich das Stück nicht endlich selbst inszenieren wolle. Dann aber der Sternenhimmel.

Dann ist vom Verlag der Autoren zu erzählen – noch v o r der im Hotel Apollo versteckten Lappenschleuse – und dann erst von der Reise hierher?

Jedenfalls ist mir heute früh, was die letzten Ereignisse innerhalb der Weblogswelten anbelangt, noch einmal >>>> diese für Herrn Eldermann geschriebene Klarstellung so überaus wichtig, daß ich das einzelne Wort ganz hervorgehoben publiziere. Erst jetzt, nachdem sie geschrieben, kann ich mich ruhigerweise an DIE ZWEITE REISE IN DIE SERENGETI setzen. Serengeti, Anderswelt.

8.39 Uhr:

Hallo Guten Tag
Wie geht es dir, hoffe, du bist gut. Miss Mellisa bin, bin ich liebevollen und fürsorglichen jungen girl.i war daran interessiert dich, ich liebe dein Freund sein, können Sie mich wieder zu erreichen für die weitere Kommunikation okay.also Ich glaube, ich habe einen guten Sinn für Humor, Konzerte und werden guter Christ Möge Gott Sie segnen, wie ich bald von Ihnen zu hören, zu warten.
Dank. Frau Mellisa

Für sowas zahl ich nun roaming-Gebühren. Wieso mir Daniello das hinterhergeschickt hat, ist mir schleierhaft. Des Gottessegens halber? Oder weil auch hierzulande manche Frau nicht umhinkommt, ihr Geschlecht als ein anderes Produktionsmittel zu begreifen, als die Natur, sofern sie j e m a l s dachte, dachte?

11.08 Uhr:
[Serengeti. Abdullah Ibrahim, Good News from Africa.]
Es gibt Erzählungen, die bleiben möglicherweise für immer Sage: man hört vom Hören,ecco!,sagen von ihnen, aber sie werden nie, ja dürfen vielleicht auch niemals werden. Sie sind, wie Hans Carl Artmanns Erzählprojekt war, das alleine aus den Titeln zu erzählender Geschichten bestand, aber man las diese Titel, und sofort erschien der H o f einer Erzählung, ein poetisches, möchte ich es nennen, Gefühl, das einer Realisierung gar nicht bedurfte, wollte man nicht die Erzählungen jedes einzelnen Lesers zerstören, die alle aber diesen Hof gemeinsam hatten. Haben. Vielleicht wird das nun mit meiner zweiten Serengeti-Reise nicht anders sein, vielleicht gibt es Erzählungen, die nie über ihre Andeutung hinauskommen dürfen, um ihre eigentliche Kraft zu entfalten: sie verlegen die Ausführung rein in die Imaginationskraft ihrer Leser, sofern die denn bereit sind, sich auf eine so ungefähre Weise dahinführen zu lassen, daß nicht einmal gesagt werden kann, ob ihr Autor, wollte er denn, zur Ausführung überhaupt die Kraft hat. Es hindert ihn aber vielleicht einfach nur die Sonne, es hindern ihn Gerüche, es hindert ihn die himmlische Tatsache, unter dem Affenbrotbaum nicht nur einen viel zu frühen Talisker zu trinken, abwechselnd mit Schlucken aus einer kaffeegefüllten grauen Blechtasse, sondern auch mit teuerstem französischen Käse, neben dem Hotel Apollo (Münchener Straße) noch vor Betreten der Lappenschleuse aus einer Gourmetapotheke besorgt, weil doch >>>> der Buchumsatz so gut gewesen; wobei der Käse mit einem krossen Brot und fast noch frisch getrockneten Datteln kombiniert ist und mit einer Papaya, die mein Jagdführer im Proviantsack gehabt… kurz, es ist derart idyllisch, daß nur noch fehlte, daß die Löwin, wie aber von Großkatzen allein >>>> die Geparden können, schnurrte… tut sie nicht, sondern döst noch immer, hebt nur mal gelegentlich ein Lid über mein für sie allzu abstraktes, weil vegetarisches Mahl. Und dann ist bald aufzubrechen. Mich erwartet der Juwelenhändler. Und wiederzukommen ist. Beides ist kompliziert, weil ich, wie die Times Bandits weiland, die richtige Stelle finden muß, an der sich die Dimensionen und Welten immer nur momentlang schneiden… momentlang jedenfalls hier in der freien Natur zu Füßen des Vulkans, n i c h t momentlang in Rheinmain; da sind die Schleusen hodnatechnisch fest installiert. Kompliziert aber auch, weil, passend wie kaum etwas je, eine Musik des Tages zu vermelden ist, >>>> die Sie sich zu besorgen haben: Es führt, wenn Sie fühlen wollen, wie ich jenseits meiner E-Musiklust fühle, daran gar kein Weg vorbei. Abdullah Ibrahim, Good News from Africa. Auf einer Fahrt durch Süditalien, vor vier Jahren, glaube ich, oder vor fünf hörten mein Sohn und ich diese Aufnahme jeden Tag, hörten sie hinauf und hinab, sangen sie beim Aufwachen mit, summten uns mit ihr in den Schlaf, aßen mit ihr und waren mit ihr glücklich. So ist das mit der Musik, daß sie das in uns hineinfüllen kann. Außerdem hat Ibrahim in dieser Musik sein Glaubensbekenntnis derart innig und kulturübergreifend vertont, und zwar verschliffen mit einem Gospel, daß man überhaupt nicht begreift, weshalb man den Islam weniger annehmen soll als Go, tell it on the mountain.
Ich muß mich fertigmachen. Den Rucksack lasse ich hier und ziehe auch wieder europäische Kleidung an. Dennoch, was immer ich auch da oben schrieb: erzählen will ich diese Reise d o c h.

9 thoughts on “Das Schwarze Opernhaus und eine Klarstellung. Arbeitsjournal. Dienstag, der 11. Mai 2010. Darin die Löwin Elsa jenseits eines Spins im Apollohotel. Von denen Löwen und von Datteln: Good News from Africa.

    1. und zum latte einen dreizeiler des mahlers größe wärmt noch jeden/
      ort des kleintierjägers wahn allein/
      ein altes katzenfell

    2. @hölderlin. Da Sie diesen Text nun zum zweiten Mal einstellen – das erste Mal löschte ich ihn -, scheinen Ihnen Gustav Mahler, die Kleintierjäger und ein Katzenfell, von dem ich nicht weiß, woher Sie es nehmen, derart wichtig zu sein, daß ich’s Ihnen nunmehr lasse. Die mir eigene Generosität fände es kleinlich, Ihnen diesen Gefallen nicht zu tun. Denn offenbar sind Sie sehr stolz auf Ihr hübsches Gedicht.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .