Miszellen einer Theorie des Totalitäten. Das Arbeitsjournal des Sonntags, dem 12. Februar 2012. Nach der Lektüre von Benjamin Steins Roman „Replay“. Sowie Melusine Walser (19).

13.05 Uhr:
[Arbeitswohnung. Penderecki, Sextett.]
Eine halbe Stunde lang noch etwas tun, nämlich dieses Arbeitsjournal verfassen. Zuvor saß ich am Cello, was ich wegen der Mittagszeit nun unterbrechen mußte; außerdem wird mir mein Sohn nachher ohnedies noch neuen Unterricht geben. Vor dem Cello Benjamin Steins guten Roman >>>> Replay zuende gelesen, der mir wie eine Science Fiction nur vorzukommen scheint, weil imgrunde alles, was er erzählt, schon da ist, zumindest als technischer Entwurf. Vieles habe ich selbst bereits in >>>> THETIS prognostiziert, wobei ich vom Totalitarismus bereits ausging, den ich auch über andere Mechanismen sich ankündigen sah, etwa in den Wirtschaftsformen eines radikalen Strukturvertriebs, wie ihn der >>>> AWD in Europa ausgeprägt hat, der zu einem Erzählmotiv in THETIS wurde bis zu dem Umstand, daß der Leiter dieses Unternehmens Präsident Europas wird; ganz ähnlich wird bei Stein Ed Rosen zum Minister. Das liegt alles ganz auf der Linie. Wobei die Personen de facto auch gar nicht identisch sein müssen; es genügt, daß sie sich in die Strukturen teilen. Was bei mir der AWD, ist bei Stein >>>> Facebook. Es geht dabei um Modelle. Spannend aber auch, wie identisch die Gesellschaftsentwürfe, bzw. ihre Mittel sind: bei Stein der aus dem Smartphone, namentlich Iphone entwickelte, über >>>> künstliche Augen (!) eingepflanzte Wahrnehmungs-, Archivierungs- und eben auch Kontrollchip, bei mir die sogenannte Wahrheitsimpfung, vermittels der dem Körper eine Substanz appliziert wird, die ganz ähnliche Absichten und Auswirkungen hat. Dazu bei Stein die enge Verbindung zur Sexualität, die sich in THETIS so nicht findet, wohl aber in den zu der Serien gehörenden Büchern. Auch bei ihm eine Verschaltung zu BDSM, darin vor allem Bondage (und, nebenbei, die Feststellung, wie viel Haushalts-Technologie ausgerechnet über die Pornoindustrie gekommen ist; das entspricht den Fakten).
Stein bleibt allerdings, anders als ich es in THETIS halte, erzählerisch traditionell – was ihm mehr Leser geben wird als mir; das ist auch völlig okay. Das Buch spiegelt das Erzählte nicht in die Form, schon gar nicht in die einzelnen Sätze, sondern diese bleiben geradezu kriminalromanartig sehr schnell lesbar. Das ist als Konzept ausgesprochen ebenso überzeugend, wie daß Stein den mythischen Aspekt, den der Vorgang in seiner Wahrnehmung hat, durch bekannte Muster erzählt, etwa daß der Pan, der eine große Rolle spielt, aus >>>> del Toros großartigem Film PANS LABYRINTH hergenommen ist. Zugleich erzählt Stein eine Liebesgeschichte, die Haben & Sein in Beziehungen thematisiert undsofort. Dies alles auf kaum 160 Seiten, die vor allem auch Teile einer, möcht ich das nennen, Thorie des Totalitären mitformulieren. Ich habe dazu bereits zweimal etwas auf die Hauptsite gestellt, >>>> vorhin, sowie >>>> vor vier Tagen. Zweidrei weitere Auszüge werden folgen. Jedenfalls wäre es für Sie ein unbedingter Gewinn, sich >>>> das Buch zu besorgen. Ich würde gern auch anderswo drüber schreiben, habe auch bei Volltext angefragt; aber sehe voraus, daß wieder einmal gesagt werden wird, hier wasche eine Hand >>>> die andere. Das ist allerdings Unfug. Bei Büchern anderer Autoren, die ihrerseits mich lobten, aber ohne daß jene mich überzeugten, schweige ich. Kollegen wissen das auch voneinander.

Gut, abwarten. Jetzt Mittagsschlaf. Dann muß ich weiter die Fahnen >>>> des Essaybandes korrigieren, und schließlich möchte ich eigentlich auch endlich >>>> zur Sechs schreiben.
Guten Tag erstmal.

Anm. 1:
>>>> Dort hat sich eine wichtige Diskussion entwickelt; die Zugriffszahl reflektiert das.

Anm. 2:
„Alle hoffen wir lebenslang, ein Mal“, sagte >>>> Frau Walser, „und zwar jetzt in diesem Moment mit dieser bestimmten Person, den ultimativen Höhepunkt zu erleben.“ Daß von uns allen das niemand je verliere.

2 thoughts on “Miszellen einer Theorie des Totalitäten. Das Arbeitsjournal des Sonntags, dem 12. Februar 2012. Nach der Lektüre von Benjamin Steins Roman „Replay“. Sowie Melusine Walser (19).

  1. Dann gefällt Ihnen der Erstling von Frau Torik also nicht? Ich lauere hier bereits seit Tagen auf ein Wort des Meisters.
    Zumal der Herr Dr. Osburg ihr nun schon den zweiten Vertrag in die Hand drückte: “Aléas Ich”.

    1. @chSchlesinger zu Aléa Torik. Das kann ich nicht sagen, Herr Schlesinger, ob mir das Buch gefällt. Ich kenne es (noch) nicht, mir wurde auch keines zugesandt. Von dem zweiten Projekt weiß ich freilich schon lange, nur ist so etwas in mir verschwiegen begraben, wenn ich drum gebeten wurde. Also: ich kenne den Titel.
      Im übrigen haben Torik und ich >>>> seit diesem Vorfall keinen Kontakt mehr; doch, einen noch, bei dem Dr. No das Gröbste wegintervenierte. Die Schlichtung gelang, doch das Verhältnis lief sich hernach ins Schweigen aus – was auch daran lag, daß ich für und über Frau Torik eigens eines >>>> meiner Hörstücke schreiben und inszenieren wollte, woraufhin allerdings sie meinte, mir bestimmend in die Arbeit hineinsprechen zu müssen. Da ließ ich das Projekt sausen, wiewohl der WDR es schon haben wollte. Ich sagte nun meinerseits nein und schrieb und inszenierte statt dessen >>>> das zu Ricarda Junge.

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