Zweiter Tag der Augen-OP. Das Arbeitsjournal des Dienstags, dem 19. April 2011. Düsseldorf und Berlin.

6.16 Uhr:
[Hotel Residenz, Ddorf, Z.24.]
Kaffee mit Milch von der Servicestation im ersten Stock. Morgenpfeife. Das war eine ruhige Nacht. Ich schlief fest, träumte wohl auch, habe aber nur eine Hundertstel Erinnerung dran, oder Hunderteinstel (Hundert-Einstell). Wenn ich mein noch nicht operiertes Auge offen habe, mag sich auch das operierte, noch verbundene öffnen, und vermittelt das Gefühl, es sei da ein sehendes Schimmern. Objektiv ist das unmöglich; hier interpretiert allein mein Gehirn, und zwar so, daß ich dann den Eindruck habe, das räumliche Sehen sei wieder da. Was selbstverständlich ebenfalls nicht stimmt. Zu tippen fällt sogar schwerer als gestern direkt nach der OP, weil offenbar die Ratio erst wieder rechnen muß. Welch Wunderwerk Hirn! rief ich gestern nacht am Telefon aus, als ich mit der Löwin telefonierte. Auch mit Frau v. Samarkand hab ich gesprochen. Sie will mich nachher, wenn ich in Berlin ankommen werde, vom Bahnhof abholen und heimfahren. Wann das sein wird, weiß ich aber noch nicht; erst einmal, um 8.30 Uhr, die Operation des zweiten Auges. Danach wohl die sicher wieder nur kurze Ruhe in der Klinik (kurz meines inneren Antriebes wegen), dann hinaus in den Sonnenschein, so es ihn gibt, und gegenüber der Klinik im Park etwas ruhen, eine Pfeifenlänge lang, dann zum Bahnhof und in den nächstmöglichen ICE.
Vor der zweiten Operation wird Wahrheit sein: der Verband vom rechten Auge kommt ab, sicherlich ab, bevor das zweite Auge dran ist. Sonst wär ich ja, mit zwei Verbänden je über den Augen, blind. Dann wüßt ich nicht, wie heimzufahren. Ich werde also zum ersten Mal aus dem neuen rechten Auge sehen. Darauf bin ich sowas von gespannt! (Und hab auch ein klein bißchen Furcht davor, aber wirklich nur ein bißchen).
Unter die Dusche jetzt. Dann mich anziehen. Dann meine Sachen zusammenpacken. Dann die Löwin wecken. Dann runter in den Frühstücksraum. Dann wieder rauf, um den Stoffwechsel froh zu machen. Dann, um acht, der Aufbruch. Gegen zehn vor halb neun werd ich die Klinik wieder betreten. Das Schmerzmittel, das man mir für die Nacht mitgab, habe ich nicht gebraucht.

Guten Morgen, Leserinnen, Leser!

7.44 Uhr:
[Noch im Hotel.]
Ich habe den Eindruck, daß mein schon operiertes rechtes Auge unbedingt sehen will, sehen will. Hab’s ausprobiert, unter dem Verband. Das Auge sieht weißlich Licht durch die Watte schimmern. Wobei ich zugebe, daß mir heute morgen, wegen der zweiten OP, bammeliger ist als gestern vor der ersten: schlichtweg darum, weil ich jetzt weiß, was auf mich zukommt, und wann. Da muß man sich mental ganz anders ausrichten: so mit einer leichten Stoik gewappnet. Die ist insofern primal, als ich ja weiß: nach einer halben Stunde ist alles vorüber. Dann geht’s erst mal mit den Kopfschmerzen los und dem Druck auf den nunmehr linken Nasengang, ich werde dauernd schnauben, was wieder leicht wehtut, im übrigen aber irgendwo sitzen und verklärt darauf warten, daß es vorübergeht. Nix, wovon man umkommt. Echt nicht.
Also los. Laptop runterfahren. Aufbruch.

ca. 9 Uhr:

[Weiter, bereits zurück in Brlin, >>>> dort.]

2 thoughts on “Zweiter Tag der Augen-OP. Das Arbeitsjournal des Dienstags, dem 19. April 2011. Düsseldorf und Berlin.

  1. Erspart Es scheint ja alles gut gegangen zu sein.

    Möge uns erspart bleiben, was ich am Morgen als Vorbemerkung in Thomas Harlans letzten Buch “Veit” las: “Ich habe dieses Buch nicht geschrieben. Ich habe es diktiert. Insofern ist es mir fremd. …”

    Gutes Ankommen also, in Berlin, bei der Arbeit, im Eigenen.
    Ihr
    PHG

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