Kein Pragmawummer ODER Der Asket. Das Arbeitsjournal des Dienstags, dem 25. September 2012. Darin zu dominanten Männern.

8.40 Uhr:
[Arbeitswohnung. Zagrosek probt läßt in Spanien Hayden proben (Privatmitschnitt).]
Verschlafen, keine Ahnung, warum. Lag mitternachts im Bett. Mir träumte >>>> von Chromò. Sie hatte mir einen Brief geschrieben, demzufolge sie nicht wisse, wie ihre Ehe mit dem Halsreif zu verbinden, den sie ersehne. Deshalb, ich möge verstehen. Das war gleich nach halb fünf in der Frühe, als das Ifönchen wecken wollte, was es auch schaffte, nur daß ich‘s eben ausstellte, um diesen Brief zuendelesen zu können. Wobei es lustig ist, wie >>>> Zag die Probe immer wieder unterbricht, hier mahnt, da stützt, >>>> in Lleida war das, glaube ich.
Jedenfalls war es halb acht, als ich aufwachte, gar nicht nervös, sondern völlig einverstanden, aufstand, mir was, immer noch und zunehmend mehr bebärtet, überwarf und in die Küche zur Pavoni patschte, was, dieses letzte Wort, zur Bebärtung Ihnen den Barfuß hinzuerzählt. Die Löwin hatte sich nachts nicht gemeldet, nun war ich unsicher, ob vielleicht Herrenbesuch, da in Wien, war, bei dem man ja nicht stören will als Herr. Doch nun rief sie eben an. Sie habe mir… eine SMS… Hatte ich gar nicht gesehen, halb schon im Text, vor allem der Vorbereitung für heute abend, wenn ich das Skype-Interview >>>> für den StoryDrive geben soll. Und immer noch, er möge es mir verzeihen, hatte ich nicht die Zeit, zu Zagroseks neuem Dirigat, >>>> Lachenmanns Das Mädchen mit den Schwefelhölzern, in die Deutsche Oper zu gehen. Es wär ganz gut, könnte man, wie die holomorfen Doppelgänger >>>> in Thetis, mehrmals zugleich man selbst sein; es reicht nicht, einen Tag von 24 auf, sagen wir, 36 Stunden zu verlängern, von denen man ja doch wieder vier bis fünf Stunden verschläft, um dabei solche Briefe zu lesen.

Den Lebenslauf solle ich noch einmal umschreiben, auch das fand ich heute morgen als Bitte im elektronischen Postfach, ebenfalls wegen des StoryDives. Das war deshalb das erste, was ich eben gemacht habe. Und jetzt dirigiert Zag Bruckner VI. Dann muß ich diesen Bart loswerden, zumal auch bestoppelte Gonadenbeutel nichts sind, was ein Herr, selbst wenn er rücksichtsloser ist als ich, ernsthaft für zumutbar halten sollte. Und ich muß meine Zukunftsvision noch schriftlich visieren, alles für heute abend. Dazwischen der diesmal lange >>>> Giacomo Joyce und, selbstverständlich, Argo.
Sie sehen, ich habe eigentlich gar keine Zeit für Sie. Reines Entgegenkommen, daß ich heut ein Arbeitsjournal schreibe; ein Pragmatiker würde es als Service-Routine, für die Leserin, bezeichnen. Bin ich aber nich, so‘n Pragmawumms. Nee, bin ich nich, n Pragmawummer.

12.06 Uhr:
Noch keinen Handschlag an Argo getan, auch nicht für den StoryDrive. Der neue Giacomo Joyce war diffizil, aber >>>> das da scheint mir ein ganz gute, weil expressive Version zu sein.
Jetzt an die Rasur, Dusche, mich kleiden, was essen und sofort mit dem StoryDrive umgehen. Ah ja, die wenigen Fahnenseiten für den Palmbaum-Artikel, die gestern nacht ebenfalls hier ankommen, habe ich noch korrigiert und so wieder zurückgeschickt.
Hochdruckstag. Jemand schrieb mir, ich solle öfter Frauenbesuche empfangen, dann duschte ich auch mehr. Aber ich bin grad auf wöök-O!-holscher Askese.

13.26 Uhr:
[Händel, Semele.]
Das Geheimnis dominanter, sexuell dominanter, Männer besteht darin, daß sie, wenn sie denn erfolgreich sind, auf ihre Frauen hören – dies nämlich nur, und da entschieden, in einem einzigen Bereich nicht; alle übrigen Lebensbereiche unterstellen sie der oft pragmatischen, in jedem Falle lebensnahe klugen weiblichen Weisheit. Deshalb bin ich jetzt rasiert, geduscht und wohlgekleidet, wozu ich gut nach meinem Parfum rieche – >>>> einem Duft, den ich beinah ganz allein, und zwar weltweit, tragen darf. Es wäre gewiß ein Vergnügen, die Männer einmal einzuladen auf ein Fest, die ihn mit mir teilen. Ich bin mit gewiß, wir verstünden uns vorzüglich, sofern nicht Grenzen der Sprache zwischen uns stünden; doch selbst dann wär das ein Augen/Blicken, manches Lächeln, eine halb infame, halb begeisterte Lüsternheit und bei allen diese Lust am Wissen.
So vorbereitet, also, begegn‘ ich nun dem StoryDrive. Tatsächlich hatte ich unter der Dusche eine Idee. Da wolln wir nun mal sehen.

Und ich sehe gerade, daß nun auch, während Janet Williams singt, Parallalie >>>> seine Version des neunundreißigsten Giacomos in Die Dschungel gestellt hat.

Aber, bitte! Leserinnen! Nun lenken Sie mich nicht mehr ab. Seien Sie so freundlich. Ich bleibe Ihnen, dessen versichere ich Sie, gewogen. Bis an mein Lebensende.

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