„Sie lesen so schön vor.“ Arbeitsjournal. Freitag, der 19. Oktober 2012.

4.47 Uhr:
[Arbeitswohnung. Robert HP Platz, Grenzgänge Steine (1993).]
Nach wie vor mein Lieblingsstück von Platz.
Um 4.40 Uhr hoch, Latte macchiato (die Pavoni erhitzt grad), Morgenpfeife.
Eben das DTs schreiben; ich wollte meinen Ramadan darin mitzählen, das muß ich für gestern nachholen. Dann gleich Argo. Daraus will ich über den Tag ein weiteres Stück in Die Dschungel stellen. „Wenn du daraus vorliest, ist es noch mal was anderes“: das ging mir eben, als ich mich an den Schreibtisch setzte, als erstes durch den Kopf, und daß das eine Falle, zugleich ein Kompliment ist. Daß ich mich auch dazu einmal wieder gesondert äußern möchte. Zum letzten Mal sagte so etwas, vorgestern abend, sogar mein >>>> Elfenbein-Verleger.

Hörbücher. Immer wieder werde ich nach Hörbüchern gefragt. Wie sich ein Klangeindruck und der von Konstruktionen widersprechen können – oder wäre es möglich, das, was man lesend oft nicht zusammenbekommt, durch den unmittelbaren Ausdruck nicht zusammenzubekommen, nein: zu erfassen, als, meine ich, Evidenz? Täuschungsmanöver der Wahrnehmung! Was unsere Sinne „sehen“, halten sie für wahr. Woraus sich schließen läßt, daß zu lesen in k e i n e m Fall ein Lesen ist, sondern – als WORT und WORT – zusammengesetzt, also interpretiert, werden muß. Und daß zu sehen heißt z u  g l a u b e n. Daher die Macht der Filme.

Wie mir beim Hören der Grenzgänge Steine nach langer Zeit wieder in den Sinn kommt, Beethovens Chorfantasie wiederzuhören.

7.50 Uhr:
[Róbert Wittinger, Concerto lirico (unter >>>> Hermann Michael, 1977).]
Eigentlich hatte ich an eine andere Argo-Stelle gedacht, aber >>>> d i e s e war grad eben ‚dran‘. Ich will auch nicht aus dem Rückgriff dokumentieren, sondern zeitnah einstellen. Außerdem soll in dem Buch auch Spannendes Erschütterndes Entsetzendes Erhebendes, kurz: ein Wahres, stehen, das Sie auch in seinen Skizzenformen noch nicht kennen. Weshalb sonst sollten Sie es, als Buch eben, lesen wollen? (Wobei mir nach so vielen Jahren Der Dschungel erzählt ist, daß meine hiesigen Leser kaum die Leser, und Käufer, meiner Bücher sind. Sie sind es sogar, von allerdings >>>> gewaltigen Ausnahmen abgesehen, eher nicht. Als klaffte ein Spalt auch da zwischen der Buch- und Netzwelt, wo es um die Dichtung geht. Wer hier mitliest, verhält sich auf dem Buchmarkt meist genau so, wie sie oder er sich zuvor dort verhalten. Die Dschungel kommt bloß noch hinzu. Als Werbeinstrument eignet sich ein Weblog nicht, jedenfalls nicht maßgeblich.

Kleine Theorie des Literarischen Bloggens (143)
>>>> Litblog 144
Litblog 142 <<<< [Um 4.50 Uhr im Link.]

*****

Argo jetzt auf TS 681, in der DF entspricht das bereits der 733.
Die Chorfantasie hab ich, übrigens, in zwei Aufnahmen, noch auf Cassette, einmal die berühmte mit Serkin, NYP unter Bernstein, zum andern unter dem noch jungen Abbado mit den Berlinern. Beide bereits gehört. Das Stück war eines der Lieblingsstücke meiner Mutter, die es immer die kleine Neunte nannte.

17.50 Uhr:
[Robert HP Platz, Drittes Streichquartett.]
Argo bei TS 698 oben, zweiundzwanzig Seiten also; hätte mich nicht Broßmann zum Abendessen gerufen, ich würde auf wahrscheinlich an die dreißig kommen. Aber auch so ist‘s ein gutes Pensum für einen Tag. Kurz hochgerechnet: schaffe ich den Schnitt von zwanzig, dann werde ich in acht, spätestens neun Tagen mit der Korrekturübertragung, die eben immer auf neues Formulieren bedeutet, fertig sein und an noch einmal ganz neue Lektüre des Romans gehen können. Unmittelbar danach werde auch ich noch einmal Thetis, dann Buenos Aires lesen, um den letzten Lektüregang Argo anzuschließen, der die Lektoratsfassung ergeben wird. Für die ist der Anfang Dezember das Ziel. Allerdings kann ich bis dahin wirklich keine andere größere Arbeit mehr einschieben. Ich habe mich ohnedies für Mitte November noch auf >>>> diese Moderation, sowie auf den Marburger Kongreß vorzubereiten, wo ich einen Vortrag zu literarischen Räumen halten soll.
Jetzt ist ein blöder Formalkram noch zu erledigen. Und mein Junge ist ausgeblieben, der zunehmend selbständig wird, aber… halt… sein Cello. Hm.

(Gut, übrigens, heute: >>>> Robert HP Platz‘ Anderswo wiederzuhören, für Stimme und Elektronik, nach meinem „Nach Centaurus A“ aus Thetis. Immer mehr, für das Anderswelt-Projekt, bündelt sich.)

1 thought on “„Sie lesen so schön vor.“ Arbeitsjournal. Freitag, der 19. Oktober 2012.

  1. Dafür bin ich wirklich dankbar. Daß mal ein Leser, anstatt wie andere immer nur in Facebook verbleiben, in Die Dschungel herüberkommt, vor allem, wenn er aus der direkten Lektüre heraus zu Dr. Nos Thetis-Gesprächen >>>> etwas beiträgt, zumal dann noch so etwas, das mir zeigt, nicht völlig auf dem falschen Dampfer einquartiert zu sein; es war nun wirklich nicht leicht, auf ihm die Passage zu buchen.

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