Aus Stuttgart. PP181, 4. Juli 2014: Freitag. Mit Pilgerjahren.

[16 Uhr, Maritim, 779.
Liszt, Les année de pèlerinage (Ciccolini).]

Das nenn ich einen Luxus. Nachdem ich ziemlich zerschlagen von Nachtflug und einer vor mich hingedösten Zugfahrt mit einer halben Stunde Verspätung in Stuttgart angekommen und bis zum >>>> Maritim vorgedrungen war, empfingen mich hier die vollen Annehmlichkeiten eine ganzen Suite. Was, auf der anderen Seite, aber immer auch ein bißchen schade ist, wenn man ein Doppelbett für sich alleine nutzen muß und die beiden Bademäntel, die man, zu zweit, freilich doch nicht tragen würde, geschweige zu, was sich bisweilen ebenso gibt, dritt. Daß es sich um Nichtraucherräume handelt, wiederum, juckt mich seit meinen eCigarillos nicht mehr; ich dampfe, was das Zeug hält.
Aber ich war in der Tat zerschlagen ein wenig. Über der Wüste hat es in den oberen Luftschichten einige Aufregung gegeben, ob in den unteren ebenfalls, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber wir hüpften, muß man sagen, und es saßen einige Flugängstler um mich herum. Seit neuestem bin ich für die immerhin keine Katastrophe mehr, sondern weiß meine Lustschübe so an die Longe zu nehmen, daß sie den Eindruck einer genügend großen inneren Ruhe zu machen scheinen, um die direkten Nachbarn sich quasi in sie hineinlehnen zu lassen; ich hielt sogar die Hand einer jungen Frau am gegenüberliegenden Gang, einer Französin, aus – tatsächlich! – LeHavre, wie sich morgens herausstellte, als wir in Frankfurt gelandet waren und am Band auf unsere Gepäckstücke warteten. Ich fing sofort >>>> zu erzählen an, aber in meinem Grummel-Englisch mit nur französischen Kleinbrocken; also weiß ich gar nicht, ob sie mich überhaupt verstanden hat. Immerhin haben wir die Email-Adressen getauscht. (Monique. Eigentlich kein Name, der mich lockt, aber das ist ja nicht ihre, sondern die Schuld ihrer Eltern. Ich werde sie sowieso Anouk nennen, nach >>>> Anouk Aimé, der sie in späteren, sagen wir fünfunddreißig Jahren ähnlich sehen könnte.)
Sie zu fragen, ob sie mich nach Stuttgart begleiten möge, traute ich mich leider nicht; außerdem wußte ich heut früh ja noch gar nichts von der Suite. Die Löwin, aber, ist in Tansania geblieben für noch drei Tage; erst am Montag wird sie zurück nach Wien fliegen.
Jedenfalls. Ich packte erst einmal aus, hing die Krawatten über Bügel, werd es aber bei hellem Anzug mit schulterfreiem TShirt belassen, denn es ist fast genau so warm draußen, wie es in >>>> Meru gewesen, und auch, wenn ich >>>> nachher eine Rollenprosa vortragen werde, will ich mir den engen Kragen eines Hemdes ersparen. Und meinen wahrscheinlich fußballhalber im Wortsinn ausgesuchten Hörer:inne:n. Ich kann ja statt dessen Grimassen schneiden. – Als jedenfalls alles ausgepackt war, ging ich vors >>>> Vinum spätfrühstücken. Unter der Sonne mit Blick auf den, für meinen Geschmack nach wie vor, architektonisch hinreißenden Platz vor der Liederhalle. Aber, obwohl ich’s gern wollte, für den Kubus – einen der zentralen Showdown-Orte >>>> Argos – war und ist nicht Zeit; die Mittagsmüdigkeit überfiel mich nämlich, so daß ich von Viertel nach zwei bis fast Viertel vor vier tief suitegeschlafen habe.

In knapp anderhalb Stunden werde ich, ebenfalls vorm Vinum, >>>> José Oliver treffen, und gegen 19 Uhr wird Klaus Maiwald dazustoßen. Dann bereits Vorgespräch für den Abend. Und der Abend selbst.

So, dies erstmal für heute. Ich grüße Sie.

***

[Liszt, Pèlerinage, ff.]

P.S.:
Auf meine Frage nach s e h r frühmorgendlichem Kaffee hat man mir angeboten, mir einen Wasserkocher, Pulverkaffee und Milch aufs Zimmer zu bringen und das tatsächlich eben tun lassen. So gibt es nun keine Ausrede mehr, morgen noch vor der Rückfahrt nach Berlin ein bißchen was am Kreuzfahrt-Hörstück weiterzutun. Guter Service hat auch seine Schattenseiten.

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