Arbeitsjournal. Donnerstag, der 5. März 2009. Mit Lear.

5.23 Uhr:
[Arbeitswohnung. Reimann, Lear.]
Kurz vor fünf hoch, um kurz nach eins lag ich (nach >>>> der Oper mit dem Profi lange noch >>>> in der Bar gesessen). Jetzt wird weiter>>>>geklebt. Aber ich mag nachher ans Cello, wozu gestern dann doch zu wenig Zeit blieb: Es gab noch fast-Ärger mit *** wegen der Vereinbarung, die noch immer ununterschrieben ist; in Skype. Ich hielt an mich, sehr, blieb ruhig, stellte nur meine Position klar, daß Verschleppung vor allem Folgen hat; in der Sache selbst bin ich entschieden und mache die Erfahrung, daß solch eine Entschiedenheit den Schmerz mildert.
Zwei literarische Aufträge sind hinzugekommen: der PEN lädt zu einem (bezahlten!!) Essay zum Thema ein, ob denn >>>> politisch engagierte Literatur unterdessen auf den Hund gekommen sei; ich habe angenommen;;; und für die >>>> Ostertöne, ein Hamburger Musik-Festival, bat mich Katrin Zagrosek, >>>> Zags Tochter, die für das Programm und die Konzeption verantwortlich ist, zu einem (bezahlten!!) kleinen Essay über „Miniaturen“, der den Programmkatalog eröffnen soll; ich denk mal, daß mich Zag deshalb aus London anrufen wollte. An beide Texte werd ich mich gleich nach dem Kleben setzen. Von >>>> Dielmann wiederum nur Schweigen. So direkt vor der Messe bekommt das unterdessen etwas Absurdes, Bizarres. Wettete ich darüber, ob er auf der Messe einen Stand hat, ich wüßte augenblicklich nicht, ob ich dafür oder dagegen setzen sollte. Andererseits bin ich mir sicher, daß in zwanzig/dreißig Jahren kein Aas mehr danach fragen wird, welche Hintergründe und Hemmnisse die Bücher auszuhalten hatten, sofern sie dann noch da sind. Dann steht eben nur noch das Werk da, und wie es seinem Urheber ergangen, sinkt in die Bedeutungslosigkeit, bzw. findet es allenfalls noch das Interesse biografisch interessierter Germanisten.

8.10 Uhr:
Zwei Bücher. – Unheimlich ergreifend, gerade gegen Ende, >>>> diese Reimann-Oper. Jetzt, vor dem morgendlichen Cello-Üben, den ersten Akt von

[Penderecki, Die Teufel von Loudon.]

Und schon die ersten Takte umwinden einen, drohend rauschend…

(Ich sah gerade in meinem Archiv nach: Von Aribert Reimann habe ich auch einen Rundfunkmitschnitt der Uraufführung seiner Vertonung von Kafkas Schloß. Anhören. Aber am Mittag/Nachmittag dann, bevor mein Junge herkommt.)

-: Nächstes >>>> Buch.

12.30 Uhr:
Beeindruckend, wie deutlich es ist, was den Katholiken >>>> Penderecki an diesem Stoff offensichtlich, nein: hörbar viel mehr interessiert hat als >>>> der historische/politische Hintergrund, nämlich die (Un-)Heils- und Vergebensgeschichte eines christlichen Märtyrers. Dabei setzt er das Martyrium selbst in Musik, was mehr als nur ein Wagnis ist, ihm aber eben gelingt; ich nehme an, gerade aufgrund seiner Gläubigkeit. Da ist keinerlei Schaulust an Leid und Folter, sondern ein Erbarmen, daß sich auf mich beklemmend überträgt. Eine g a n z großes Musikstück, das.

Weitergeklebt, Cello geübt, etwas gefrühstückt, weitergeklebt, zwischendurch noch Tabak und Schmuggelzigaretten besorgt. Jetzt spiel ich weitre zwanzig Minuten am Cello, dann will ich eine Mittagsstunde schlafen.

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