Nach einer rauschenden Nacht. Das AberDas WissenWirNichtObEsNochEin- ArbeitsjournalWird des Freitags, dem 15. April 2011. Und abends noch einmal die Salomé.

… und dann fingen die Frauen an, sich zu küssen, rücksichtslos geradezu, denn nicht, daß sie nur hätten ihrer Wärme füreinander gegenseitigen Ausdruck verliehen, nein, sie nahmen, um dann zu saugen, die Zungen. Zuvor war die Verlegerin auf einen Stuhl gestiegen, hatte aber des Schlinkerts Rufen nach >>>> Viva Maria! ungehört gelassen. Da war es auch schon eins.
Die Kuschelbar voll Plüsch und Blinkchen gab nicht das Gefühl, daß sie sich leerte, wiewohl der Profi und seine Frau sich zum Italiener hinwegbegeben. >>>> Brossmann war pünktlich nach Ende der Veranstaltung erschienen, er sah die Samarkandin noch. Und lachte! Ein solches Lachen! Dann fielen die Frauen übereinander her. >>>> Gogolin trank Brüderchen und Schwesterchen, >>>> Sukov erglühte in leninschem Feuer und >>>> Schlinkert, der zuvor von Mitgliedern des NATO-Gipfels, der die halbe Bannmeile sperrte (er aber war mit dem Fahrrad hindurch… oder eben nicht hindurch, denn:), erst inhaftiert, dann aber gebeten worden war, den diplomatischen Vorsitz auf ihm einzunehmen („NahTOd-Gipfel” rief jemand von hinten), hatte sich nur unter äußersten Schwierigkeiten und mit aller elastischen Gewalt seines Ausredevermögens von den Ansinnen freimachen können; dann war er mit einer dem Gogolin aus seiner Luftwaffenzeit nicht unbekannten Entourage von zehneinhalb Generälen verschiedener Streitkraftsnationen zur Lesung erschienen, die hatte alle einen Teil ihrer Wachschützer mitgebracht.Jedenfalls war’s proppevoll an dem Abend, allein das Gedränge am Büchertisch zwischen SpitzenBH’chen und Halterlosen war einige Bilder wert, zu denen sich, wie schon erzählt, die Haltlosen gesellten und uns bald alle in den Abgrund nicht mehr literarischer Lüste zogen.
Dabei waren wir Männer erst furchtbar schockiert. Allein aus moralischer Sicht konnte, was da passierte, nicht gutgeheißen werden; ich sah die Generäle schon ihre Wachleute rufen, von denen ich noch gar nicht erzählt habe, daß das weibliche Wachleute sind, LeutInnen also mit Halfter und Pistole unter den Jacketts, die nicht deretwegen spannten. Weil aber ja jeder zehn Euro Eintritt zahlen mußte, wofür man sich dann ein Buch aus dem >>>> Kulturmaschinen-Programm aussuchen konnte, gingen enorm viel Literaturen an die zweite Reihe unseres Waffenbündnisses weg. Das kann man nicht nur, nein, m u ß es einen großen Erfolg nennen, der dann eben mit Küssen gefeiert wurde, die immer nasser wurden. Von dem Eierlikör spreche ich noch nicht und lasse das besser auch sein. Aber der Champagner sollte Erwähnung finden, der dann wirklich floß: ich allein registrierte zwei Flaschen, die Sie jetzt auf alle andren Tische hochrechnen sollten, um genau den realistischen Einblick zu bekommen, der uns dann gegen halb drei nachts in irgendwelche Taxis setzte. Die fuhren seltsame Wege, nicht eskortiert, sondern geleitet von Jeeps des diplomatischen Corps: also diese vorweg, dann allein auf mittlerer Spur Schlinkert auf dem Fahrrad, und dahinter, zweispurig nebeneinander, die Taxis. Ich sah das Kanzleramt vorbeischwimmen, aber war nicht mehr fähig, dem allen einen Halt zu gebieten. Die Samarkandin saß in einem anderen Taxi als ich, überhaupt saß ich in meinem Taxi ganz solo. Selbst Madame – ja, meine >>>> Schweizer Freundin– hatte mich alleingelassen; in enger Umschlingung mit der Verlegerin sah ich sie zuletzt: zwei Frau in einem Großraumwagen. Brossmann intrigierte mit Gogolin, ebenfalls in einem Großraumwagen, aber einem voller Offiziere; er hatte sogar eine Kanone auf dem Dach. Manchmal hörte ich es knallen, dann übten sie zu treffen: in meinem Rausch sah ich Schornsteine zerfliegen. Wie ich dann an der Arbeitswohnung ausgeladen wurde, ist mir noch schwerer in die Erinnerung zu kriegen, als daß ich tatsächlich die Treppen hochgekommen sein muß. Wie ich war, warf ich mich auf die Couch und schlief ein. Es ist für meine Disziplin hoch beschämend, daß ich heute morgen erst gegen zehn Uhr zu mir kam: so erwart ich Ihre Schelte.17.39 Uhr:
[Noch Arbeitswohnung.]
Verspielter Tag, dazwischen kam mein Junge herein, der ab heute Osterferien hat. Gut gegessen, na, sowieso. Aber jetzt auf >>>> zur Oper. Noch einmal Thilos Reinhardts Salomé-Inszenierung. Mich interessiert diesmal vor allem, wie sich die musikalische Interpretation entwickelt hat.

6 thoughts on “Nach einer rauschenden Nacht. Das AberDas WissenWirNichtObEsNochEin- ArbeitsjournalWird des Freitags, dem 15. April 2011. Und abends noch einmal die Salomé.

  1. es war heute… morgen bei FaceBook so einsam… ;o)))

    da dachte ich mir schon, dass Sie gestern
    wohl schwer rauschgoldig rumsumpften…

    soviel zu *Schelte*…

  2. Eben genau so muß das alles abgelaufen sein, doch angeblich erinnert sich jeder Beteiligte an vollkommen andere Details. Das mit dem NATO-Gipfel hatte ich übrigens gar nicht so mitbekommen, ich dachte die ganze Zeit, es wäre Karneval der Kulturen. So kann man sich täuschen! Immerhin hat mein treues Rennrad mich später dann wieder nach Hause gebracht, wo ich dann nach ein paar Stunden Ruhe um die Zeit, zu der ANH sich erhob, bereits mit neuem Stoff an einem Text saß, diesmal das neue Romanprojekt http://nwschlinkert.de/page.php?pgid=81 betreffend. Ein NATO-Gipfel paßt da nun aber nicht rein, Karneval wäre um Längen besser gewesen. Mal sehen, was sich machen läßt.

    1. @Schlinkert. Sie müssen das jetzt so schreiben, weil man Sie zur Geheimhaltung verpflichtet hat – im Adlon oder wohin immer sonst Sie kurzzeitverschleppt worden waren, um >>>> auf den neuen Aufgabenbereich eingeschworen zu werden. Meine langjährige Erfahrung im SpionageThrillerSchauen macht mich zu einem Spezialisten solcher Hintergründe. Die NATO muß sich deshalb aber keine Sorgen machen, weil sie ja weiß, daß mir Geschriebenes um so weniger geglaubt wird, als ich die Wahrheit sage. Und immerhin sind sie den Ansuchen um NAhTOds-Beratung geschickt von der Klinge gesprungen, auch wenn ich Ihnen (wie Sie’s mir vorgestern nacht zugezischt haben – oh, ich erinner mich dessen sehr wohl!) – auch, also, wenn ich Ihnen nach wie vor nicht abnehme, man habe Ihnen viel zu wenig Honorar angeboten.

    2. Oh nein, lieber ANH, Sie irren sich, wenn schon nicht auf ganzer, so doch auf halber Linie. Und dies dürfte gleichbedeutend sein mit einer gedoppelten Unwahrheit, wie Ihnen jeder Geheimdienstler aus einer beliebigen Fernsehserie gerne bestätigen wird, sofern dies im Drehbuch steht. Und was das Honorar betrifft, das wurde mir nach meinem Vortrag über L’art pour l’art, für den ich kurzfristig von der Straße weg verpflichtet worden bin, in Naturalien ausgezahlt, Sie wissen schon, Kavier, Champagner, Gutscheine für gerührte Drinks in Ihrer Bar und so weiter. [Vielleicht wurde ich auch hinauskomplimentiert, weil ich ansetzte, über La guerre pour la guerre vorzutragen.] Immerhin war ich ja dann pünktlich zur KULTURMASCHINEN-Programmvorstellung im Rauschgold, und wenn ich mich recht erinnere, haben allein Sie die Champagnerflaschen bis zum Grunde geleert – allenfalls die anwesenden Damen durften mitschlürfen. Oder irre ich mich, womöglich auf ganzer Linie? Wo ist eigentlich der Kavier geblieben?

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