… späte sonne, sie trug noch ihr traumgesicht. mild ist ihr licht am ganz frühen morgen. kastanien, dick und rund, blätter beginnen sich braun einzurollen. im feenwald ist es ruhig, alles wartet, steht unbeweglich. es ist kühl. ich setze mich am ufer des kleinen flüßchens auf den stamm der alten umgewachsenen eiche, staune immer wieder, dass sie es schaffte, sich in ihren wuchs zu geben. irgendwann muss etwas einmal den unteren stamm gebogen haben, in etwa 50 cm höhe ist er fast einen meter in die waagerechte gewachsen. ihre eigene kraft glich diese mißhandlung wieder aus. so bietet sie einen sitzplatz unter ihrer schützenden krone. mir ist, als ob sie mich wärmt. eichen ziehen sich erst sehr spät zurück, verlieren noch später als andere bäume ihre blätter. es ist still. dort, wo sonst in der früh die menschen mit ihren hunden gehen, ist um diese zeit niemand unterwegs. mein blick sieht die wiesen den frühnebel tragen, die gräser beugen ihre köpfe unter dieser schweren last. auch die erde hat es kaum geschafft, die regenmengen der letzten zwei tage aufzunehmen. auf dem weg in diesen morgen trage ich gummistiefel, ich geh so gern durch pfützen. ich denke an dich, sehe dein gesicht wie ein noch vor dem herbstwind durchfurchten acker. umbrochene erde, wirkt so jung in ihrer oberfläche, und doch trägt auch sie ihre jahre in sich. so wird sie ruhen, bis zum nächsten frühjahr. umgepflügt wird wieder neues leben in ihr wachsen, die jahre wiederholen sich nicht, aber sie sind. altes erdreich wird mit den jahren, wenn keine monokultur betrieben wird, immer fruchtbarer. ich schaue rüber zum feenwald, würd so gern den schleier heben: „mama, ihr erwachsenen könnt die feen doch garnicht mehr sehen, schade, dass wir keine kekse mitgenommen haben.“ „kekse?“ „ja, sie mögen kekse, und milch und honig, und bunte bänder in den bäumen.“ „du siehst sie?“ „ich habe erst eine gesehen, sie hat gesagt, sie heißt helianthe.“ „mama?“ „ja?“ „helianthe hat gesagt, dass nachts im feenwald sternblumen blühen, stimmt das?“ „ja, wir haben doch neulich eine sternschuppe gesehen, sie trug einen leuchtenden schweif, erinnerst du das?“ „ja“ „aus diesem leuchtenden schweif fällt sternenstaub auf die erde, aber nur auf die erde im feenwald. wenn dieser sich in der nacht auf ganz normale blumen legt, verwandeln sie sich für einige stunden in sternblumen, sie leuchten mit der kraft des sternenstaubes.“ „dann hat helianthe ja die wahrheit gesagt.“ „ja.“
mein eintauchen in diesen augen:blick mit meiner tochter wird unterbrochen, eine bewegung spüre ich auf meinem schuh. es ist eine kleiner salamander… tatsächlich ein feuersalamander. ich rühre mich nicht, er sich auch nicht. ich weiß, dass salamander eher kühle feuchtgebiete bevorzugen, ringsum ist hier moorgebiet, mit einem sehr hohen grundwasserspiegel. vielleicht hat ihn die für ihn angenehme kühle hervorgelockt. eine ganze weile bleibt er ruhig auf meinem gummistiefel sitzen, dann nur eine kleine schnelle körperbewegung und schon ist er im gras verschwunden. ob diese begegnung w i r k l i c h war?… ich habe das gefühl, ja.
ich freue mich jetzt auf meinen milchkaffee und die zigarette… zu hause angekommen schaue ich aus dem wohnzimmerfenster, die späte sonne steht jetzt über der birke, alles ist in ein goldenes licht getaucht.