… „ganze viele habe ich gestern gefunden, was mach ich jetzt damit, ich kann doch garnicht kochen.“ „mitbringen, sofort. wieviel sind es denn?“ „kann ich garnicht zählen, der ganze korb ist voll.“ „wie groß ist der korb?“ „so ein riesengroßer einkaufskorb, aber ich habe auch noch zwei ganze taschen voll.“ „doch nicht wohl plastiktüten.“ „doch.“ „hast du die pilze über nacht da drin gelassen?“ „nein.“ „das ist gut, hast du kleine alte marmeladengläser?“ „nee, was willste denn damit?“ „ich hab welche, die müssten reichen. willste länger was von deinen pilzen haben?“ „ja, das wäre herzallerfeinst.“ „auch heute welche essen?“ „yep“ „gut, dann kochen wir etwas ganz gemeines, was garnicht gemein ist.“ „rede so mit mir, dass ich dich verstehe.“ „da geht mir grad was im kopf herum, seit tagen hab ich hunger auf weißkohl.“ „m i t s t e i n p i l z e n?… das geht ja garnicht.“ „und wie das geht. canneloni mit kleingeschnittenem, angegarten weißkohl, grob zerdrückten gekochten kartoffeln… oder vielleicht besser gleich kartoffelbrei, aus gekochten kleinen kartoffeln, aber mit pelle, kalbsbrät, ganz ganz wenig schinken, und mit den steinpilzen füllen, die gewürze fallen mir beim kochen in die hand, dann dritteln wir die gefüllten canneloni, stellen sie hochkant in eine auflaufform… die soße drüber, der käse aber nicht ganz so kräftig.“ „und was machen wir mit dem rest?“ „backofen, tiefe fettpfanne, glatte petersilie, zwiebeln, schinken, groben schwarzen pfeffer, die pilze kleinschneiden, alles anschmoren, dann in die fettpfanne und mehrere stunden bei milder hitze im backofen einköcheln lassen, danach in die heißausgespülten marmeladengläser füllen, zuschrauben, auf den kopf stellen. morgen kannst du sie mitnehmen. so hast du immer eine kleine portion pilze, die du zum beispiel an dein gulasch machen kannst, oder mal pasta mit steinpilzen… oder ähnliches.“ „und was essen wir zum nachtisch?“ „den kannst du dir ja einfallen lassen.“ „dann holen wir eis bei dir in der eisdiele.“ „nee, eis passt ja nun garnicht dazu. aber wenn du eis essen möchtest, holen wir früchte der saison, schneiden sie klein, oder lassen sie ganz, plus einem geriebenem apfel, zucker, da fällt mir ein, ich hab noch feigenhonig, das geht, und balsamico… alle früchte in einen topf, gerade so lange erhitzen, bis sie wasser ziehen, in eine feuerfeste form geben, einen streuselteig machen, über die früchte bröseln, ein wenig braunen zucker drüber, das wird nicht ganz so süß, dazu passt dann auch dein vanilleeis. oder wir backen einfach nur ziegenkäse an, mit dem feigenhonig… und vielleicht aprikosen, achnee… frische krieg ich nicht mehr.“ „wie willst du das alles in deinem backofen machen?“ „nacheinander, während wir den nachtisch genießen, und die halbe nacht verklönen, können die steinpilze köcheln.“ „welchen wein dazu?…“ „hmm… da muss ich überlegen, ich hab noch diesen goldgelben, nicht ganz so leichten, aber fruchtigtrockenen österreicher, der nicht so viel säure, und in london so gute noten bekommen hat, die traube würde auch zum ziegenkäse passen. ich werde ihn mal kalt legen.“ „ziegenkäse und fruchtigen weißwein?… ich dachte immer, zum ziegenkäse trinkt man rotwein.“ „ja, das denken viele… ich trinke zum leichten ziegenkäse aber lieber einen goldgelb fruchtigen, aber nicht süßen weißwein. der wein darf den käse nicht erschlagen.“ „krieg ich noch’nen kaffee zum schluss?“ „na klar.“ „der herbstwald leuchtet von innen. die wurzeln der bäume greifen die erde, verankern sich tief in ihrem grund. die kastanien fallen. es ist zeit, ein essen für die seele zu kochen.“ „du solltest ein kochbuch schreiben, mit deinen gedanken dazu…“ „nee.. da verbring ich die zeit lieber mit kochen, denken… und einen wein trinken, währenddessen. leistest du mir gesellschaft in der küche?… brauchst einfach nur auf der großen fensterbank zu sitzen. einen anderen platz kann ich dir nicht gestatten, diese küche ist einfach zu klein zum kochen, ich brauch immer platz.“ „das ist mir mein liebster platz in deiner küche, weil da wenigstens mein breiter arsch draufpaßt, ohne, dass irgendwas unter mir zusammenbricht. im grund sitz ich ja auf deiner küchenarbeitsplatte und nicht auf deiner fensterbank.“ „für mich ist das die fensterbank.“ „hast du eigentlich die hängeschränke getauscht?“ „nee, ich hab die türen in der oberen front einfach abgeschraubt, eingepackt und in den keller gestellt… das ging ja garnicht. links vom herd eine schranktür, die nach rechts zu öffnen ist.“ „du immer mit deinem ergonomiefimmel.“ „ was heißt hier ergonomiefimmel, ich will die sachen, die ich brauche, einfach nur greifen können. außerdem hasse ich geschlossene fronten in der küche.“ „na ja.. du hast ja auch schönes geschirr und auch töpfe, die kannst du ruhig zeigen.“ „ist aber alles ganz oll.“ „aber schön, ich bin gern in deiner küche.“ „ja.. ja, wo sitzen die leute immer am ende einer fete?“ „immer in der küche…“ „genau. meine nächste küche muss groß sein, ich will einen alten holztisch reinstellen können.“ „na, die musst du erstmal suchen.“ „hab gestern eine wohnung gesehen, die küche 13 quadratmeter groß, mit einem alten terrazzoboden. die wohnung in einem alten bauernhaus. ich werde am montag bei dem makler anrufen, ich will sie mir anschauen.“ „und?… in der dunkelgrünen pampa?“ „nein, grün… aber nicht ganz so weit von hier entfernt, ungefähr 7 kilometer.“ „und?… quantacosta?“ „det sach ich dir lieber nich.“ „ok, ich komm mit. darf ich dich was fragen?“ „jaha.“ „du klingst die ganze zeit so, als wenn du in deinem innen bist. ist alles in ordnung?“ „ja, alles in ordnung.“ „du hast schon mal besser gelogen.“ „ach weißt du, ein bißchen kochen, ein bißchen lachen, ein bißchen schwindeln… der nachmittag und abend mit dir wird mir gut tun.“ „dann ist da doch etwas.“ „ich möchte nicht darüber reden. sei einfach nur da, und bring die steinpilze mit, ich brauch heut ein essen für meine seele.“ „ok.“
nachtrag:
„hast du eine wasserpumpenzange?“ „ja klar“ „dachte ich mir doch, wer alte türen abschleift, hat auch eine wasserpumpenzange. würdest du sie bitte mitbringen?“ „ja, für was brauchst du die?“ „das ventil von der badezimmerheizung reagiert nicht. ich will es abschrauben, da muss fett auf den pinöckel, ein bißchen hin und her bewegen, dann funktioniert das wieder.“ „hi,hi… das mach ich jedes jahr.“