… „ich fühle im augenblick ein deutliches nichtzugehörigkeitswollen der akzidenz zur substanz“ „rede so mit mir, dass ich dich verstehe“ „die ausdifferenzierung meiner 48jährigen vergangenheit ist mein wesentliches moment der ausdifferenzierung meines ich. vor einigen tagen hatte ich zu einem bestimmten zeitpunkt in einer situation in mir das gleiche gefühl, wie in einer situation vor 30 jahren. es ist geblieben, dieses gefühl, es hat sich nichts, aber auch garnichts geändert. meine erinnerung an mein vergessenes bestimmt mich immer noch. das ist ein schritt dreißig jahre rückwärts. eigentlich müsste ich noch mal von vorne anfangen. mit dem methodischen erzeugen meiner auffassungen, der daraus resultierenden erkenntnisse, die ja den überbegriff meiner vernunft tragen, hab ich meine seele immer auf meine empirie verwiesen. diese empirie habe ich meiner seele so gut verkauft, dass sie sich tatsächlich in die gesellschaft eingefügt fühlte. meine erkenntnisse haben aber einen blinden fleck, welcher diesen ganzen verdammten versuch einer interaktionsgeschichte mit mir selbst jetzt nach 48 jahren ad absurdum führt.“ „na dann freu dich doch, du hast ein gefühl in dir behalten, welches du schon in dir hattest, bevor du durch deine ganzen jahre gingst, die ich wahrscheinlich nicht überlebt hätte, ich wäre in der klappsmühle gelandet.“ „darüber kann ich mich nicht freuen, weil es letztendlich bestätigt, dass sich eine mit mir mein lebenlang getragene hoffnung nicht erfüllt, nämlich die, dass ich nicht allein bin.“ „weißt du, was walter moers einmal gesagt hat?“ „nein“ „zählen sie ihre todsünden, dividieren sie den betrag durch die anzahl ihrer orgasmen und multiplizieren sie das ergebnis mit der laufenden nummer ihrer letzten steuererklärung, dann haben sie den sinn des lebens.“ „die anzahl meiner todsünden weiß ich nicht, die anzahl meiner orgasmen auch nicht, die laufende nummer meiner letzten steuererklärung gibt es nicht, hab schon lange keine mehr abgegeben. und nu?“ „wie meinst du das, dass du die anzahl deiner orgasmen nicht weißt, waren es so viele, dass du irgendwann aufgehört hast zu zählen?“ „ich habe noch nie gezählt.“ „ich kann meine orgasmen auch nicht zählen.“ „warum sollte man das tun, sie zählen.“ „damit man weiß, dass man wenigsten schon mal einen hatte.“ „wie….“ „ich hatte noch nie einen… einen orgasmus.“ „wie… du bist vierzig.“ „ja… du fragst nach dem sinn deines lebens, hast aber das unglaubliche glück, orgasmen empfinden zu können. ich frage nie nach dem sinn des lebens, wünsche mir aber nichts sehnlicher, als wenigstens einen orgasmus gehabt zu haben, wenn ich gelebt haben werde.“ „womit wir walter moers dann zustimmen könnten.“ „yep… komm, lass uns die gläser heben, auf was auch immer.“
ich werde niemals mit ihr darüber reden können, dass ich körperlichen schmerz brauche, um meinem eigenen schmerzkörper immer nur einen halben sieg zu verschaffen. frühspät in der nacht gab ich ihr ein buch… ein so wunder:schönes. sie blätterte eine ganze zeit still darin herum. nachdem sie es geschlossen hatte, fragte ich sie „und?….“ „da hat wohl jemand ein sexualitätsproblem.“ „hast du den text gelesen?“ „den versteh ich sowieso nicht.“ ich legte ein stück von alban berg auf. nach einer zeit der stille fragte ich wieder „und?…“ „klingt wie musikalisches analphabetentum.“
uns trennen welten… ihr gelebter pragmatismus hat einen anderen grund als der meine. ich werde nie wirklich mit ihr reden können, aber ich mag sie sehr, sie kann so unbekümmert sein.