…. die fragen vor sich her treiben, welche papier in fetzen zerreißen, weil sie nur fragen, nichts weiter. die stunden gleiten an mir vorbei, ich setze immer wieder an, zerreiße immer wieder. eine zigarette nach der anderen, und das im schlafzimmer!. ja… fragen stellen. etwas, was wir menschen verlernen, weil uns von geburt an immer alles so schön serviert wird. mein teller ist ziemlich leer, ich sehe nur einen schwarzen farbklecks links am rand, auf der gegenüberliegenden seite schwarz und weiß gemischt. ein grau, welches mir im augen:blick des ansehens meine fragen beantwortet. das ist schmalkost?… nein, ist es nicht. diese kost stillt einen hunger, der allein durch antworten nicht befriedigt werden kann.
“Nein. Keiner erwartet eine Antwort. Alles ist bereits Antwort. Keiner fragt, denn keiner weiß, dass man überhaupt fragen kann. Alle sind sie nur mit den Antworten groß geworden, denkt der Lehrer, aber es sind keine Antworten auf Fragen, vielmehr sind es Scheinantworten, denn sie dienen dazu, der Frage zuvorzukommen, die Frage zu verhindern, sind dazu entworfen, den Willen der Frage im Keim zu ersticken, die Frage so zu verdecken, als gäbe es sie nicht. Zuerst kam die Antwort, so denkt mein Freund, und dann erst die Frage, das steht schon in der Bibel, im elften Buch Moses, im Lukas-Evangelium und im Friedrichs-Evangelium und in den Korintherbriefen, fünfter Band, und als die Frage kam, kam sie wie der Poet zur Verteilung der Güter dieser Erde, zu spät, für sie gab es keinen Platz mehr, so denkt der Lehrer“.
>>>Wolfgang Hildesheimer in >>>Tynset Surkamp 1982, Seite 136/137