viel gelernt heute abend….

… auch über mich selbst. in meinem kopf schwirren die dimetrischen und isometrischen projektionen eines würfels. zu beginn sollten wir einfach freihändig einen würfel mit den gedachten ellipsen in den flächen zeichnen. tat ich, brauchte ziemlich lange. der lehrer stand immer wieder hinter mir, wanderte durch die reihen, begutachtete, sagte nichts, stand aber immer wieder hinter mir. als ich fertig war, beurteilte er erst die zeichnungen der anderen teilnehmer, dann kam er wieder zu mir. „hmm… das ist aber selten.“ ich schau ihn an, und frage: „wieso, sieht der so scheiße aus?“ „nein, nein, ich werde ihnen gleich sagen, warum das selten ist.“ er kam mit lineal, ellipsenschablone… und geodreieck zu mir, legte die in verschiedenen positionen auf meine zeichnung. ich hatte keine perspektivische, auch keine isometrische, sondern eine perfekte dimetrische darstellung eines würfels aus der freien hand gezeichnet. bei einer exakten höhe von 5 cm bei allen kanten, hatte ich diese tatsächlich parallel, im gegensatz zur perspektivischen gezeichnet, die ellipsenachse auf der deckfläche lag exakt parallel zum horizont, in der vorderseite lagen die lange und kurze ellipsenachse genau auf den diagonalen, an der seitenfläche exakt eben nicht, sogar die winkel waren perfekt. „sie haben noch nie gezeichnet?“ „nicht wirklich.“ ich hatte allerdings etwas gemacht, was keiner der teilnehmer getan hatte, ich teilte mir die deckfläche, die vorder- und die seitenansicht mit hauchfeinen strichmerkerchen in 1 cm abständchen auf, mit dem auge wohlgemerkt. ich saß da jedenfalls, und wunderte mich über mich selbst. mein zwillingsbruder ist architekt, vielleicht haben wir etwas gemeinsames im blut. schon in der schule wurde sehr früh festgestellt, dass ich ein enorm gutes perspektivisch räumliches vorstellungsvermögen habe. ich sehe auch sofort, wenn ich in fremde räume komme, ob decken, fußböden, oder wände schief sind. die hängeschränke in meiner ersten küche hingen ohne wasserwaage exakt gerade, bei regalen, die ich selbst anbringe, ist das auch so… auch bilder hängen immer exakt, und immer ohne wasserwaage. mein kleiner bruder (der ja nun, mit akademischem hintergrund handwerker ist, und seinen meister hat) wollte damals nicht glauben, dass ich meine oberschränke in der küche ohne wasserwaage angebracht hatte, nicht das reine anbringen verneinte er, sondern das „ohne wasserwaage.“
na ja, jedenfalls durften wir dann noch, was das zeug hält, mit den entsprechenden gerätschaften, also mit linealen, schablonen, und dreiecken, würfel zeichnen, immer wieder die fluchtpunkte suchen, den horizont bestimmen. irgendwann sagte ich laut: „das geht jetzt aber nicht so, wie ich mir das denke, soviel papier hab ich ja garnicht.“ „was meinen sie damit?“ mit meiner ausgestreckten hand in die meinende richtung zeigend: „na… der horizont und der kreuzende fluchtpunkt sind da ganz hinten irgendwo.“ er grinste wieder: „na dann denken sie sich beides, verlassen sie sich auf ihr auge.“ insgeheim gab ich ihm recht, dieses ständige fluchtpunkte und horizonte suchen hatte mein eigenes gefühl für beides durcheinander gebracht. mit der perspektivischen und zentralperspektivischen darstellung hatte ich keine probleme, witziger weise mit der isometrischen, die für ein großteil der teilnehmer die einfachste war, bei mir klappte die genaue darstellung der deckfläche dieser nur mit dem equipment. freihändig hatte ich immer wieder alle flächen, bis auf die deckfläche, genau gezeichnet. der lehrer grinste: „ wieso haben sie damit ein problem.“ „mein auge guckt einfach nicht so auf einen würfel.“ nach langem ansehen meiner gezeichneten würfel stellte ich fest, dass ich würfel für mich in einer perspektivischen darstellung mit 42 º und 7º winkel, und der dimetrischen darstellung mit 41º25 und 7º25 winkel als wirklich perfekt empfinde, und auch schön. witzig finde ich auch mein empfinden, dass ein präzise gezeichneter körper- und schlagschatten eines freihändig gezeichneten objektes diesem so etwas wie halt gibt. es ist wie eine spürbare spannung zwischen dem was locker frei gezeichnet ist, und den genau gezeichneten linien seines schlagschattens. zum schluß sprach ich noch einmal kurz mit dem lehrer, er sagte mir, dass er noch nie gesehen hätte, dass jemand ohne lineal solche geraden zeichnen kann. „wie machen sie das, wo haben sie das gelernt?“ „hmm… das hab ich nicht gelernt, es ist mein gefühl….“ er verstand es leider nicht.

jetzt sag ich das noch mal: „hmm, es ist mein gefühl.“ das geht mir mit texten so, mit der musik, auch mit dem malen und zeichnen, und den menschen. es ist immer wieder nur mein gefühl. der abend hat mir sehr gut getan, gut, weil es gut tut, wenn der geist was zu knabbern kriegt. und… ich brauch unbedingt mehr bleistifte, 4b – 9b. warum ich zeichnen wirklich richtig lernen will?… ich will das wissen haben, die perspektiven später exakt entwickeln können, ohne viel darüber nachdenken zu müssen.

jetzt hab ich einen riesen kohldampf… irgendwo müssen noch spagetti im schrank liegen. mit pesto, pinienkernen und parmesan wird das ein gutes nachtmahl.