von dem…

>>> strandstuhl träumte ich letzte nacht. immer wieder fand ich etwas, was noch fehlte… ja, ich fand das, was noch fehlte, es lag andauernd plötzlich vor dem stuhl. ich hob es auf und brachte es an, zuletzt die noch fehlende, die zwei rechten beine haltende schraube. die fehlte tatsächlich gestern, als ich die zeichnung fertig hatte, komischer weise sah ich das erst auf der zweiten fotographie. ich brauch unbedingt ein radiergummi, welches nicht so krümelt… und auch nicht schmiert. jedes mal, wenn ich radiert habe, muss ich das radiergummi mit dieser nun verunreinigten stelle auf einem anderen blatt durch bewegung säubern, sonst schmier ich mir jedes mal meine zeichnung zusätzlich voll, und ich will heute mal schauen, ob ich einen radiergummistift finde, den man anspitzen kann. vorlagen für zeichnungen habe ich genug, stellte ich die tage fest. ich brauch ein foto nur ins negativ zu setzen… auszudrucken, abzuzeichnen, aber nur die form, das motiv, welches das bild öffnet, was am besten mit der schwarz-weiß thematik funktioniert. die leeren flächen sind immer ein graphem, ein zeichnerisches. schwarz formt, weiß wird zur projektionsfläche, die etwas nicht sehen, aber zu erkennen, glauben lässt. ein bild im bild sehen… es muss noch reifen, was ich da vorhabe.
ich stelle fest, dass zu zeichnen, mich absolut beruhigt. innerhalb von ein paar minuten war ich gestern wieder runtergefahren, hatte mich so geärgert… im tollhaus, sprich, in der firma. bis 03.00 uhr in der früh saß ich noch an der geburtstagskarte für meine schwester. ich kann an ihrem geburtstag leider nicht zu ihr fahren, weil meine kollegin schon wieder kurzfristig urlaub buchte. sie hat so viele überstunden zusammengechattet, dass sie jetzt, ihre bis dato genommenen freien tage waren nur das abbummeln von überstunden, tatsächlich ihre urlaubstage wegnehmen muss, was dazu führt, dass sie im november ganze drei wochen nicht da sein wird. dann werde ich zwar vor lauter arbeit kaum aus der wäsche gucken können, aber meine ruhe haben. im januar hat sich das ja eh erledigt. meine schwester bekommt von ihrer tochter ein tattoo zu ihrem geburtstag. „ich werde 40 jahre alt, jetzt will ich ein… nein, besser noch, zwei tattoos….“ sie wird sie bekommen, eines von ihrer tochter, und etwas später das andere von mir. sie bekommt also einen gutschein, mit einem entwurf dieses künftigen tattoos, digital farblich überarbeitet, von mir, das ganze in ein kleines passepartout einer schlicht roten geburtstagskarte eingefügt. es wird ein schwesterntattoo werden, weil wir beide dieses am linken fuß an der innenseite um den knöchel herum gezeichnet, tragen werden. was es sein wird?… eine kleine echse, mit ein paar maori-elementen des kämpfenden kupe. das tattoo von ihrer tochter lässt sich meine schwester an die rechte außenseite ihres rechten fußes zeichnen. ihre tochter hat es entworfen, ich weiß noch nicht, was es ist.
morgen fahre ich zu meiner freundin, die zeichenplatte der mutter steht bei ihr, glücklicherweise auch noch mit sämtlichem zubehör, welches die mutter zum zeichnen verwendete. sie wollte diese ganzen sachen irgendwann mal an die uni geben, beließ es aber bei diesem vorhaben, so habe ich jetzt das glück, diese ganzen utensilien zu einem ganz geringen preis erwerben zu können. aber ich musste versprechen, alle zu einem abendessen einzuladen, was ich gerne tun werde. der mutter geht es nicht gut, der krebs stagniert zwar, ist aber trotzdem auf seinem wege. die behandlung ist jetzt abschließend mit der begrifflichkeit „palliativ“ versehen worden. die mutter räumt das ganze haus um, schmeißt alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist, legt schriftlich ihre verfügungen fest, hat ihr grab ausgesucht, auch den stein, und alles schon bezahlt. der vater sitzt mit zuckenden schultern daneben. er kann alles nur mit ansehen. meine freundin selbst hat diese situation trotz des schmerzes jetzt akzeptiert, sie macht sich aber große sorgen um ihren vater. er fängt seit beginn der krankheit seiner frau, an, abzubauen, wird vergeßlich, mit einem male auch körperlich gebrechlich. er, der die ganzen jahre an der uni lehrte, ist verzeifelt, wenn er feststellt, dass er den beginnenden inhalt einer buchseite an ihrem ende nicht mehr weiß. die eltern meiner freundin sind seit 50 jahren verheiratet. gestern sagte sie ganz leise am telefon: „weißt du, was ich beiden wünsche?… das nicht einer allein zurückbleibt. sie lieben sich immer noch.“ nach solchen gesprächen einen übergang in die normalität zu finden, ist manchmal ganz schwer. also beschlossen wir, dass wir am sonntag, bei hoffentlich schönem wetter, bei ihr den sichtschutz an das neue balkongitter anbringen wollen. kabelbinder habe ich noch genug, diese braucht sie nicht zu kaufen. danach fahren wir ans wasser, am abend kochen wir gemeinsam.
gleich kommt mein bruder, ich freu mich auf ihn. sehr.