…. habe ich die ganze thematik gestern telefonisch und per fax geregelt. sein verhalten war echt nett. „ach wollen sie jetzt endlich doch einen dispo?… das geht aber nicht so einfach, wir müssen eine finanzielle analyse machen, dazu müssen sie zu uns kommen.“ „wieso müssen wir eine analyse machen?, sie sehen doch seit jahren, was auf meinem konto ein- und ausgeht, und das ich mein konto seit jahren auf guthabenbasis führe.“ „bei ihnen besteht ja durchaus die möglichkeit, dass sie jeden monat in irgendeiner form etwas sparen können.“ „soll das jetzt heißen, dass sie mir einen dispo nur gewähren wollen, wenn sie einen bausparvertrag, eine zusätzliche versicherung, oder eine anlage aus meinen rippen quetschen können?“ „nein, nein, sooo ist das nicht gemeint.“ „ich will ihren vorgesetzten sprechen.“ es war ein längeres gespräch. vor zwei jahren war publiziert worden, dass diese bank ihre kunden mit einer angeblich jährlich „vorgeschriebenen“ finanzanalyse intendierend dazu zwingen will, immer irgendetwas abzuschließen. genau das rieb ich diesem vorgesetzten unter die nase. er wollte in das gleiche brett schlagen, als ich damit drohte, mich an die bildzeitung und auch an die verbraucherzentrale zu wenden, wurde er unversehens bücklings freundlich. „sie brauchen nicht zu kommen, es ist auch keine analyse notwendig, nicht bei ihrem einkommen.“ „du arschloch…. ich werde die bank wechseln, aber erst dann, wenn ich meinen umzug hinter mir habe“, dachte ich, und beendete das gespräch.
also kann ich meiner freundin das geliehene geld gleich morgen wieder zurückgeben, alles andere kriege ich auch geregelt.
ja… und ganz lieben dank für den zuspruch per mail. ich stehe also nicht allein mit einer solchen problematik da. ob ich mich auch frage, was ich als mutter falsch gemacht habe?… ja, das frage ich öfter. meinem kinde sagte ich irgendwann einmal: „weißt du, den generationskonflikt an sich gestehe ich dir volle breitseite zu, ich weiß nicht woran das liegt, aber die generation, in der du ja jetzt aufwächst, hat das maß für die dinge nicht mehr, und ….. ihr denkt vorher nicht über konsequenzen eures handelns nach.“
ich hatte nie viel geld, war immer sehr sparsam, bin deshalb auch in den jahren, als ich mein kind allein aufzog, mit meinem geld hingekommen, häufig genug war das konto wirklich auf null, aber es reichte immer paßgenau, weil ich vorsorgend kalkulierte. mit diesen meinen mir eigenen möglichkeiten wuchs mein kind auf, weil es eben keine anderen gab.
ein jahr vor ihrem abi mit einer glatten zwei im schnitt, knallte es in ihrem gehirn. „ich geh nicht mehr zur schule“, sagte ein kind zu mir, welches ich von einem tag auf den anderen nicht mehr erkannte. als die schwierigen jahre durchgestanden waren, sie zu ihrer ersten abschlußprüfung gleich garnicht hinging, ich sie zur zweiten hinbrachte, vor der tür sitzen blieb, und sie wieder mit nach hause nahm, sagte meine schwester zu mir: „es müsste ein pubernat geben, die pubertierenden müssten mindestens drei, oder besser vier jahre von ihren eltern weg, weil sie in diesen jahren auf fremde personen mehr hören, als auf ihre eltern. alles, was eltern in dieser zeit sagen, wird abgelehnt.“
in dieser sehr schwierigen phase verabschiedete ich mich abends, wenn mein kind mir gute nacht sagte, oder auch nicht, von diesem tag mit meinem kind, aber auch von meinem kind in diesem tag. ich wollte jeden nächsten morgen dazu in der lage sein, mein kind wieder neu zu sehen. immer gelang mir das nicht, weil es subjektiv dann doch kumulierte, was mir eine zeit lang einen gehörigen anteil meiner objektiven mutterliebe nahm. meine verzweiflung war manchmal sehr groß, weil ich oft nicht mehr wusste, wie ich das, was ich zu tun beabsichtigte, richtig tun sollte, weil ich immer das gefühl hatte, dass einfach alles, was ich tat, falsch war. sie war nicht zugänglich, es kam nichts, aber auch wirklich nichts bei ihr an.
irgendwann kam dann der zeitpunkt, von dem an sie plötzlich und ständig neue und auch sehr teure sachen zum anziehen im schrank hatte. meine fragenden blicke kommentierte sie mit den worten: „ich habe einen neuen freund.“ die nächte, in denen sie einfach ausblieb, mir nicht sagte, wo sie war, verkürzten die arbeitszeiten des tages, nach einigen wochen konnte ich eins und eins zusammenzählen, sagte aber immer noch nichts. eines morgens saß sie vor mir: „ich muss dir etwas sagen. ich geh nach holland, ich will arbeiten.“ „arbeiten?… wieso willst du in holland arbeiten.“ sie druckste rum… mir fielen meine schuppen von meinen augen. „dein freund ist zuhälter…und du willst für ihn arbeiten.“ „ja.“ so spontan, wie mir übel wurde, konnte ich gerade noch schnell genug meinen kopf über die schüssel hängen. „es ist dir doch wohl volle breitseite klar, dass ich das nicht zulassen werde.“ ohne worte stand sie auf, und ging.
ich handelte sofort. durch meinen damaligen überfall habe ich bis heute beziehungen zur kripo, hatte sehr schnell seinen namen und auch seine tatsächliche adresse raus, bekam die informationen, die ich brauchte. es lief nach einer zweiten verurteilung wegen menschenhandels jetzt eine bewährung. was ich sonst noch herausbekam, erzählte ich nicht der kripo. seine geschäfte wickelte er in holland, belgien, und auch in deutschland ab, aber auch in florida mit einem investorenvisum. mit diesen informationen setzte ich ihn unter druck, die amerikaner wussten nichts von seinen laufenden gerichtsverhandlungen, und auch nichts von seiner bewährung. ich erpresste ihn definitiv, nach drei tagen und nächten des kampfes drohte ich ihm mit einer noch ganz anderen eigenen sehr privaten thematik.
vor jahren rettete ich, als zeugin eines nächtlichen verkehrsunfalles, einem mann sein leben. als ich ihn in der dunkelheit auf dem acker liegend fand, war nicht nur sein hosenbein, sondern auch sein rechtes bein fast abgerissen. auf dem weg zu ihm, vom straßenrand bis zum acker, griff ich instinktiv nach einem stock. was ich tat, tat ich automatisch. ich zog meine bluse aus, wickelte sie zu einem band, legte dieses um seine leistengegend, knotete es, schob den stock darunter und drehte, wickelte die enden seitenungleich im wechsel um den stock, weil ein abbinden so sehr gut funktioniert. sehen konnte ich nicht wirklich viel, zusätzlich griff ich einfach in dieses warme fleisch, drückte an der stelle, an der sein blut pulsierend warm aus ihm rausschoss mit meiner hand zu, mit der anderen hand rief ich über mein handy 112 an. der hubschrauber kam, sie versorgten ihn, luden ihn ein… ich stand später irgendwie daneben, war nicht mehr ansprechbar, kam dann auch noch ins krankenhaus, weil ich einen schock hatte. viel dachte ich in diesen minuten nicht wirklich, erst hinterher wurde mir schlecht. ich wusste zu diesem zeitpunkt nicht, wem ich das leben gerettet hatte. nach wochen bekam ich unangemeldeten besuch. ein großes schwarzes auto fuhr vor, der fahrer stieg aus, öffnete die beifahrertür, heraus stieg e r, seine hände auf gehhilfen gestützt. bis heute habe ich einen kleinen zettel, auf dem eine telefonnumer steht. „wann immer, egal wo, egal wann, sie hilfe brauchen, rufen sie mich an.“
mit dieser tatsache setzte ich den zuhälter, der meine tochter zur prostituierten machen wollte, unter druck. der name, den ich nannte, ließ ihn am telefon sofort schweigen. er legte den hörer auf, ließ mein kind wie eine heiße kartoffel fallen. danach stand ich am abgrund meiner eigenen kraft, war zwei wochen krankgeschrieben, mein kind aber sprach mehrere monate nicht mit mir.
obwohl sie zu diesem zeitpunkt schon 20 jahre alt war, ging ich nach einiger zeit zum jugendamt, wurde von dort an eine andere institution verwiesen. dort sagte man mir: „rein ins wasser mit dem kind.“ ich ging nach hause, schaute sie an, und sagte zu ihr: „du wirst jetzt ausgezogen.“ „wie?“ „du ziehst jetzt aus.“ „das tu ich nicht.“ „wenn du das nicht tust, dann tu ich’s.“ gesagt getan, zog ich aus meiner wohnung aus, nahm mir eine kleinere, mein kind verfrachtete ich mit hilfe der beratungsstelle in eine eigene kleine wohnung. für ihre miete musste ich bürgen, zahlte diese dann auch oft genug. sie war von dem augenblick an allein auf sich gestellt, es war eine ganz harte zeit für sie. sie gehört zu den menschen, die wirklich nur durch eigene erfahrungswerte lernen. ich brauchte lange, um das zu erkennen, hatte viele momente lang immer wieder ein schlechtes gewissen, weil ich als mutter mich so verhielt, denn sie warf mir alles mögliche vor. „du lässt mich im stich, so etwas tut keine mutter.“ zwei jahre später sagte sie mir allerdings: „mama, was besseres konntest du nicht tun, ich hätte nie auf dich gehört… “ ich erwiderte nichts, nahm sie in den arm.
ich weiß nicht, in welche scheiße sie sich jetzt wieder geritten hat. ich kann sie immer noch nicht erreichen, sie geht nach wie vor nicht ans telefon.
mit meiner schwester telefonierte ich gestern abend lange. sie sagte unter anderem, dass die kinder heute das durch selbständiges denken sich entwickelnde eigene lernen nicht mehr lernen. „gestern kam eine sechsjährige zu mir, fragte mich, ob sie ihre schuhe eigentlich schön fände.“ „was hast du geantwortet?“ „ich sagte ihr, dass sie doch selbst entscheiden müsse, ob sie ihre schuhe schön fände, oder nicht. ein anderer bengel kam zu mir und beschwerte sich darüber, dass seine mutter vergaß, ihm sein turnzeug einzupacken, ich sagte ihm, dass nicht seine mutter das vergessen hätte, sondern er, denn er ginge zum turnen.“ ich musste parallel dazu an einen praktikanten denken, den wir seit fast einem halben jahr bei uns haben. er kam vorgestern mit einer auf einem großen fotopapier ausgedruckten grafik zu mir: „kann ich das ausschneiden?“ völlig fassungslos schaute ich ihn an: „das müssen sie doch selbst entscheiden, ob sie das ausschneiden können.“ „und wo sind die scheren?“ „wie lange sind sie jetzt hier?“ „ein halbes jahr.“ „ja, und seit einem halben jahr stehen die scheren in einem köcher an dem immerselben platz.“ wortlos ging er zum schrank, öffnete die tür, und nahm sich eine schere. er wusste definitiv, wo sich die scheren befinden. da musste ich an meinen chef denken: „sie haben vergessen, mir zu sagen, dass ich meine visitenkarten einstecken muss.“
wir nehmen heute das brot, welches wir essen wollen, einfach aus dem regal des supermarktes, oder wir kaufen es beim bäcker. jedes kind sollte man lehren, was es bedeutet, das korn für das backen des lebensnotwendigen brotes mit der arbeit eigener händchen selbst wachsen zu lassen, es zu hegen und zu pflegen, zu dreschen, zu malen, um dann dieses mehl zu einem brot zu backen, um dieses als nahrung zu sich nehmen zu können. ich weiß, wie sich das anfühlt, eine mohrrübe zu essen, deren saatkorn ich selbst in die erde legte. ich weiß, wie es sich anfühlt, jeden tag mehrere male zu schauen, ob schon etwas aus der erde wächst, zu gießen, beim wachsen zuzusehen und zu warten, dann zu ernten, sie abzuwaschen und zu essen. manche kinder wissen heutzutage mit zugebundenen augen nicht einmal zwischen dem geschmack einer möhre und eines apfels zu unterscheiden, noch nicht einmal bitter, salzig oder sauer können sie voneinander trennen.
es stimmt schon, man sollte seine kinder ab und an mit zugebundenen augen auf die eigene strecke schicken, sie würden anders lernen…. wieder auf ihren instinkt hören lernen, und wirklich fühlen, auf welchem und auf wessen grund sie stehen, nämlich auf ihrem eigenen.
mir ist jetzt klar, wo ich das alles lese, dass ich viele worte schrieb…. sie alle stehen vor einer einzigen aussagefrage: „was hab ich als mutter falsch gemacht.“